Interview mit Chrigel Glanzmann von ELUVEITIE

 

 

Zum Anfang lass uns die Frage klären: Geistert die Idee für „Evocation I: The Arcane Dominion“ schon lange durch deinen Kopf? Oder wann genau bist du auf die Idee für ein Eluveitie Akustikalbum gekommen?

 

Genau, die Idee geisterte schon lange immer mal wieder rum. Ein Akustikalbum, das war einfach eine Herausforderung, die uns reizte, etwas was wir einfach mal machen wollten. Bereits gegen Ende 2007 schrieb ich dann ein Konzept für Evocation I und II. Allerdings legten wir die ganze Chose dann doch erst mal noch ein paar Monate auf Eis, um uns voll auf Slania zu konzentrieren, bzw. darauf, Slania live zu präsentieren.

 

Auf „Evocation I: The Arcane Dominion“ bekommt man nur neue Songs vorgesetzt, ihr kleidet keine euren alten Songs in ein neues akustisches Kleid wie es andere Bands bei einem Akustikalbum gerne machen. Stand nie zur Debatte, ein oder zwei Songs von „Slania“ oder „Spirit“ nochmals für das Album in akustischer Form zu recyceln?

 

Nicht wirklich. Ich dachte schon mal darüber nach und die Idee reizte uns an sich auch. Aber letztlich schien keiner der bisherigen Songs so wirklich ins Evocation-Konzept zu passen.

 

Jeder Song auf „Evocation I: The Arcane Dominion“ würde sich sicherlich auch auf einem Album wie „Slania“ gut machen, daher die Frage: Wie genau hast du entschieden, welche Songs auf „Evocation I: The Arcane Dominion“ passen würden bzw. gab es sogar Songideen, die du für das nächste „elektronische“ Album zurückgehalten hast?

 

Es war eigentlich nicht so, dass es sozusagen eine Anzahl Songs gab und davon manche Songs für "Evocation I" ausgewählt wurden. Wenn ich Songs schreibe, dann schreibe ich die immer genau auf ein Album zugeschnitten, wenn du so willst. Ich schreibe erst das komplette Konzept für ein Album und auf Basis davon dann erst die einzelnen Songs. Allerdings entstand während den Aufnahmen zu "Evocation I" spontan die Idee, einen der akustischen Songs neu zu arrangieren und zu einer Metal-Version zu verarbeiten - für das nächste Metal Album dann. Wir nahmen sogar bereits einen ersten Entwurf davon auf, als wir noch im Studio waren.

 

Wie es der Titel des Album schon ankündigt, wird es von „Evocation I: The Arcane Dominion“ wohl noch einen zweiten Teil geben. Was kannst du uns über Nachfolger verraten?

 

Genau! Als ich das Konzept "Evocation" erarbeitete, kristallisierte sich rasch eine zweiteilige Struktur heraus, das Ganze sollte sich über zwei Alben erstrecken. Für den zweiten Teil von "Evocation" lassen wir uns aber noch ne Menge Zeit. Nach "Evocation I" ist zuerst mal wieder ein reguläres Folk Metal Album angesagt.

 

Was mir auf „Evocation I: The Arcane Dominion“ auffällt ist, dass du dich selber als Sänger fast vollständig zurücknimmst, der weiblichen Fraktion mehr oder weniger den Gesang überlässt. War das von Anfang an so geplant, oder wie kam es dazu?

 

Von Anfang an war zumindest geplant, dass es vermehrt weiblichen Gesang auf dem Album geben soll. Dass auf dem Album nun aber fast ausschließlich Annas Gesang vertreten ist, das entwickelte sich spontan und natürlich während der Konzipierungs- und auch Songwritingphase.

 

Würdest du sagen, dass es für dich mal entspannend war, dich selber als Frontmann der Band ein wenig zurückzunehmen?

 

Hahaha, so hab ich mir das noch gar nie überlegt! Nun, vielleicht ja?

 

Kannst du bitte kurz erklären was der Mann auf dem Cover zu bedeuten hat, was für eine Figur er darstellen soll?

 

Auf dem Cover ist eine zeitgenössische Darstellung von Kernunnos zu sehen - einer Figur aus der keltischen Mythologie. Das Cover spiegelt den Inhalt des Albums wieder, welches sich fast ausschließlich um mythologische Themen dreht.

 

Stimmt es, dass der Mann auf dem Cover euch von einer Arbeitsvermittlungsstelle vermittelt worden ist, oder wie habt ihr ihn für diesen „Job“ gefunden?

 

Bitte??? Haha, wer sagt denn so etwas? Nein, das stimmt so nicht. Der Typ der auf dem Cover zu sehen ist, arbeitet für eine Zürcher Model-Agentur und ist normalerweise in Modekatalogen und dergleichen anzutreffen.

 

Ihr seid ja aktuell zusammen mit Kreator auf großer Tour. Mille hat in einem Interview gesagt, dass er euch speziell für diese Tour ausgewählt hat, da er eure Musik klasse findet. Wie gehst du mit solch einem Lob um?

 

Das freut uns natürlich. Die Atmosphäre auf der Tour ist sehr kollegial und entspannt. Herr Petrozza und seine "Schergen" haben wir als sehr freundliche und liebenswerte Kerle kennen gelernt.

 

Abschließend noch ein kleiner Blick auf ein paar Songs mit der Bitte an dich, dass du doch bitte erklären magst, um was es in den Songs geht:

 

„Brictom”

Wie bei den meisten Songs auf "Evocation" bestehen die Lyrics aus einem originalen gallischen Text, der in etwa 2000 Jahre alt ist und bei archäologischen Ausgrabungen gefunden wurde! Es ist ein magischer Text. Das alte gallische Wort "Brictom" bedeutet in etwa "der Zauber der Frauen", womit freilich nicht jener "Zauber" des schönen Geschlechts gemeint ist, der uns Männern hin und wieder mal den Kopf verdreht, sondern vielmehr eine weibliche, explizit von Frauen praktizierte Magie.

 

„The Arcane Dominion“

Der Track ist ja bis auf eine kurze Text-Einlage ein Instrumental. Das Stück drückt die unantastbare Souveränität der Natur aus. Der kurze Text ist ebenfalls ein ca. 2000 Jahre altes Original und bedeutet ungefähr: "Hier ist das Heiligtum im Wald. Willkommen! Mögest du Genesung finden."

 

„The Cauldron Of Renascence“

Ebenfalls ein Instrumental. Der "Kessel der Wiedergeburt" (was der Songtitel zu Deutsch bedeutet) ist ein Bild aus der keltischen Mythologie, welches ich persönlich sehr mag, da es irgendwo ziemlich bizarr anmutet, andererseits aber auch sehr natürlichen und hoffnungsvollen Charakter hat. Dieser "Kessel" ist ein gigantisch großes Kochgefäß aus Bronze, welchem eine nicht minder gigantische mythologische Figur vorsteht. Auf dem Schlachtfeld gefallene oder verwundete Krieger werden in diesen "Topf" geschmissen. Nach dem sie eine Weile in dem wundersamen Kessel gekocht wurden, steigen sie plötzlich wieder heil und unversehrt daraus heraus.

 

„Omnos“, bei diesem gibt es gegen den Schluss eine Art Dialog zwischen der weiblichen Gesangsstimme und dir (?). Was hat es damit auf sich?

Ein an sich ein ergreifender und sehr düsterer Text, der die uralte Tragödie zwischen den Geschlechtern aufgreift - die Geschichte vom jungen Mädchen und dem bösen Wolf. Es mag um zwischenmenschlichen Konflikt, um zerbrochene Liebe und gar um Missbrauch und sexuelle Gewalt gehen. Der Text ist letztlich aber metaphorisch geschrieben, jeder kann sich letztlich selbst seine Gedanken über die Bedeutung machen. Auf jeden Fall ist der Text als Zwiegespräch zwischen dem Mädchen und dem Wolf verfasst - daher der Dialog am Ende des Songs.

 

„Voveso In Mori“

Der Song dreht sich primär um Gefühle und Emotionen, um Schmerz und um Trauer.

 

Nando Rohner – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.eluveitie.ch