Interview mit DORO

 

 

25 Jahre Doro und das Jubiläumsalbum hört auf den kämpferischen Titel „Fear no Evil“.  Könnte man sagen, dass dieser Titel ein wenig deine Attitüde zusammenfasst, die dich in den letzten 25 Jahren begleitet hat?

 

In gewisser Weise schon. Ich wollte dem Album halt einen schönen Titel geben, der metallisch klingt, aber trotzdem eine positive Message hat. Die Idee dazu ist mir gekommen, als ich „Night of the Warlock“ eingesungen habe, in dem die Textzeile „don`t fear no evil“ vorkommt. Diese Textzeile hat mich auf eine Art extrem berührt, keine Ahnung wieso. Darum habe ich mir gedacht, das könnte noch ein schöner Albumtitel sein.

 

Der erste Track auf dem Album ist mit „The Night Of The Warlock“ betitelt. Beinhaltet dieser Song einen Querverweis auf deine musikalische Vergangenheit mit Warlock, oder irre ich mich da?

 

Ich wollte mit dem Album das ganze Spektrum abdecken. Es fängt mit „The Night Of The Warlock“ an und endet mit „25 Years“. Der Song kam aber eigentlich nur deshalb zustande, da ich einfach mal etwas mit der Warlock-Figur auf der Bühne machen wollte. Es ist so ein richtig schöner 80er Jahre Song, mit langen Intro, mystisch und stimmungsvoll. Für die Jubiläumsshow die vor ca. 4 Wochen im ISS-Dome stattgefunden hat, haben wir uns für den Song was Schönes einfallen lassen. Während des Intros haben wir den Warlock auf die Bühne hochfahren lassen, das sah wirklich klasse aus. Ein Jahr lang wurde an der Figur gearbeitet, um diesen Effekt in der Show zu haben.

„The Night Of The Warlock“ war übrigens auch der zweite oder dritte Song, den wir für das Album fertig hatten. Und mit seinem langen Intro bot er sich an, das Album zu eröffnen.

 

Man kann aber schon sagen, dass du auf dem Album in deiner Vergangenheit anfängst und mit „25 Years“ in der Jetztzeit endest, oder?

 

Ja, aber geplant war das so nicht. Meistens ist es so, dass ich so viele Songs wie möglich schreibe. Sei es nun alleine oder mit der Band, oder auch mit Andreas Brun, mit dem ich z.B. „Herzblut“ und „Caught In A Battle“ geschrieben habe. Und wenn wir uns dann die Demos anhören, suchen wir uns die schönsten Songs für das Album aus, um jene dann auszuarbeiten. Die Reihenfolge der Songs entscheide ich dann aber immer aus dem Bauch heraus, mein Gefühl sagt mir wann es einfach passt. Ich kann das gar nicht richtig erklären. Meisten schlaf ich auch noch eine Nacht darüber, um mir ganz sicher zu sein. Und wenn ich dann schlecht schlafe, dann weiß ich auch, dass die Songreihenfolge so einfach noch nicht gut genug ist, und noch mal neu ausgearbeitet werden muss. Wenn man aber dann in Ruhe und Frieden schlafen kann, was während der Produktion zu einem neuen Album so gut wie nie vorkommt, haha, dann weiß man auch, dass alles so stimmt wie es ist.

 

Der Song „Caught In A Battle“ hat mich doch sehr überrascht, da er ungewohnt hart auffällt. Er fängt fast schon chaotisch an und wird erst durch deinen Gesang wieder in geordnete Bahnen geleitet. War das so von dir geplant?

 

Ja, genau. Der Text des Songs richtet sich auch gegen den Krieg, es ist ein Anti-Kriegssong. Es sollte von Anfang an ein Song über den Wahnsinn des Kampfes werden. Ein Song über den Krieg, wo eigentlich niemand mehr weiß, wann und wieso er überhaupt angefangen hat und vor allem, ob man überhaupt noch kämpfen soll oder nicht. Wir wollten einen richtig harschen Song mit Kriegsatmosphäre machen, haha. Der Song wurde immer härter und härter. Den Song habe ich auch ein paar Fans vorgespielt, die von Anfang an Feuer und Flamme dafür waren und meinten, dass ich den unbedingt auf die Platte nehmen müsse. Ich dachte mir schon, dass die Plattenfirma vielleicht mit dem Song ihre Probleme haben würde und ihn vielleicht eher als B-Seite verwenden würde, aber das war nicht der Fall. Sie fanden den Song ebenfalls richtig gut, haha.

 

Der Song ist definitiv eine gelungene Überraschung auf dem Album.

 

Ja, das meine ich auch. Es gibt aber Fans, die eher auf meine normalen Sachen stehen, die den Song nicht so mögen. Andere wiederum finden ihn richtig klasse.

 

Aber das zeigt auch, dass du was richtig gemacht hast, wenn der Song so polarisiert. Es wäre wohl viel schlimmer, wenn der Song die Leute kalt lassen würde.

 

Da hast du recht, das stimmt auch wieder, hehe.

 

Die Ballade „Herzblut“ gibt es auch auf der gleichnamigen EP in verschiedenen Sprachversionen, nämlich in Französisch, Spanisch und Portugiesisch. Sprichst du all diese Sprachen, oder wie hast du es gemeistert die Songs in diesen Sprachen umzusetzen?

 

Ich habe natürlich Leute, die mir dabei helfen und darauf achten, dass ich alles richtig ausspreche. Einen Song in Französisch und Spanisch habe ich ja schon mal gemacht, bei „Let Love Rain On Me“. Irgendwann meinte jedoch wer zu mir, dass ich in Brasilien so viele Fans hätte und doch auch mal was in Portugiesisch für sie machen solle. Andreas Brun hat mir dann eine Sängerin vermittelt, mit der ich den Song in Portugiesisch üben konnte. Anfangs habe ich mir gedacht, dass ich im Song ein wenig mit den Sprachen spielen könnte. Also ein Satz in Französisch, Spanisch und Portugiesisch, was aber doch nicht so eine tolle Idee war und dem Song nicht gerecht werden würde. Aus diesem Grund gibt es nun eben drei zusätzliche Versionen in verschiedenen Sprachen. Portugiesisch ist übrigens eine wahnsinnig schwere Sprache, es war gar nicht leicht den Song in dieser Sprache einzusingen.

 

Mein absoluter Lieblingssong auf dem neuen Album ist „Walking With The Angels”, wo du zusammen mit Tarja Turunen singst und wahre Gänsehautmomente heraufbeschwörst. Wie ist es zu der Zusammenarbeit zwischen dir und Tarja gekommen?

 

Ich habe Tarja das erste Mal in Wacken Live gesehen, das war glaube ich 2002. Ich fand sie einfach super, auch wenn sie eine andere Art von Musik als wir macht. Wir haben uns danach immer mal wieder gesehen und ein wenig miteinander geplaudert. Letztes Jahr hat Regina Halmich, eine sehr gute Freundin von mir, ihre Boxkarriere beendet, wobei ich für diesen Anlass den Song „The Queen“ geschrieben habe. An diesem Abend, an dem Regina Halmich ihren letzten Kampf hatte und ihn auch gewann, war auch Tarja anwesend, die ebenfalls einen Song vorgetragen hat. Und beim Soundcheck haben wir uns ein wenig unterhalten und sind zum Entschluss gekommen, dass wir eigentlich mal was zusammen machen müssten, wenn es sich ergibt. Mit „Walking With The Angels” wollte ich einfach einen Song über positive Energie schreiben, die einem hilft wenn man mal eine schwere Zeit durchmacht. Ich wollte einen Song über Angel-Power schreiben, haha. Als ich den Song dann fertig hatte, habe ich mir gedacht er wäre noch schön, wenn auf dem Track auch jemand mit einer engelhaften Stimme zu hören ist. Ich habe den Song an Tarja geschickt, die ihn auf Anhieb mochte. Sie hat mir dann angeboten, dass ich auf ihrem Album, der Winter-Edition von „My Winter Storm“, den Song „The Seer“ mit ihr einsingen könnte. Ganz nach dem Motto eine Hand wäscht die andere, hehe.

 

Im Zuge des neuen Albums bist du ja wieder voll im Interviewstress. Gibt es eigentlich nach 25 Jahren noch eine Frage, die du gerne mal beantworten würdest, aber die dir noch nie gestellt wurde?

 

Nein, da wurde schon alles gefragt, haha. Aber weißt du, bei mir kann man auch nur Fragen zu dem stellen, was man auch sieht. Ein Privatleben oder so habe ich nicht. Für mich gibt es nur das Aufnehmen von Alben oder auf Tour sein, mehr nicht.

 

Deine Fans sind dir ja unheimlich treu ergeben, man könnte fast sagen, du hast die treusten Fans die man sich als Musiker nur wünschen kann. Woran liegt es, dass du so treue Fans hast? Was gibst du den Fans, was andere Musiker ihnen vielleicht nicht geben?

 

Weißt du, ich habe das Gefühl, dass ich mich total auf meine Fans verlassen kann. Und ich glaube auch sie haben das Gefühl, dass sie sich immer auf mich verlassen können. Bei mir braucht man keine Angst zu haben, dass ich mal ausflippe, oder meine Musik an den Nagel hänge. Man weiß ich bin was Solides, was Verlässliches. Die Fans wissen genau was sie von mir erwarten können, sei es nun auf CD oder bei einem Konzert. Ich verstelle mich auch auf der Bühne nicht, sondern bin einfach so wie ich auch sonst bin, ganz natürlich halt. Ich bin auch Metal-Fan und finde es deshalb auch wichtig, dass man die Fans mit Respekt behandelt.

 

Wenn du dir abschließend eine aktuelle Band aussuchen könntest. Welcher Band würdest du es zutrauen, dass sie es wie du schafft 25 Jahr erfolgreich im Geschäft zu bleiben?

 

Ich würde sagen Rammstein.

 

Ich wusste dass du das sagst.

Wieso? Haha!

 

Es ist allgemein bekannt, dass du ein riesengroßer Rammstein-Fan bist, daher.

 

Ich habe die Band damals 1995 das erste Mal gesehen. Wir waren da zusammen auf einer Promo-Tour unterwegs, wo wir vor verschiedenen Club-Besitzern, Veranstaltern usw. gespielt haben. Und damals haben Rammstein schon die volle Show abgezogen, auch wenn das Publikum nicht unbedingt aus Metal- und Rock-Fans bestand. Ich war von Anfang an Fan dieser Band.

 

Du hast letztes Jahr zum ersten Mal in China gespielt, richtig?

 

Ja, genau. Das war so was von genial dort. Ich hätte nie gedacht, dass die Leute dort meine Musik kennen und sie so gut aufnehmen. Es war einfach super.

 

Letzte Frage: Wie sagt man Danke auf Chinesisch?

 

(wie aus der Kanone geschossen) XIE XIE, haha.

 

Perfekt und somit ein XIE XIE für das nette Interview mit dir.

 

Hat Spaß gemacht.

 

Nando Rohner – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.doropesch.com