Interview mit Lennon Murphy von DEVIL’S GIFT

 

 

Lennon, weshalb hast du dich nach deinen bisherigen Aktivitäten im Rock, Singer-Songwriter und Pop-Bereich nun dazu entschlossen, in Form von Devil’s Gift zusätzlich noch mit einer Metalband an den Start zu gehen?

 

Ursprünglich war es schon früher meine Absicht eine härtere Richtung einzuschlagen, allerdings haben mir über lange Zeit schlichtweg die richtigen Personen für eine vernünftige Zusammenarbeit gefehlt. Das hat sich geändert, als ich die Möglichkeit bekam mit Jason Suecof gemeinsame Sache zu machen.

 

Neben dem neuen Devil’s Gift Album hast du auch ein neues Akustikalbum fertig gestellt. Damit hast du zwei grundverschiedene Stilistiken und Herangehensweisen vor der Nase. Wie schaffst du es persönlich zwischen den einzelnen Arbeitsbereich hin und her zu schalten?

 

Ich hab es bisher ehrlich gesagt noch nie so betrachtet, dass ich mich mental ein- oder umstellen hätte müssen. An den Devil’s Gift Songs zu arbeiten, hat sich schlichtweg als härtere Angelegenheit für mich herausgestellt, weil es einfach eine neue Erfahrung war. Für gewöhnlich schreibe ich meine Songs komplett allein, aber seit ich mit Jason arbeite, muss ich die Dinge in einem andern Licht betrachten. Die akustischen Sachen sind hingegen entstanden wie immer bei mir: Ich saß gelangweilt am Piano und irgendwann kamen Songs dabei heraus.

 

Meiner Meinung nach würde deine Stimme auch ausgezeichnet zu Popmusik passen. Warum hast du dich stattdessen für Metal entschieden; und damit sicher auch nicht unbedingt den leichteren Weg gewählt?

 

Ich bin überhaupt kein Fan von Pop, also ist mir die Idee etwas zu tun, das mir keinen Spaß macht auch nicht in den Sinn gekommen. Als Songschreiberin fand ich zudem schon immer, dass härtere Musik auch mehr Emotionen vermittelt. Metal kann jede erdenkliche Emotion transportieren und genau das liebe ich an dieser Musikrichtung auch. Abgesehen davon war ich noch nie jemand, der die einfachen Wege gegangen ist. Wer sich grundsätzlich viel mit Musik und dem Drumherum beschäftigt, hat früher oder später eine schwierige Karriereentscheidung zu fällen und wird dabei wohlmöglich nicht unbedingt die cleverste Wahl treffen.

 

Wo du gerade die einfachen Wege ansprichst: Du hast persönlich schon einige negative Erfahrungen in deinem Leben gemacht, was man nicht zuletzt in deiner Kurzbiografie nachlesen kann. Würdest du Devil’s Gift, wo du neben dem normalen Gesang auch mit Screams und anderen aggressiven Techniken arbeitest, in gewisser Weise als Reaktion auf diese harten Zeiten sehen? Oder nennen wir es ein Ventil für die negativen Erfahrungen, die du bisher gemacht hast?

 

Devil’s Gift sind genau genommen sogar eine Art Befreiungsschlag für mich. Ich habe die Songs dieses Albums dazu genutzt, einige Dinge zu verarbeiten und hinter mir zu lassen. Ich hatte die Möglichkeit ein wie du es nennst Ventil zu finden und damit einige Dinge von mir zu schieben. Dabei war das nicht mal eine vorsätzliche Entscheidung, sondern ist letztlich einfach so passiert. Das gilt übrigens für viele Aspekt unseres Albums, seien es die normalen Vocals, die Screams oder die Texte.

 

Auf „Devil’s Gift“ lag dein Hauptaugenmerk auf den Texten und Gesangslinien, richtig? Somit musstest du sozusagen auf den kreativen Output einer anderen Person, in deinem Fall war das Jason Suecof, reagieren. Wie bist du mit dieser für dich neuen Situation zurecht gekommen?

 

Da ich zum ersten Mal so gearbeitet habe, war das ganz zu Anfang wirklich etwas knifflig für mich. Ich bin überzeugt davon, dass jedes Stück Musik immer auch mit den passenden Worten in Verbindung stehen sollte. Zu versuchen sich in die Gedanken einer anderen Person zu versetzen und zu erkennen was sich derjenige in dem Moment gedacht hat war stressig, wurde aber deutlich leichter mit der Zeit, weil ich meine Herangehensweise grundlegend umgestellt habe. Es ist egal was Jason denkt, oder was Dave (Elitch, Drummer – Anm. d. Aut.) denkt oder was ich denke. Es geht darum was man fühlt, wenn man die Musik hört. Nach einer gewissen Zeit war es für mich dann sogar fast einfacher als meine gewohnte Arbeitsweise.

 

Ich habe über dich gelesen, dass du es auf Tour auch mal gern krachen lässt und dass du etwa gern ein Sixpak zur Hand nimmst, wenn du am Piano neue Musik schreibst. Wie schaffst du es angesichts von Party und Alkohol dich auf Tour fit zu halten?

 

Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung. Man kann nicht all zu viel tun, wenn man mit vielen Leuten auf engem Raum aufeinander hängt, wenig schläft, zwischendurch den Van fährt, sich mit der Presse befasst und wenn ich mich natürlich außerdem um meinen dreijährigen Sohn kümmere und noch dutzende andere Dinge im Kopf habe. Genau genommen versuche ich nur so viel wie möglich zu schlafen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Und ich mache einen großen Bogen um Mc Donalds.

 

Wie steht es um euren Bandnamen? Handelt es sich dabei um eine metaphorische Umschreibung für dich als Person?

 

Ein paar Leute, meine Mutter eingeschlossen, habe ich oft sagen hören, dass Musik ein Geschenk Gottes sei und dass die Engel einen mit dem Geschenk der Musik segnen. Aber Musik ist auch ein grausames Geschäft. Ich habe großartige Musiker sprichwörtlich vor die Hunde gehen sehen in dieser Branche. Wenn es wirklich einen Gott gibt und auch einen Teufel, dann ist Musik heutzutage keine Gabe Gottes sondern es ist ein Teufelsgeschenk, das Devil’s Gift.

 

Zuletzt warst du recht präsent in der Musikpresse, da du dich in einem Rechtsstreit mit Yoko Ono (Witwe von John Lennon, Anm. d. Aut.) befindest, der sich um deinen Künstlernamen Lennon dreht, was gleichzeitig dein Geburtsname ist und den du auch als geschütztes Markenzeichen eingetragen hast. Gesetz dem Fall du verlierst den besagten Prozess: Was wäre die Konsequenz daraus für deine Karriere?

 

Rein technisch wäre ich noch dazu in der Lage unter dem Namen Lennon Musik zu machen, aber ich würde den Schutz des Namens verlieren, der mich davor bewahrt, dass auch andere ohne Erlaubnis den Namen verwenden und etwa Bootleg-Merchandise und andere Produkte herzustellen könnten. Es würde meine geschäftliche Basis, die ich mir in den letzten 8 Jahren erarbeitet habe, merklich behindern, wenn nicht sogar fast vollständig zerstören. Sie wollen die Rechte einfach haben – ohne jeglichen konkreten Grund. Es macht mich fassungslos und traurig, dass da wohl jemand meint nur weil er einen Haufen Geld hat könne er sich kaufen was immer er will  - egal ob andere dadurch Schaden nehmen.

 

Wenden wir uns lieber angenehmeren Themen zu. Euer Debüt ist noch nicht erschienen, aber ihr habt schon eine große Europatour gebucht. Siehst du für euch als recht unbeschriebenes Blatt ein gewisses Risiko bei einer umfangreichen Tour wie im vorliegenden Fall? Und werden auch Songs von deinen beiden Rockalben, die du als Lennon veröffentlicht hast im Set landen?

 

Er wäre mit Sicherheit ein äußerst riskanter Schachzug, wenn wir versuchen würden, eine solche Tour als Headliner auf die Beine zu stellen. Allerdings handelt es sich in unserem Fall ja um eine Co-Headlining Tour von Blessed by a broken Heart und I Am Ghost, bei der wir nur direkter Support sind. Ich will Devil’s Gift zudem ganz strikt von Lennon trennen und darum wird es auch nur Songs von unserem Debüt zu hören geben.

 

Neben deiner Karriere als Sängerin und Songschreiberin bist du auch schon als Model in Erscheinung getreten, etwa für Maxim, die „Hottest Chicks in Metal“-Reihe des Revolver Magazines und bei den Suicide Girls. Ist modeln für dich die zweite große Leidenschaft neben der Musik? Und bekommst du viel Fanpost von den männlichen Lesern der jeweiligen Blätter?

 

Als ich noch sehr jung war habe ich mehrfach gemodelt. Ich hab Spaß an den Sachen, die ich etwa für Suicide Girls und bei anderen Shootings mache, aber als Leidenschaft würde ich das nicht bezeichnen. Als Model zu arbeiten ist eine sehr schwierige und anstrengende Angelegenheit und das Ergebnis hängt immer extrem vom Fotografen ab. Wenn der Fotograf nichts taugt, dann kann das Motiv noch so attraktiv sein, die Bilder werden nie wirklich gut werden. Ich merke auf jeden Fall, dass ich wohl für Teile beider Geschlechter attraktiv bin, aber bis zum Groupie hat es noch für niemanden gereicht. Für mich sind es einfach Fans und manche Anhänger sind über die Jahre sogar zu Freunden geworden.

 

Hast du eigentlich eine persönliche Beziehung zu Rock- und Metalbands mit Frontfrau? Und gibt es für dich vielleicht sogar besondere Favoriten oder Idole aus dieser Richtung?

 

Ehrlich gesagt bin ich kein Fan solcher Gruppen. Mein Problem mit den meisten Bands ist, dass sie sich nur in Form ihrer Frontfrau präsentieren und das zum einzigen Aufhänger für ihre Geschichte machen. Entweder bist du ein begabter Musiker oder eben nicht, es sollte keine Rolle spielen ob du männlich oder weiblich bist. Aber dennoch bewundere ich ein paar Bands, allerdings dafür dass sie sich treu geblieben sind und ihr Ding machen, anstatt sich immer auf ihre Sängerin zu stützen. Da fallen mir spontan Heart und Ani Difranco ein.

  

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.lennonmurphy.com / www.myspace.com/devilsgift