Interview mit MARK SWEENEY von CRYSTAL BALL

sounds2move: Im Vergleich zu euren früheren Werken habt ihr auf „Time Walker“ an Härte zugelegt. Woher kommt plötzlich diese zusätzliche Härte?

Mark Sweeney: Ich würde sagen dass die Songs immer noch melodiös sind, wir haben grundsätzlich keine Sachen geändert um härter zu werden. Aber die Produktion ist sicherlich härter geworden und vielleicht haben wir das ganze auch konsequenter durchgezogen. Also das wir von A bis Z wirklichen einen roten Faden haben, so dass das ganze Homogener rüberkommt. Nicht dass der eine Song lauter und der andere weicher klingt, sondern so dass es eine einheitliche Schiene gibt und dies lässt natürlich das ganze härter wirken. Sicherlich haben wir mit „Digital World“ einen unserer härtesten Songs eingespielt, wobei wir auf „Virtual Empire“ auch schon einen echten Kracher als Eröffnungssong hatten, aber das ganze war halt nicht so konsequent Produziert. Der Stefan Kaufmann, unser Produzent, hat darauf geachtet dass die nötige Würze vorhanden ist, das unsere raue Art die wir auf der Bühne haben auch auf CD übertragen wird und genau das war unser Ziel.

sounds2move: Also würdest du definitiv nicht behaupten dass eure neue CD härter ist, im Vergleich zu den Vorgängern?

Mark Sweeney: Wie schon gesagt von der Produktion her ist sie härter, aber vom Songwriting her eher nicht, vielleicht auch ein wenig konsequenter. Weniger ist mehr, wenn du verstehst was ich meine?

sounds2move: Also dann ist das Album eher minimalistischer?

Mark Sweeney: Ganz genau. Das stimmt!

sounds2move: „Time Walker“ wird ja von einem durchgehenden Konzept zusammengehalten, in dem ihr den Hörer auf eine Reise durch die Zeit mitnehmt.  Wie ist die Idee dazu entstanden?

Mark Sweeney: Nach der Tour zusammen mit Axxis & Pink Cream 69, haben wir uns sofort wieder ans Songwriting gemacht. Da es bei uns immer so ist, dass wir nach einer Tour mit dem Songwriting beginnen und uns dann ins Studio begeben. So haben wir zuerst den Song „Walk Through Time“ geschrieben, wobei unser Gitarrist vorgeschlagen hat das kommende Album gleichermaßen zu betiteln. Schlussendlich haben wir jedoch „Time Walker“ als Albumtitel ausgewählt, aber der Song „Walk Through Time“ ist dennoch darauf vorzufinden. Und dieser Song behandelt ja die Zeitreisethematik.

sounds2move: Also hat dieser Song sozusagen als Blaupause für das Albumkonzept gedient?

Mark Sweeney: Richtig! Dieser Song hat die Idee dazu geliefert. Und da der Song als erstes Entstanden ist, konnten wir die folgenden Songs, vor allem in textlicher Hinsicht am Konzept anpassen. Wir hatten wir 17 bis 18 Songs zu Auswahl, in denen wir die verschiedensten Themen behandelten wie z.B. die erste Mondlandung von 1969 usw. Aber im Endeffekt haben wir uns für die 11 besten Songs entschieden.

sounds2move: Ist es euch schwer gefallen zu Entscheiden welcher Song aufs Album kommt und welcher nicht?

Mark Sweeney: Klar. Weil jeder hat so seinen Lieblingssong.

sounds2move: Im Booklet habt ihr zu jedem Song eine Art Erklärung verfasst, in der ihr erläutert um was es im betreffenden Stück geht. Was meint ihr, setzten sich die Hörer überhaupt mit den Texten auseinander oder eher nicht?

Mark Sweeney: Ich hoffe es doch! Aber da viele Jungendliche heute einfach nur noch konsumieren und sich die Songs runterladen, wollten wir wenigsten für jene die noch eine CD Kaufen, die noch Freude an einem schön gestalteten Booklet haben, was ordentliches bieten.

sounds2move: Die Gestaltung des Booklets ist aber wirklich sehr schön geworden.

Mark Sweeney: Ja das ist es! Wir haben das ganze mit einem deutschen Grafiker ausgearbeitet und er hat sich selber übertroffen. Die Bilder und die Texte dazu, es ist wirkliche sensationell geworden. Mit den erklärenden Schriftrollen haben wir auch den Fan- und Interview Fragen vorgegriffen, die uns immer wieder im Bezug auf den Songinhalt gestellt werden. Und bis jetzt hat mich noch niemand gefragt, um was es in diesem oder jenem Song auf der neuen CD geht. Es ist eigentlich sehr offensichtlich und auch leicht verständlich, vorausgesetzt man kann ein wenig Englisch. *Lacht*

sounds2move: Wie wichtig sind im Allgemeinen für euch die Texte? Achtet ihr darauf nicht irgendwelche leeren Worthülsen aneinander zu reihen?

Mark Sweeney: Ja. Vor allem geht mir das ewige Liebes Hin und Her auf den Sack, wenn über eine Frau oder eine Beziehung gesungen wird. Ich bin halt eher der Typ der Texte schreibt die gegen den Krieg gehen, oder auch Hoffnung geben sollen…

sounds2move: Wie z.B. der Song „Celebration“ ?

Mark Sweeney: Ja genau. Aber auch auf den früheren Alben habe ich immer Probiert ein wenig aufzurütteln, oder auch wachzurütteln.

sounds2move: Also dem Zuhörer eine Art Denkanstoss geben?

Mark Sweeney: Genau. Und wenn es einer so aufschnappt, sich 2 Sekunden Gedanken darüber macht, dann ist das gut. Und wenn nicht, dann ist das ganze einfach nur ein Text.

sounds2move: Im Song „Tear Down the Wall“ beschäftigt ihr euch mit dem Fall der Berliner Mauer. Im Allgemeinen verarbeitet ihr auf „Time Walker“ nur Themen aus der Vergangenheit. Stand eigentlich nie ein aktuelles Thema wie z.B. der 11. September, der Irak Krieg usw. zur Debatte?

Mark Sweeney: Was heißt aktuell? Für mich ist 1989 immer noch sehr aktuell, denn es war ein Moment der mich extrem berührt hat. Der ganze Krieg, all die Angriffe usw. berühren einen zwar auch, aber auf eine Art habe ich die Nase voll davon. Wobei ich versucht habe diese Thematik im Song „Fallen from Grace“ zu verarbeiten, dies aber als allgemeinen Anti-Kriegs Song. Aber das was wir 1989 erleben durften, das war sensationellen darüber wird man in 300 Jahren, wenn es die Welt dann noch gibt, noch sprechen. Krieg hingegen wird es immer wieder geben, in 10 Jahren wird Amerika jemand anderes angreifen oder Russland ist dann größer.

sounds2move: Man hat einfach irgendwann die Schnauze voll davon?

Mark Sweeney: Ja das auch. Trotzdem wollte ich das ganze im Song „Fallen from Grace“ behandeln, also all die Soldaten die gefallen sind, der ganze Wahnsinn des Krieges.

sounds2move: In „He Came to Change the World“ geht es über Jesus und sein Leben. Ich meine es gibt auch andere Religionen die man hätte behandeln können, aber ihr habt Jesus gewählt. Wieso?

Mark Sweeney: Du kannst fast in jedes Land auf der Welt gehen und wirst irgendwo ein Kreuz vorfinden. Es gibt so viele Leute die an Jesus und Gott glauben, und über ihn ist sicherlich am meisten geschrieben worden. Der Text stammt übrigens von Scott Leach (Gitarre) und der Groove des Songs, hat einfach perfekt zum Text gepasst. Man muss auch immer schauen dass es zusammenpasst, man könnte z.B. bei einem Song wie „Celebration“, bei dem es um die Befreiung der Völker geht, nicht über Krieg singen. So was würde einfach nicht passen. Und wieso soll man sich einem Thema wie Jesus nicht auch mal annehmen, wir lassen es offen ob man an Jesus Glauben soll oder nicht.

sounds2move: Das wäre nun eigentlich auch meine nächste Frage gewesen. Seid ihr Gläubig?

Mark Sweeney: Überhaupt nicht. Klar jeder hat irgendwo seinen eigenen Glauben, aber wir sind keine White Metal Band oder so. Also wer uns kennt, der weiß dass es das erste Mal ist dass wir uns auf so ein Thema einlassen und der Song ist ja auch sehr neutral geschrieben. Und jeder soll sich selber ein Bild machen, ob er an Jesus Glaubt oder nicht. Wir haben ihn einfach auf unserer Zeitreise angetroffen.

sounds2move: Viele Bands geben es nicht gerne zu dass sie an Gott glauben bzw. Christen sind. Aber auf der anderen Seite kokettiert so machen Band mit Satan, aber sobald es um den Christlichen Glauben geht, scheinen sich viele fast schon zu schämen. Was meinst du wieso haben machen Band Probleme damit ihren Christlichen Glauben zuzugeben?

Mark Sweeney: Mit dieser Frage habe ich mich noch nie auseinandergesetzt. Aber Metal oder Hard Rock hat ja sehr viel mit Revolution zu tun und viel die in die Szene hineinrutschen, waren je nach dem schon vorher Außenseiter. Und mit dieser Musik versuchen sie sich zu verwirklichen und ihre Aggressionen abzubauen. Denn nicht alle haben es so schön wie wir in der Schweiz, viele wachsen gar unter harten Bedingungen auf. Somit werden diese sich fragen: „Wieso macht Gott das mit mir?“. Man stellt die ganze Sache in Frage und wirft bildlich gesprochen den Blick nach unten um zu schauen was es sonst noch gibt.

sounds2move: Und dort erkennt man dann den Widerstand, die Revolution gegen das 08/15 Sein.

Mark Sweeney: Genau. Weil jeder der nur ein wenig Metal oder auch Hard Rock im Herzen hat möchte ja nicht so sein wie die Allgemeinheit, also wie die „Spießer“. Und da die meisten „Spießer“ an Gott glauben, sonntags in die Kirche gehen usw. möchte man natürlich jene mit seinem Auftreten, dem 666 Zeichen usw. schocken und dadurch vielleicht auch auf eine Art Cool wirken.

sounds2move: Auf „Time Walker“ werden viele unterschiedliche Themen behandelt, doch fällt einem auf dass sich keines mit der Schweiz auseinandersetzt. Wieso habt ihr auf ein schweizerisches Thema verzichtet?

Mark Sweeney: Das haben wir ja schon auf der „Hellvetia“ CD gemacht.

sounds2move: Also es stand nie zu Debatte nochmals was Schweizerisches zu behandeln?

Mark Sweeney: Nein weil schweizerischer als auf „Hellvetia“ können wir nicht mehr werden. Ich meine die Band mit einem Alphorn zu fotografieren, das ist schon extrem, extrem schweizerisch.

sounds2move: Diese Entscheidung hat also nicht mit dem Internationalen Markt zu tun?

Mark Sweeney: Mit „Hellvetia“ haben wir die Schweiz genug in die Welt hinausgebracht, wobei der Song im Ausland am besten ankommt. Wobei wenn wir in Ostblockländern oder auch in Amerika spielen, wissen sehr viele nicht ob wir jetzt Schweden oder Schweizer sind, da beides für sie auf eine Art das gleiche ist. Vermutlich weil beide Länder eher klein sind, es in beiden Kalt ist und beide auch durchaus Reich sind.

sounds2move: Mit „Crazy“ habt ihr euch an eine Coverversion von einem Britney Spears Song gewagt. Wieso habt ihr gerade diesen Song ausgewählt?

Mark Sweeney: Wieso auch nicht? Wir hätten auch einen anderen Song auswählen können und du hättest mich das gleiche gefragt. Aber ich kann dir schon eine Antwort liefern: Sie schreibt ja die Songs nicht selber, sondern dieser Song z.B. wurde von einem Hard Rocker geschrieben. Der ganze Song wurde dann einfach zu einem Pop Song abgespeckt, wobei wir den Song ursprünglich ganz Geil finden. Und da jeder Britney Spears kennt, haben wir den Song nun ins richtige Gewand gekleidet, um damit den „Spießern“ zu zeigen wie es richtig klingen soll.

sounds2move: Wenn schon einen Coverversion von einem Popgummipüppchen, wieso nicht einen Song von Christina Aquilera wie z.B. „Fighter“ oder „Dirty“, da ihre Attitüde doch eher ein wenig schmutziger ausfällt.

Mark Sweeney: Tja, das war eben die Herausforderung. Aus einem schleimigen Pop Song einen richtig geilen Rock Song zu machen. Und man darf auch nicht immer die gleiche Idee weiterstricken, von daher wird es das auf der nächsten CD auch nicht mehr geben das wir einen Pop Song aufmotzen. Das war einmal, weil wenn man sich wiederholt wird man Langweilig und darum muss dann eine neue Idee her.

sounds2move: Children of Bodom haben sich jüngst auf der „In Your Face“ Single auch einem Song von Britney Spears angenommen, nämlich dem Stück „Oops i did it Again“. Habt ihr diese Version auch schon gehört?

Mark Sweeney: Wer?

sounds2move: Children of Bodom. Eine Finnische Melodic Death Metal Gruppe.

Mark Sweeney: Aha

sounds2move: Also hast du diese Version von „Oops i did it Again“ nie gehört?

Mark Sweeney: Nein

sounds2move: OK dann hat sich das erledigt, wobei ich die Version auch noch ganz Interessant finde.

Mark Sweeney: Wer weiß vielleicht gibt es mal einen Sampler von Bands die Britney Spears Song gecovert haben. *Lacht*

sounds2move: Was hältst du von den anderen Schweizer Hard Rock Bands wie Gotthard, Shakra und Krokus?

Mark Sweeney: Man kennt sich halt. Wir haben mit Gotthard gespielt, waren mit Krokus auf Tour und auch mit Shakra. Es sind halt alles Bands die darum Kämpfen in der kleinen Schweiz Fuß zu fassen. Gotthard sind dabei natürlich ganz klar die No. 1, wobei sie eine ganz andere Maschinerie im Rücken hatten und noch haben. Krokus hingegen halten immer noch alle Rekorde was Plattenverkäufe anbelangt und davor kann ich nur den Hut ziehen.

sounds2move: Wenn wir gerade bei Gotthard sind, jene haben sich in der Vergangenheit ziemlich am Massengeschmack angepasst. Ist es denkbar dass ihr auch solch einen Weg beschreiten könntet, um die Leute zu erreichen die ansonsten mit der harten Musik nichts anfangen können?

Mark Sweeney: Wie will man eine Rock Band durch die Weltgeschichte kutschieren wenn einem die Finanziellen Mittel dazu fehlen? Weil die Musik wird nur noch heruntergeladen oder kopiert, und so kann einer schon Band der Gedanken kommen: „Wie will man weitermachen?“

Wo nimmt man das Geld dafür her, dass man weiterhin das Niveau halten kann? Dass man weiterhin 10 Wochen oder so ins Studio gehen und eine starke Produktion ausarbeiten kann? Und so verstehe ich die Bands die einen Kompromiss eingehen, die halt Balladen aufnehmen und auf Kommerz machen. Denn durch das kommt das Geld rein und damit kann die Band weitermachen, da ansonsten die Band sterben würde.

sounds2move: Dann sind also die Raubkopierer und jene die Illegal Musik runtersaugen unter anderem Schuld an solchen Kompromissen, die eine Band je nach dem machen muss?

Mark Sweeney: Ja das kann ich mir durchaus vorstellen. Denn wie schon gesagt, wie soll sich eine Band finanzieren. Vor allem in unserer kleinen Schweiz ist es schwierig, denn wir sind ein Wirtschaftsland und kein Kulturland. Und so kommt einfach irgendwann der Gedanke auf, dass man eine Ballade aufnehmen könnte. So kauft auch das Hausmütterchen oder das kleine Töchterchen Mal eine CD, womit der Bekanntheitsgrad natürlich gesteigert wird.

sounds2move: Wäre es denkbar dass auch ihr Mal auf diesen Zug aufspringt?

Mark Sweeney: Ich fände es einfach nicht Ehrlich.

sounds2move: Wieso?

Mark Sweeney: Du kannst nicht 10 Jahre sagen, dass du ein Rocker bist von der Strasse kommst und den Hard Rock zelebrierst. Ein paar Bands haben das so gemacht, wobei ich das verstehe. Aber jene Bands sollen nie mehr von sich behaupten dass sie Ehrlich seien.

sounds2move: Also haben diese Bands an Glaubwürdigkeit verloren?

Mark Sweeney: Bei mir schon. Aber ich verstehe wieso sie es gemacht haben, da ich ja selber auch Musiker bin.

sounds2move: Macht es euch eigentlich Spaß, mit so genannten Nachwuchs- oder auch Undergroundbands die Bühne zu teilen?

Mark Sweeney: Also ich selber schaue oft dass die Möglichkeit dazu besteht, eine Nachwuchsband mit einem Supportauftritt zu unterstützen. Weil auch ich habe Mal klein angefangen und weiß von daher, wie Hart es ist als unbekannte Gruppe an einen guten Auftritt heranzukommen. Ich gebe gerne einer Newcomerband eine Chance und so habe ich z.B. auch die Band Tempesta Produziert. Einfach um die Band damit zu unterstützen, so dass sie besser auf eigenen Beinen stehen kann. Auch habe ich dafür gesorgt, dass Tempesta uns auf der Tournee mit Thunderstone begleiten dürfen. Mir ist es einfach wichtig, die vielen guten Talente die wir in der Szene haben ein wenig zu fördern und zu unterstützen.

sounds2move: Das finde ich gut von dir. Das würde so nicht jeder machen, weil viele Bands sagen sich: „Ich bin jetzt hier oben und ihr seid unten, was Interessiert mich der Nachwuchs“.

Mark Sweeney: Das ist das Problem in der Schweizer Metal Szene, viele Arbeiten gegeneinander anstatt miteinander. Aber das habe ich schon eine Million Mal gesagt, dass wir zusammenhalten müssen. Die Szene ist so klein, dass man aufhören muss gegeneinander zu schaffen. Thrash Bands wettern gegen die Melodic Bands, die Melodic Bands gegen die Black Metal Bands, dabei ist es doch Scheiss egal. Im Endeffekt spielen wir alle die gleiche Musik, sind wir doch alle Metalbands. Und die Bands, die Veranstalter, die Clubs und die Fans, sollten doch eine Familie sein. Aber ich rede glaube ich an eine Wand, was dieses Thema anbelangt.

sounds2move: Aber das ist ein Allgemeines Problem der Metalszene, jene Grabenkämpfe, jene gegeneinander wettern usw. Also nicht nur in der Schweiz ist das so, sondern z.B. auch in Deutschland.

Mark Sweeney: Ja das auf alle Fälle. Wobei es natürlich nicht nur gute Bands im Underground gibt, sondern auch viele Schlechte. Viele die irgendwie drei Akkorde auf der Gitarre spielen können, nennen sich sofort Musiker und machen ein Theater. Ich bekomme Demos von Bands zugeschickt die sogar Gagenansprüche erheben, und das obwohl ihnen die Chance für einen grösseren Auftritt ermöglicht werden könnte.

sounds2move: Was ist denn das frechste, was in Sachen Gagenansprüche verlangt wurde?

Mark Sweeney: Das frechste war eine Forderung von 2000 Schweizer Franken (ca. 1.291 Euro)

sounds2move: 2000 Schweizer Franken? Also für eine unbekannte Band aus dem Underground?

Mark Sweeney: Ja genau und die Band konnte nicht einmal was. Das Demo von denen klang also wirklich grauenhaft. Und solch eine Arroganz finde ich schon erschreckend, wobei es dann auf der anderen Seite wieder Bands wie Infinite Dreams gibt. Die sind wirklich auf dem Boden geblieben, sind schon Jahrelang dran und solche muss man fördern. Oder auch Tempesta, die haben gestern in Mellingen ihre eigene PA mitgebracht und für den Gig als unser Support keinen Cent erhalten. Aber sie haben aus purer Freude gespielt und das ist der richtige Weg, das macht eine Band auch sympathisch.

sounds2move: Lass uns kurz über Thunderstone reden. Ihr werdet ja im Dezember mit ihnen auf Tour gehen, Kennt ihr  Thunderstone persönlich oder trefft ihr nun das erste Mal auf die Band?

Mark Sweeney: Also sie sind ja beim selben Label wie wir und durch das ist die Tour zustande gekommen. Aber das ist das erste Mal das wir auf Thunderstone treffen.

sounds2move: Was hältst du von der Musik von Thunderstone?

Mark Sweeney: Ich persönlich finde die Band sackstark, da ich Privat so oder so eher diese Musikrichtung höre. Also alles was schnell und melodiös ist,  wie Stratovarius, Masterplan oder auch Gamma Ray, das ist meine Welt. Durch das bin ich auch zum Metal gekommen und Thunderstone haben mich von Anfang an überzeugt. Und von daher finde ich diese Tour eine gute Sache, wir werden unterstützt vom Label und ich kann Tempesta mitnehmen, somit wird das ganze sehr Interessant werden.

sounds2move: Was man so hört hegen und pflegen Thunderstone ja so einige merkwürdige Macken. Habt ihr nicht die Befürchtung auch die eine oder andere Macke von ihnen hautnah mitzubekommen?

Mark Sweeney: Die müssen aufpassen dass sie unsere Macken nicht mitbekommen. *Lacht*

sounds2move: Und welche wären das?

Mark Sweeney: Das sage ich dir nach der Tour. …...vermutlich werden sie nach der hälfte der Tour die Segel einziehen und wieder nach Finnland gehen und sagen: „Die Spinnen die Schweizer“ *Lacht*

sounds2move: Hinter der Bühne, nach dem Konzert geht es ja des Öfteren Wild her. Wie heftig feiert ihr eigentlich ab?

Mark Sweeney: Wenn wir auf Tour sind haben wir eine Verantwortung den Fans gegenüber, wollen eine gute Show abliefern und das auch am nächsten und übernächsten Tag. Und wenn man zwölf Tage unterwegs ist, kann man sich einen Absturz einfach nicht leisten wenn man am nächsten Tag noch eine gute Leistung erbringen möchte. Sowohl der Fan in München, wie auch der Fan in Hamburg hat das recht auf ein gutes Konzert, da er für das ja Eintritt bezahlt. Wir haben die Philosophie dass das ganze ein Job ist, also kann man nicht betrunken oder krank auf die Bühne steigen, sondern man muss ein gutes Konzert abliefern.

sounds2move: Es spricht sich auch sehr schnell rum, wenn eine Band ein oder mehrere schlechte Konzerte gegeben hat.

Mark Sweeney: Sicher. Aber bei gewissen Bands ist das anscheinend auch wieder Cool und die Fans haben es gerne, wenn die Band besoffen auf der Bühne steht. Wenn ich aber an ein Konzert gehe, dann möchte ich auf alle Fälle keine betrunkenen Musiker auf der Bühne sehen.

sounds2move: Mit welcher Band hat euch das Touren in der Vergangenheit am meisten Spaß gemacht?

Mark Sweeney: Oh !

sounds2move: Waren es so viele?

Mark Sweeney: Ja wir haben immerhin schon 500 Konzerte gegeben. Aber mit U.D.O war es sensationell in der Tschechei, Slowakei und in all den Ostblockländern zu spielen. Doch auch Doro war ein Highlight, sie hatte abendlich 2000 bis 2500 Leute vor denen wir eröffnen konnten. Wir waren mit Pretty Maids unterwegs, eine meiner Favoriten Bands aus meiner Jungend. Mit Dokken waren wir unterwegs, einem Amerikanischen Star, der heute noch bis zu 7000 Leute in Amerika anziehen kann. Das sind alles Sachen wo ich einfach nur „WOW“ dazu sagen kann.

sounds2move: Also ein Highlight nach dem anderen sozusagen?

Mark Sweeney: Es ist ein Traum der für uns in Erfüllung geht. Mit all den Bands die wir bewundert haben die Bühne zu teilen, sie besser kennen zu lernen, das Tourleben mit allem drum und dran zu zelebrieren.

sounds2move: Bevor du zur Musik gewechselt hast, welchen Beruf hast du erlernt?

Mark Sweeney: Also als man mich in der 7. Klasse nach meinem Berufswunsch gefragt hat, da habe ich „Fußballer“ gesagt. Und mein Vater hat mir gesagt dass der Alain Sutter (bekannter Schweizer Fußballer, Anm. d. Aut.) eine Banklehre gemacht hat und so habe mich dann auch für das entschieden. Wobei ich schnell bemerkt habe, dass es nicht das richtig für mich war.

sounds2move: Also quasi vom „Spiesser“ Job zum Revoluzzer Job gewechselt?

Mark Sweeney: Ganz genau. *Lacht*

sounds2move: Gab es auch schon eine Zeit in der ihr es bereut habt, ein Leben als Musiker zu führen?

Mark Sweeney: Nein nie!

sounds2move: Also immer eine klare Vision vor Augen?

Mark Sweeney: Ja auf alle Fälle!

sounds2move: Wenn du in der Zeit zurückgehen könntest, welche Entscheidung oder welches Erlebnis in deiner Karriere würdest du rückgängig machen?

Mark Sweeney: Also ich hätte sicherlich richtig Gitarre- oder Keyboardspielen erlernen sollen. Zwar habe ich immer meine Stimme trainiert und ausgebildet, aber nebenher hätte ich Gitarre oder Keyboard richtig erlernen sollen. So wäre ich heute nicht immer auf unseren Gitarristen angewiesen, wenn ich wieder Mal ein Lied komponieren möchte. Zwar geht es auch so, da wir ein eingespieltes Team sind. Aber wenn ich Time-Walker-mäßig die Möglichkeit hätte in der Zeit zurückzugehen, dann würde ich Gitarre oder Keyboard richtig erlernen.

sounds2move: Und welches Erlebnis würdest du gerne nochmals erleben?

Mark Sweeney: Es gibt unendliche viele Highlights. Aber wenn ich eines nennen sollte, dann wäre der Auftritt in Schleizen, als wir von 15`000 Zuschauern auf einer Monsters of Rock Bühne gespielt haben. Wenn man im Proberaum anfängt, dann träumt man von solch einem Auftritt und wenn es dann wahr wird, dann ist das ein Eindruck den man wohl nie wieder vergisst. Und so etwas entlohnt einen auch, für die ganze Harte Arbeit die man Investiert hat.

sounds2move: Wunderschönes Schlusswort und in diesem Sinne bedanke ich mich für das Interview.

 Interview: Nando Rohner, Ausarbeitung: Nando Rohner & Markus Rutten - www.sounds2move.de

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