Interview mit Markus Jülich von CREMATORY

 

Wie geht’s euch nach der Veröffentlichung von „Pray“? Entspricht das Album zu 100% euren Vorstellung und wie habt ihr die bisherigen Reaktionen auf das Album aufgenommen?

Zurzeit ist alles super, denn wir bekommen täglich überwältigende Reaktionen aus der ganzen Welt für unser neues Album. Wir sind mit dem Resultat top zufrieden und sind guter Dinge, dass wir erneut die deutschen Albumcharts knacken werden.

Wie gestaltete sich der kreative Schaffensprozess für dieses Album? Habt ihre eure Arbeitsweise in irgendeiner Form geändert?

Nein, wir haben wie immer sehr konzentriert an dem neuen Album gearbeitet und sind in gewohnt professioneller Einstellung an die Sachen rangegangen.

Wie schätzt ihr „Pray“ im Vergleich zu euren anderen Alben ein? Wo seht ihr das Album im Kontext eurer kompletten Discographie?

Für uns war es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung um die Ausbaustufe CREMATORY weiter voran zu bringen und den Leuten mal wieder zu zeigen, dass CREMATORY auch richtig arschtreten können, was keiner von uns erwartet hätte. Wir haben ein richtig geiles Gothic-Metal Album abgeliefert, was laut der Fachpresse neue Maßstäbe setzt.

Wo liegen eurer Meinung nach die Unterschiede zu den Vorgängeralben, was ist besser, was vielleicht weniger gut gelungen?

Das ist eine Frage, die du an die Fans stellen musst, denn die sind die Menschen, die unsere CDs kaufen und uns zu dem gemacht haben, was wir sind. Der Hauptunterschied ist, dass das letzte „Klagebilder“ Album eher rockiger und mit deutschen Texten ausgefallen ist und das Comebackalbum eher elektronischer angehaucht war.

 

Ist die „experimentellere“ Phase Creamtorys, die mit „Revolution“ eingeläutet wurde, für euch vorbei? Immerhin bezeichnet ihr „Pray“ als Back to the Roots.

Weiß ich noch nicht genau, denn ich habe keinen Bock wie AC/DC 20 Jahre lang den gleichen Kram zu spielen, was für einen Musiker völlig unbefriedigend ist. Musik muss immer interessant bleiben und auch Weiterentwicklungen müssen zu erkennen sein.

Welchen Hintergrund haben Albumtitel und Songtexte?

Nix bestimmtes, es muss einfach zur Musik passen und eine Einheit mit dem Gesamtkunstwerk sein. Tiefsinnigere Elemente haben wir nicht verwendet.

 

Was sind eure musikalischen Herausforderungen nach „Pray“? Habt ihr noch besondere musikalische Visionen, die ihr erreichen bzw. umsetzen wollt?

Ideen gibt es genug, aber es ist noch zu früh um darüber zu sprechen, denn jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf das aktuelle Album.

Welche Priorität hat Crematory in eurem Leben? Geht ihr „nebenbei“ einem regulären Job nach oder liegt der Hauptfokus auf der Band?

CREMATORY ist unsere zweite Familie und wir investieren sehr viel Zeit und Kraft in unsere Band. Reguläre Jobs haben wir auch noch, denn heutzutage von der Musik zu leben, ist nicht möglich.

Seit der Veröffentlichung  eures Debüts „Transmigration“ (1993) sind nun 15 Jahre vergangen. Plant ihr etwas besonders für dieses Jubiläum?

Wir werden ab Ende April auf Deutschlandtour gehen und da gemeinsam mit unseren Fans abfeiern und uns dafür bedanken, dass uns die Fans so lange so toll unterstützt haben.

Auf eurer letzten Tour sind mir eure äußerst humanen Merch-Preise positiv in Erinnerung geblieben. Wie wichtig ist der Faktor Merchandise für euch als Band? Viele Bands sprechen heutzutage diesbezüglich von einer der wenigen Optionen für eine Band mit ihrer Musik bzw. dem drum herum noch wirklich gutes Geld zu verdienen.

Wir wollen den Fans immer möglichst viel für ihr Geld bieten, und deshalb haben wir auch schon immer sehr günstige Merchandisepreise. Natürlich kann man über Merchandise den einen oder anderen Euro verdienen, aber es muss immer alles bezahlbar bleiben. Wir wollen unsere Fans nicht abzocken und finden es eine Frechheit, wenn Bands 30 oder 40 EURO für ein T-Shirt verlangen.

Eure kommende Tour werden erneut Atargatis eröffnen, bei denen Matze auch ein paar Gastbeiträge für deren aktuelles Album „Nova“ beigesteuert hat. Never change a winning team? Und: Gibt es Pläne im Gegenzug vielleicht einmal Stephanie Luzie als Gastsängerin für einen Creamtory-Song ins Boot zu holen?

Atargatis sind sehr nette Leute und wir hatten gemeinsam sehr viel Spaß auf Tour und deshalb nehmen wir diese wieder mit. Atargatis haben sich sehr professionell verhalten und passen auch musikalisch sehr gut zu uns. Mal sehen was die Zukunft so bringt, denn Steffi ist eine tolle Sängerin, die jede Band gut gebrauchen kann.

Christian Stiewe - www.sounds2move.de

 

Kommentar: "Pray" von CREMATORY

Unbestritten kann man die meisten Fähnchen auf der Gothic Metal Landkarte in Skandinavien setzen. Doch auch Deutschland kann immer wieder für das eine oder andere Ausrufezeichen setzen. So haben unlängst nicht nur Mandrake eine tolle Platte abgeliefert, sondern auch unsere Referenzmarke CREMATORY hält unser Volk von Dichtern und Denkern im Gedächtnis der internationalen Genrefans. Und auch "Pray" wird wieder triumphal in die Charts einmarschieren. Warum? Na zum einen, weil sich die Band seit ihrer Gründung ein stetig wachsendes Publikum erspielen konnte, was man vor allem der eigenen Fannähe und Bodenständigkeit zu verdanken hat. Nicht vergessen darf man dabei natürlich die musikalischen Stärken dieser Band, die zwar bisweilen vehement gegen die Grenze zum Kitsch anrennt, dabei aber nie das Songwriting und den Hitfaktor außer acht lässt. Nach "Klagebilder" wird heuer wieder englisch gesungen, man setzt auf ältere und jüngere Trademarks und liegt damit goldrichtig. Vom Brett "Burning Bridges" bis zur Übernummer "When Darkness Falls" lässt man nicht mal ansatzweise Langeweile aufkommen und erspart sich und dem Hörer zudem noch größere Schwächephasen, geschweige denn Ausfälle. Somit kann konstatiert werden, dass auch hier wieder viele positive Klischees über uns Deutsche greifen. Denn "Pray" legt Sorgfalt, Disziplin und die viel zitierte Gründlichkeit an den Tag und macht rundum den Eindruck eines ausgefeilten und hochwertigen Produktes. CREMATORY sind eben doch der Porsche des deutschen Gothic Metal.

Link: www.crematory.de