Interview mit Zak Stevens von CIRCLE II CIRCLE

 

 

sounds2move: Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus. Nimm es mir nicht übel, aber aus meiner Sicht hatte euer letztes Album „The Middle of Nowhere“ mehr Tiefs als Hochs. Nach einem starken Beginn mit tollen Songs gab es aus meiner Sicht nach und nach einen immer stärkeren Substanzverlust. Den direkten Vergleich mit eurem neuen Album „Burden of Truth“ hält die Scheibe meiner Meinung nach auf keinen Fall stand. Bist du im Nachhinein noch hundertprozentig zufrieden mit dem Resultat oder gibt es auch Punkte, die dir bzw. euch sauer aufstoßen?

 

Zak Stevens: Was mich an dem Album sehr beeindruckt hat, war der Radioerfolg in den Staaten. Wir hatten satte sechs Songs aus dem Album, die es allein bei XM Satellite Radio in die Playlisten geschafft haben. Das ist das stärkste Radio-Airplay in den Staaten seit damals 1993 „Edge of Thornes“ veröffentlicht wurde (damals mit seiner ehemaligen Band Savatage, Anm. d. Aut.). Aber ich muss auch ganz klar sagen, dass wir mit dem neuen Album einen riesigen Schritt vorwärts gemacht haben.

 

Bei „The Middle of Nowhere“ hattest du noch Unterstützung beim Songwriting durch Jon Oliva und Chris Caffery. Dieses Mal haben sich deine Savatage-Kollegen komplett aus der Sache rausgehalten und du hast die Sache auf eigene Faust durchgezogen. Wie kam es, dass du dir dieses Mal keine Helfer von außen dazu geholt hast? Der Wille aus dem langen Schatten von Savatage zu treten hat dabei sicher auch eine Rolle gespielt.

 

Anfangs war es mein Hauptanliegen bei Circle II Circle die Möglichkeit zu haben, weiterhin mit Jon und Chris Stücke zu schreiben, das war schon damals bei Savatage der Wunsch von uns drei. Das hat sich jetzt geändert und ich will die neuen Songs innerhalb der Band mit meinen Mitmusikern schreiben. Das ist einfach ein neues Kapitel auf unserer Reise, die wir auf diesem neuen Weg fortsetzen wollen. Der Schatten von Savatage wird dabei immer präsent sein solange ich in irgendeiner Band singe, schließlich sind Savatage ein großer Teil meiner musikalischen Vergangenheit und ich verdanke der Band unwahrscheinlich viele Erfahrungen. Irgendwelche Vergleiche, die einige Leute evtl. zwischen Savatage und Circle II Circle anstellen, sind mir dabei egal.

 

Du hast gerade deine Mitmusiker angesprochen. Das Line-Up der Truppe hat sich seit der letzten Platte nicht verändert. Kann man also darauf schließen, dass du vorläufig die perfekte Konstellation für Circle II Circle gefunden hast? Und wie groß war der Einfluss der einzelnen Musiker im Bezug auf das neue Album?

 

Die komplette Band hatte ihren großen Einfluss auf die neuen Songs und auch auf die Songs vom vorherigen Album. Die einzelnen Persönlichkeiten haben sich dabei sehr gut ergänzt und wir haben gemeinsam sehr effektiv gearbeitet. Genau da wollte ich spätestens mit dem dritten Album hin und das hat jetzt geklappt. Das macht mich sehr glücklich.

 

Die Inspiration für das neue Album habt ihr dabei in erster Linie aus dem Büchern „Holy Blood Holy Grail“ bzw. „The Da Vinci Code“ bezogen. Wieso gerade diese beiden Bücher und was fasziniert euch so an der Geschichte an sich?

 

Den größeren Einfluss hatte „Holy Blood“, das 1982 erschien und die moderneren Theorien behandelt. Dabei hat der Kinofilm auch eine Rolle gespielt, weil er gezeigt hat, dass es interessant ist die Geschichte und die Frage der Erben bezüglich Jesus Christus und Maria Magdalena in die Gegenwart auszuweiten. Welche Auswirkungen hätte es wohl auf unser Leben, wenn sich diese Theorien als Tatsachen herausstellen würden? „The Burden of Truth“ setzt im Prinzip dort an, wo der Film endet. Dabei kann man das Album wie einen Film sehen, in dem die einzelnen Songs für bestimmte Szenen in der Geschichte bzw. dem imaginären Film stehen.

 

Wie lange habt ihr insgesamt an eurem Konzept für „Burden of Truth“ gearbeitet? Hattet ihr Schwierigkeiten damit die Songs dem komplexen und dramatischen Konzept anzupassen?

Für das Songwriting haben wir etwa 2 Monate gebraucht und dann noch mal einen Monat für die Aufnahmen. Es hat eigentlich nicht allzu lang gedauert die Musik zu komponieren, nachdem die Geschichte und alle anderen Komponenten an ihrem Platz waren. Es hat wirklich Spaß gemacht die Musik an die Geschichte anzupassen, also war es in dem Sinne nicht schwierig für uns, sondern eher eine interessante Abwechslung.

 

Neben den Bandmitgliedern hat sich auch im Bezug auf euren Artworkkünstler nichts getan, denn das Cover hat wie schon bei den beiden Vorgängern Thomas Ewerhard gestaltet.

 

Thomas hat über die Jahre immer einen tollen Job für uns gemacht, da haben wir uns gefreut, dass er auch das Cover zu „The Burden of Truth“ in die Hand genommen hat. Er hat wirklich ein herausragendes Ergebnis abgeliefert, dass im Betrachter die Frage aufwirft, um was es in diesem Album wohl gehen mag. Das ist damit der erste Schritt in die Materie einzutauchen, der sich das neue Album widmet.

 

Das Cover verbirgt zudem ein mystisches Geheimnis, was ihr zum Anlass nehmt eure Fans herauszufordern und ihnen die Möglichkeit auf einen Wettbewerb und damit verbunden einige Preise anzubieten.

 

Genau, wir werden das Geheimnis noch lüften, aber es wird einen Wettbewerb geben, der am 13. Oktober um 12:00 Uhr mittags starten wird und bei dem man als Hauptpreis eine signierte Gitarre gewinnen kann. Wir bieten den Leuten natürlich auf circle2circle.com ein paar Links und Informationsquellen an, um das Geheimnis zu entschlüsseln. Außerdem gibt es natürlich noch mehr zu gewinnen, denn wir halten noch weitere Preise bereit. Die gesamte Sache war übrigens eine Idee der Band und keine Verkaufstaktik der Plattenfirma, haha.

 

Ist es aus deiner Sicht nötig das Artwork zu entschlüsseln, um die Geschichte des Albums zu verstehen oder ist die Sache eher ein Bonus für die Fans?

 

Es ist nur ein Bonus. Außerdem haben wir dem Hörer die Möglichkeit offen gelassen das Album auf verschiedene Art und Weise zu interpretieren. Wir wollten den Fans hier einfach freie Hand lassen, was sich auch darin äußert, dass wir dem Booklet keine Story-Line beigefügt haben.

 

Neben dem Album und dem Artwork habt ihr auch mit dem Veröffentlichungstermin massiv euer Konzept bedient, denn der 13. Oktober 2006 ist auf den Tag genau 699 Jahre nachdem Jaques de Molay, der letzte Großmeister der Tempelritter, nach Frankreich gereist ist, um mit Papst Clement V. über den anstehenden Kreuzzug zu sprechen. Ist diese Tatsache lediglich ein Vorzeigebeispiel für großartige Promotionarbeit oder eher ein weiterer Hinweis, um hinter das Geheimnis eurer Story zu kommen?

 

Ohne Zweifel ist das natürlich ein hervorragendes Werbemittel. Wir haben uns anfangs allerdings nur ein grobes Zeitfenster vorgenommen und sind dann zu dem Schluss gekommen, dass dieser Termin signifikant in die verschiedenen Theorien passt.

 

Ihr habt vorab „Revelations“ als Single ausgekoppelt. Warum fiel die Wahl gerade auf dieses Stück? Und warum hat es der Song „Into the Wind“ nur auf die Single und nicht ins Gesamtkonzept des Albums geschafft?

Wir waren einfach der Meinung, dass „Revelations“ sozusagen die richtige Aura für eine Single hat und dass der Song genug Anhaltspunkte liefert, um deutlich zu machen, dass das dazugehörige Album ein Konzeptalbum ist. Wir sprechen momentan auch darüber ein Video zu diesem Song zu drehen, mal abwarten was daraus wird. Eventuell entscheiden wir uns auch für ein anderes Stück. Übrigens werden wir Ende 2006 oder Anfang 2007 auch noch eine DVD veröffentlichen, auf der unser diesjähriger Auftritt vom Prog Power USA Festival in Atlanta zu sehen sein wird. Vielleicht wird da dann schon ein neuer Clip zu finden sein.

 

Wie sieht es eigentlich generell mit deinen Ansichten zu den Theorien über die Heirat von Jesus Christus mit Maria Magdalena bzw. die dazugehörigen Verschleierungen durch religiöse Gruppen aus? Schenkst du diesen Theorien Glauben oder siehst du das ganze Thema eher als tiefgründiges und umfangreiches Unterhaltungsprogramm?

 

Bis jetzt ist es in erster Linie Entertainment für mich, zumindest solange es nur Theorien und nur wenige Fakten gibt. Aber niemand weiß, ob nicht wirklich etwas an der Sache dran ist. Über diese ganzen Intrigen und das was passiert sein könnte zu spekulieren macht natürlich einen Heidenspaß und fördert die Kreativität. Darum geht es uns auch mit „Burden of Truth“.

 

Sicher hast du den Film „The Da Vinci Code“ schon gesehen. Was hältst du von dem Streifen?

 

Ich habe ihn sogar schon 2 Mal gesehen. Er ist sehr ausgefeilt und auch intelligent geschrieben, allerdings glaube ich, dass es eine zu große Informationsflut für diejenigen Zuschauer gibt, die nicht schon die entsprechenden Bücher kennen.

 

Ist es Kalkül oder Zufall, dass euer Album im gleichen Jahr erscheint, in dem auch der Film ins Kino kommt? Glaubst du, dass der große Tamtam, der um den Film gemacht wird auch eurem Album zusätzliche Aufmerksamkeit verleihen wird? Ihr könntet euch doch auch hinstellen und sagen „Seht euch das an: Wir haben einen mehrstündigen Kinowerbespot mit Starbesetzung für unser Album drehen lassen! Zeig mir eine Band, die das zuvor schon einmal gemacht hat...“, haha.

 

Haha, großartige Idee! Darum sollte man sich schleunigst kümmern. Aber mal im Ernst: Wir legen dem Fokus ganz klar auf die Musik von „Burden of Truth“ und zwar in der Form, wie es ursprünglich geplant war – unabhängig von irgendwelchen Filmen oder Büchern. Allerdings ist es interessant zu sehen, welche Art von Musik durch ein Thema beeinflusst wurde, das eine derartige theologische Tiefe aufweist. Das war für uns ein weiterer Aspekt, der uns die Arbeit an unserem neuen Album versüßt hat.

 

Interview: Nando Rohner, Übersetzung: Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.circle2circle.net