Interview mit Bernhard Horn von CALLEJON
Erst mal Gratulation zu eurem Beitrag zur nächsten Metal-Party und zum Sprung in die Charts. Anfangs konnte man etwas skeptisch sein, ob diese Idee Früchte trägt und einen vollends überzeugt, aber spätestens nach zwei bis drei Songs ist man euch auch schon ins Netz gegangen, hehe. Warum wart ihr so überzeugt von der Idee, dass ihr sie letztlich auch durchgezogen habt? Im Moment läuft es schließlich super für euch, und ein solches Album macht nur dann Sinn, wenn man auch auf höchstem Niveau agiert.
Die Idee ist ziemlich spontan entstanden. Wir hatten ja schon seit einiger Zeit „Schrei nach Liebe“ in unserem Live-Set und haben den Song dann während der Studiozeit von „Blitzkreuz“ einfach mal mit aufgenommen. Dabei haben wir gemerkt, dass das ziemlich gut funktioniert, und wir haben uns dazu entschlossen, ein paar weitere Songs zu covern.
Der einzige, winzige Kritikpunkt an „Man spricht deutsch“ ist vielleicht, dass ihr bei den meisten Bands auf Nummer sicher gegangen seid und euch zumeist die bekanntesten Songs vorgenommen habt. Das hat aber auch den Vorteil, dass man einen Zuhörer nachts um 3 wecken kann und er trotzdem jeden Song sofort mitsingen kann. Eine Gratwanderung für euch bei der Songauswahl?
Die Idee war von Anfang an, wirkliche „Hits“ zu covern. Die Platte sollte in erster Linie ein Party-Album sein und nicht per se eine Ansammlung von Songs, die wir grundsätzlich cool finden. Deshalb war die Songauswahl für uns gar keine so schwierige Geschichte.
Wie läuft das eigentlich, wenn man ein derartiges Album veröffentlichen möchte: Muss man sich da für jeden Songs explizit die Recht des jeweiligen anderen Künstlers einholen? Und wie verhält es sich mit den Erträgen, halten die Urheber da auch noch mal die Hand auf? Vielleicht kannst du uns einen kurzen Crashkurs geben, was man bei einem Album wie „Man spricht deutsch“ alles berücksichtigen muss.
Grundsätzlich ist es so, dass man keine Erlaubnis des Originalkünstlers braucht, wenn man den Song eins zu eins nachspielt und keine Veränderungen vornimmt. Diese „eins zu eins“ Nachinterpretation, und ab wann es sich um eine Veränderung handelt, ist natürlich Auslegungssache. So oder so haben wir, bzw. unser Management, für jeden Song eine Freigabe der Urheber eingeholt. Und da natürlich auch bei einer Coverversion die Rechte bei demjenigen bleiben, der den Song geschrieben hat, bleiben die Ansprüche auf die Erträge aus Gema-Gebühren bei den Urhebern.
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Nach welchen Kriterien habt ihr generell die einzelnen Songs und Künstler ausgewählt? Sachen wie Tic Tac Toe, Sido und Tokio Hotel klingen erst mal total absurd für eine Metalcore-Band, die geniale Umsetzung straft dann aber doch alle Zweifler Lügen.
Wie gesagt, wir haben uns auf deutschsprachige Hits aus den letzten 30 Jahren fokussiert. Das erscheint vielleicht erstmal ziemlich unorthodox, aber wir wollten erstens ein echtes Partyalbum machen, und zweitens fanden wir, dass das Covern von allzu naheliegenden Songs nicht wirklich interessant ist. Der Reiz für uns lag darin, Nummern auszuwählen, die erst mal nichts mit Metal zu tun haben.
Wer eine solche Partyplatte raus haut muss natürlich damit rechnen, dass die Fans bei den Konzerten lautstark diese Stimmungsgaranten fordern. Habt ihr euch schon überlegt, wie ihr das in Zukunft handhaben wollt? Sicher wird es schwer drum herum zu kommen, etwas von „Man spricht deutsch“ ins Set zu nehmen. Ich schätze ihr wollt das auch gar nicht vermeiden. Trotzdem muss man aufpassen, dass ihr jetzt nicht bis ans Ende aller Tage „Alles nur geklaut“ und „Schrei nach Liebe“ spielen müsst, oder?
Klar werden wir einige der Songs auch in unser Live-Set einbinden. Aber wir sind nicht in erster Linie eine Coverband, und die Leute wollen bestimmt auch nicht nur Coversongs hören, wenn sie auf ein Konzert von uns gehen.
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Passend zum Thema Cover-Alben: Der singende Seitenscheitel Heino hat sich ja scheinbar kackendreist eure Idee ausgeliehen und auf seine eigene Art ein ganz ähnliches Album produziert, hehe. Nur dass dabei durch geschicktes Fährtenlegen in Form des ein oder anderen herbeigeführten „Skandals“ sogar der Boulevard sofort darauf angesprungen ist. Die „Bild“ hat das Thema (wohl mangels wirklich wichtiger Geschehnisse in der Welt…) gar auf den Titel gehievt. Jetzt wird die Platte sogar noch reißerisch als „Das verbotene Album“ vermarktet und hat es so direkt mal auf Platz 1 in die Charts geschafft. Ist es nicht verwunderlich wie unterschiedlich zwei auf dem Papier ganz ähnliche Projekte öffentlich inszeniert und wahrgenommen werden? Wobei ihr euch sicher nicht verstecken müsst nach Platz 7 in den Charts!
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Die Grundidee ist natürlich schon sehr ähnlich zu unserer. Heino hat Titel, die aus ganz anderen Genres kommen, als Schlagersongs umgesetzt, selbst bei der Songauswahl gibt es teilweise Überschneidungen. Aber dass trotz allem Heino für den Boulevard interessanter ist als Callejon finde ich nicht so verwunderlich.
Brandaktuell war zu lesen, dass ihr Heino sogar diesen Sommer nach Wacken eingeladen habt, um dort mit euch gemeinsam auf die Bühne zu gehen. Was versprecht ihr euch davon, und wie groß ist die Chance, dass es wirklich zu diesem Aufeinanderprallen von zwei komplett verschiedenen Welten kommen wird? Und wie steht ihr als durchaus auch politisch interessierte Band dazu, dass Heino – wenn auch schon vor einigen Jahren – mal das „Deutschlandlied“ mit allen drei Strophen auf einem seiner Alben veröffentlicht hat und dafür auch vielerorts kritisiert wurde?
Die Idee hat sich einfach aus den gerade von Dir angesprochenen Parallelen angeboten. Da Heino ja bei seinem Album auch den Rocker in sich entdeckt hat, haben wir gedacht, dass das doch die Gelegenheit wäre, seine metallische Seite unter Beweis zu stellen. Bis jetzt haben wir aber leider noch keine eindeutige Antwort erhalten, wir harren der Dinge, die da kommen. Von der Geschichte mit dem Deutschland-Lied haben wir auch im Zuge der neueren Berichterstattung erfahren. Allerdings glauben wir kaum, dass Heino in irgendeiner Art und Weise rechtes Gedankengut vertritt oder damit sympathisiert. Denn da hört natürlich auch bei uns der Spaß auf.
Markus Rutten – www.sounds2move.de
Link: www.callejon.de