Michelle, für mich gibt es zwischen Bury me Deep und deiner Hauptband End of Green diverse Parallelen. Ganz so weit von deinem Pfad ist zudem auch dein Soloalbum damals nicht abgekommen. Warum sind solche Nebenschauplätze für dich dennoch wichtig? Der totale kreative Überfluss? ;-)

Na ja der große Vorteil besteht darin sein Musikspektrum zu erweitern, und sich einfach musikalisch ausleben zu können. Was das angeht war ich ja schon immer ein Workaholic. Umso mehr, umso besser, solange es noch geht. Ich habe eigentlich auch keinen Bock irgendetwas anderes zu machen außer Musik. So werde ich euch auch mit diesem “totalen kreativen Überfluss“ weiterhin nerven, haha!

„Nearly Down“ endet mit zwei sehr eindringlichen und düster-schwermütigen Songs. Weshalb habt ihr euch dazu entschlossen, nachdem im Verlauf des Albums durchaus einige rockige Nummern zu hören waren, zum Ende hin dem Hörer noch einmal die volle Breitseite Herzschmerz mitzugeben?

Da haben wir gar nicht so drauf geachtet, die Tracklist ist einfach so entstanden, wie wir es für gut befunden haben. Ich finde es immer noch gelungen, dass es am Schluss noch ruhiger und besinnlicher wird. Umso leerer eine gute Weinflasche wird, umso schwerer wird man ja auch selber - also Cheers!

Wie autobiografisch sind deine Songtexte generell? Beruhen deine Lyrics auf persönlichen Erfahrungen oder ist auch viel Fiktion dabei?

Ja die Lyrics sind wie das Leben sie schrieb; das Umfeld, das einen umgibt, mal traurig, dann trauriger, eine Portion Hoffnung, dann hoffnungslos, selbstzweifelnd, zerstörerisch und hilflos versunken im Selbstmitleid - aber sonst geht’s uns ganz gut, haha! Bei BMD schreibt ja auch Leshi Love die Lyrics, die auch nichts mit Fiktion zu tun haben. Er bekämpft damit nur seine eigene unglückliche Welt.

Bei der Entstehung der Platte hast du von den Aufnahmen, über die Produktion bis hin zum Mix alles in den eigenen Händen gehabt. Wolltest du ganz bewusst auch die Rolle des Produzenten inne haben bei diesem Album oder hat sich das eher zufällig ergeben? 

Da ich ja letztes Jahr mein Studio mit dem Nötigsten erweitert habe, um alles selber aufnehmen zu können, war es unser Plan, dies auch durchzuziehen, um einfach das Geld zu sparen (was wir sowieso nicht hatten) um in ein Studio zu gehen, in dem du dann zeitlich eingeschränkt bist. So hatten wir schön Zeit, daran zu arbeiten und ich konnte mich austoben, was mir auch sehr viel Spaß macht, und es nach unseren Vorstellungen klingen zu lassen.

Wie hast du in den letzten Jahren deine Songideen verteilt bzw. zugeordnet? Immerhin hast du nicht nur mit End of Green „The Sick’s Sense“ gemacht und jetzt „Nearly Down“ vorgelegt, sondern darüber hinaus auch dein Solodebüt gegeben. Merkst du schon beim Schreiben für welches deiner musikalischen Standbeine ein Stück am ehesten geeignet ist oder arbeitest du immer gezielt und bewusst an Stücken für End of Green, Bury Me Deep oder eben Michelle Darkness?