Interview mit Steve Joachim von BLIND

 

 

Euer Debüt „Blind“ ist auf einem Majorlabel erschienen, doch nach nur diesem einen Album habt ihr euch jetzt auf eigene Beine gestellt und „The Fire Remains“ erscheint nun auf eurem eigenen Label. Galt euer Deal nur für ein einzelnes Album, was ungewöhnlich wäre, oder habt ihr euch nach „Blind“ für eine Trennung entschieden? Falls ja: Aus welchen Gründen?

 

Wir wollten wieder unabhängiger sein und haben und dafür entschieden, alles wieder selbst in die Hand zu nehmen. Wir waren einfach nach vielen personellen Wechseln innerhalb der Plattenfirma nicht mehr auf einem gemeinsamen Nenner.

 

Wie sehr hat sich für euch der Arbeitsaufwand vergrößert seit ihr ohne großes Label und Bookingagentur arbeitet?

 

Ich kann gar nicht so genau sagen, ob sich das wie Arbeit anfühlt. Wir machen Blind nicht wegen Motiven, die man mit herkömmlicher Arbeit vergleichen kann. Es ist auf jeden Fall viel zu tun, aber wir machen es gerne.

 

Wie groß war eure Angst ein Stück weit vom Radar zu verschwinden ohne die Mittel und Möglichkeiten einer großen Plattenfirma? Immerhin gab es auch schon Bands, die auch alles auf eigene Faust machen wollten und am Ende in der Versenkung verschwunden sind – was ich euch um Himmels Willen nicht wünschen will! Oder kam es euch so vor, dass unter dem gewichtigen Begriff „Majordeal“ weniger als erwartet lief und ihr deshalb die Selbstständigkeit gesucht habt?

 

Wir haben mit unserem Debüt-Album ganz schön viel erreicht, jedoch glauben wir in der Tat, dass immer die Musik entscheidet, wie „erfolgreich“ eine Platte ist.

 

Das neue Album ist mit Verzug erschienen. Lag dieser Aufschub vor allem daran, dass ihr viel Zeit benötigt habt um Blind Records aus der Taufe zu heben oder wurde länger als geplant an den Songs gefeilt?

 

Zum einen haben wir uns sehr viel Zeit im Studio gelassen und wollten einfach, dass alles stimmt. Wir wollten nicht mit einer Scheibe rauskommen hinter der wir nicht stehen können. Dafür können wir eben genau das jetzt tun!

 

Eines der neuen Lieder ist gar nicht mehr so neu, nämlich „Teenage Dreams“. Für mich eine der besten Nummern der Scheibe, allerdings schon ein paar Jährchen alt. Wart ihr auch selbst so überzeugt von der Nummer, dass ihr sie jetzt endlich veröffentlicht habt? Und vor allem: Warum erst jetzt?

 

Wir haben ja sofort nach der Veröffentlichung von „Blind“ angefangen neue Songs zu schreiben, „Teenage Dreams“ war einer der ersten Songs und bedeutet viel für uns. Wir sind eine typische Album-Band und deswegen haben wir auch nicht vorher etwas veröffentlicht. Das wäre aus dem Kontext der Band gerissen.

 

Die größte Überraschung auf „The Fire Remains“ ist wohl „Time is running out“ mit seiner prägnanten Electro Rock-Schlagseite. Diesen Einfluss gab es auf „Blind“ quasi überhaupt nicht zu hören, daher frage ich mich wo selbiger nun her kommt?

 

Diesmal haben wir viel experimentiert und dabei auch Dinge gemacht, die vielleicht etwas untypischer sind. Wir haben etwas gemacht, was wir zuweilen selbst etwas schräg fanden, genau das macht aber den Reiz des Songs aus.

 

Euer erstes Lebenszeichen nach einer Zeit der Funkstille war die Single „Half a Dream away“, die es auf den Soundtrack zum Teeniefilm „Gangs“ geschafft hat. Wie kam es dazu, dass ihr einen Song zu besagtem Kinofilm beitragen durftet und wie gut passt eure Musik deiner Meinung nach zum „Ochsenknecht-Publikum“ des Streifens? ;-)

 

„Half A Dream Away“ ist ein Song mit sehr viel Tiefgang und verleiht dem Film eine erwachsene, sehnsüchtige Note, die ihm sehr gut steht. Im Umfeld des Filmteams gab es Anhänger unserer Musik und so hat man uns angesprochen, ob wir nicht einen Beitrag zu „Gangs“ leisten wollen. Auf das Ergebnis sind wir sehr stolz.

 

Insgesamt ist euer Album recht nachdenklich geworden, textlich wird offensichtlich auf willkommenen Tiefgang gesetzt. Warum ist „The Fire Remains“  so ein streckenweise recht melancholischer Longplayer geworden?

 

Ich glaube man muss ein für alle mal klar stellen, dass es hierbei um keinen Plan geht. Wir schreiben als Künstler unsere Songs, dabei wirkt immer der Moment, in dem man sich gerade befindet. „The Fire Remains“ passt genau zu diesen Momenten, wir hätten kein zweites „Blind“ zu diesem Zeitpunkt machen können, weil die Zeit uns als Menschen verändert hat. Außerdem sind Gewohnheiten in der Musik furchtbar unfruchtbar und nicht kreativ. „The Fire Remains“ ist eine Momentaufnahme, im Zeitraffer von ca. 2 Jahren, wie ein Bilderalbum!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.blindpage.de