Interview mit Fabian Zimmermann von BLIND

 

 

Ihr habt euer Album schlicht „Blind“ getauft, was eine gängige Praxis ist, speziell für Debüts oder Comeback Platten. Was hat euch zu diesem Schritt bewogen? Wären nicht vielleicht auch „Wake me Up“ oder „Break away“ passende Titel gewesen?

Als wir über den Titel unseres Albums nachgedacht haben war „Blind“ genau das, was wir in den letzten Wochen, Monaten und Jahren gemacht haben und wo wir all unsere Energie und unser Herzblut rein gesteckt haben, von daher lag es für uns auf der Hand, das Album so zu nennen.

 

In der Presse werdet ihr bereits vor der Veröffentlichung eures ersten Albums als DIE deutsche Neuentdeckung in der Rock-Landschaft gehandelt. Versetzt euch das in eine Art Erfolgsdruck? Wie geht ihr mit der Situation um?

Nein, wir stehen unter keinem Erfolgsdruck, wir machen nicht Musik um irgendjemandem damit gerecht zu werden. Wenn das, was wir machen den Leuten gefällt, umso besser, wir machen aber keinen Spagat um irgendeinem Erfolgsdruck gerecht zu werden.

 

Die Veröffentlichung eines Albums ist immer mit einer gewissen Erwartungshaltung verbunden. Was erhofft ihr euch durch den Release? Nach 6 Jahren Bandgeschichte bis zum Debüt dürften eure Erwartungen sicherlich sehr hoch sein.

Natürlich haben wir eine gewisse Erwartungshaltung, wir selbst haben Spaß an der Musik, das ist uns wichtig. Natürlich hoffen wir, dass das Album also vielen Leuten gefällt, aber wir lassen das auf uns zukommen. Ich denke, dass viele Leute eine echte, ehrliche Band zu schätzen wissen, von daher mache ich mir da keine Sorgen.

 

Wie kann man sich den Songwriting-Prozess von Blind vorstellen? Schreibt jeder für sich im stillen Kämmerlein oder setzt ihr euch an einen Tisch und entwickelt die Ideen gemeinsam?

Eher im stillen Kämmerlein. Ich habe immer ein Diktiergerät bei mir und kann so in jeder Situation meine Ideen festhalten. Daraus entstehen in meinem kleinen Homestudio die ersten Demos, wozu Steve (Joachim, Sänger, Anm. d. Red.) dann die Texte schreibt. Wenn das alles fertig ist, gehen wir zusammen mit der Band in den Proberaum, Guido und Gunnar geben ihren Input dazu und der Song bekommt so den letzten Schliff.

 

Euer komplettes Debüt wird musikalisch von einem „amerikanischen Aroma“ durchzogen, welches euch nicht auf den ersten Blick als deutsche Band outet. Wo würdest du persönlich die Gründe hierfür festmachen? In euren eigenen Vorlieben oder etwa der Produktion?

Zum Teil wird das sicherlich an unseren persönlichen Vorlieben liegen, die amerikanischen Rockbands sind eben die, mit denen wir alle aufgewachsen sind. Wir haben allerdings nie versucht, irgendeinem Trend oder Sound hinterher zu laufen, wir hatten da schon immer unsere eigenen Vorstellungen, wie „Blind“ klingen soll. Mit Vincent Sorg haben wir letztendlich einen Produzenten gefunden, mit dem wir das umsetzen konnten und sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.

 

In der ganzen Zeit, in der ihr an eurem Debütalbum gebastelt habt, sind sicherlich viele Ideen auf der Strecke geblieben. Habt ihr weitere Songs oder zumindest Grundstrukturen in der Hinterhand oder werdet ihr für das nächste Album wieder bei 0 anfangen?

Die Band und auch unser Songwriting ist über die Jahre gewachsen, wenn wir über das nächste Album sprechen, soll natürlich auch das eine Weiterentwicklung werden, ganz klar auch mit neuen Songs.

 

Ihr habt es als Demoband ohne vollwertiges Album geschafft, mit großen deutschen Namen wie Silbermond und In Extremo auf Tour gehen zu können und sogar einen Supportslot für Limp Bizkit an Land zu ziehen. Da kann man schon mal ein bisschen stolz auf sich sein, oder?

Na klar sind wir stolz auf unsere Geschichte und vor allem finde ich es toll, überhaupt eine Geschichte zu haben. Wir haben in den letzten Jahren viel erlebt, sehr hart gearbeitet, wir haben uns weiterentwickelt und immer an die Band geglaubt, jetzt haben wir die Möglichkeit ein Album zu veröffentlichen, super!

 

 

 

Wie habt ihr es geschafft, die jeweiligen Slots zu bekommen? Schließlich greifen bei Tourplanungen oft gängige Mechanismen, etwa dass Labelmates mit in die Tour einer größeren Band gesteckt werden oder die Bookingagentur auf das eigene Raster zurückgreift.

Wir haben immer sehr viel live gespielt und so mit der Zeit viele Freunde gewonnen und uns einen guten Ruf als Liveband erspielt. Letztendlich waren es immer die Bands selbst, die entscheiden haben, uns als Support einzuladen.

 

Wie groß waren für euch die Unterschiede zwischen den beiden Touren? Beide Bands knacken regelmäßig die Charts, aber das Publikum ist dann doch ein etwas anderes. Und könntet ihr im Nachhinein sagen, welche Tour euch als Band mehr eingebracht hat?

Es waren beides sehr interessante Erfahrungen und beide Bands sind auf ihre Art sehr geile Liveacts. Wir haben das Glück, dass unsere Musik sehr breit gefächert ist, von daher haben uns die Fans auch immer akzeptiert. Zudem glaube ich, dass die Leute auch ein Gespür für gute Musik und gute Bands haben, da ist es egal ob Silbermond, In Extremo oder Limp Bizkit.

 

Viele Fans waren überrascht, dass ihr bei den letztjährigen On a Dark Winter’s Night Festivals einen solch exzellenten Platz im Billing bekommen habt, der euch unter anderem vor Bands wie den Finnen Amorphis platziert hat. Die Reaktionen in Oberhausen waren ziemlich gut, obwohl ihr musikalisch etwas aus dem Rahmen gefallen seid. Waren die beiden Festivals der nächste Schritt zum möglichen großen Wurf?

 

Als wir das Konzert zugesagt haben, waren wir tatsächlich zuerst als Opener eingeplant. Dann muss es den Verantwortlichen wohl gut gefallen haben und anhand der Reaktion des Publikums war es ja auch keine schlechte Entscheidung uns diesen Slot zu geben. Zudem finde ich unsere Musik gar nicht so extrem weit weg von Nightwish, die für mich überraschend melodiös waren.

 

Du hast vielleicht mitbekommen, dass wir von sounds2move.de eure anstehende Tour als Medienpartner unterstützen werden. Worauf sollten wir deiner Meinung nach verweisen, um den Leuten eure Konzertreise im März schmackhaft zu machen? ;-)

In erster Linie geht es um gute Musik und um eine gute Band. Wer also Lust auf eine ehrliche und echte Rockband hat, sollte sich das nicht entgehen lassen.

 

Für „Kein Blick zurück“ von In Extremo habt ihr den Song „Ave Maria“ in eurer ganz eigenen Interpretation beigesteuert. Warum gerade dieses Stück?

Ich habe In Extremo zum ersten Mal bei einem Festival gesehen und “Ave Maria“ war der erste Song der hängen blieb, mein erster In Extremo-Ohrwurm.

 

Wie sieht die Zukunft von Blind aus? Das Album erscheint in diesen Tagen, im März geht´s auf große Deutschlandtour. Was wird danach kommen?

Wir konzentrieren uns jetzt erst mal 100% auf unser Album und unsere Tour, danach werden wir hoffentlich viele Festivals spielen und dann lassen wir es einfach auf uns zukommen.

 

Simone Steinbüchel - www.sounds2move.de

 

 

Link: www.blindpage.de