Interview mit Craig "Goonzi" Gowans von BLEED FROM WITHIN

 

 

Für die Produktion von "Uprising" habt ihr gleich einen ganzen Schwung namhafter Szenegrößen um euch geschart, darunter Männer wie Martyn "Ginge" Ford (u.a. Trivium, As I lay Dying - MR) und Logan Mader (Machine Head - MR). In gewisser Weise ist also schon die Liste der Beteiligten an den Aufnahmen und dem Mix eine ziemliche Ansage, dafür muss man die Platte nicht mal gehört haben. War es für euch notwendig, mit diesen sehr erfahrenen und natürlich auch guten Leuten zusammen zu arbeiten, um den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, die ihr an euch selbst und "Uprising" gestellt habt?

 

Es war wirklich ungewöhnlich wie wir diesmal an die Sache herangegangen sind. Wie du schon richtig sagst, war es ein Zusammenspiel verschiedener Produzenten, was wir in dieser Form gar nicht geplant hatten, aber am Ende ist es einfach so passiert, und darüber sind wir im Endeffekt auch sehr froh. Jeder von ihnen hat für sich genommen einen fantastischen Job gemacht. Ehrlich gesagt konnten wir uns zum ersten mal selbst aussuchen wo und mit wem wir aufnehmen wollen, also haben wir uns die Freiheit erlaubt, unser Dream Team aufzustellen, haha. Unser Drummer Ali hat sich mit einem Kerl namens Romesh zusammengetan, den er von einer seiner vorherigen Bands kannte und mit dem er seine Parts eingespielt hat. Wir wollten einen großen, natürlichen Schlagzeugsound, denn heutzutage klingen einfach zu viele Metal-Drumkits einfach künstlich, was wir unbedingt vermeiden wollten. Die Sachen sollten auf Platte so klingen, wie Ali sie in Wirklichkeit spielt, und das haben wir auch prima hinbekommen. Die Gitarren haben wir mit einem guten Freund namens Nolly aufgenommen, der glücklicherweise direkt bei uns um die Ecke wohnt und der nicht nur ein erstklassiger Gitarrist, sondern auch ein guter Produzent ist. Von ihm konnten wir viel lernen, und er hat uns genau den Gitarrensound verpasst, den wir in der Vergangenheit immer wollten aber nicht bekommen haben. Diesmal hat er es auf den Punkt gebracht, und wir könnten nicht glücklicher mit dem Resultat sein. Ginge ist auch ein toller, bodenständiger Typ und war für den Gesang zuständig, wo er wirklich alles aus unserem Sänger Kennedy und seiner Stimme herausgekitzelt hat. Zum Schluss hat uns Logan noch einen großartigen Mix verpasst, der genau dem entspricht, was wir uns vorgestellt hatten: einen ausgewogenen Mittelweg aus Heavyness und einem natürlich klingenden Metal-Album.

 

Wo wir gerade bei großen Namen sind: Ihr seid gerade mit Testament quer durch Europa unterwegs. Deren Fans rekrutieren sich eher aus dem Old-School-Lager, und somit spielt ihr vor einem etwas anderen Publikum als normalerweise. Womöglich ist euer Standing trotzdem gar nicht mal so schlecht, denn gerade das neue Album ist eine reinrassige Metal-Platte.

 

Als wir zum ersten mal von der Tour hörten, waren wir tatsächlich ein bisschen nervös. Sie sind eine Legende und genießen einen unglaublichen Respekt, daher ist es einfach eine Ehre, mit ihnen auf Tour sein zu dürfen. Ihre Fans ähneln denen von Slayer in der Hinsicht, dass sie einzig und allein kommen, um diese eine Band und niemand anderen zu sehen. Daher haben wir befürchtet, dass sie uns unter Umständen gar nicht erst an sich ran lassen, weil wir auch noch relativ jung sind. Andererseits scheuen wir auch keine Herausforderung, und im Grunde spricht nichts dagegen, dass ihnen gefallen könnte was wir machen - immerhin sind auch wir eine echte Metal-Band und verdammt heavy. Bisher lief die Tour jedenfalls großartig, die meisten Fans headbangen zu unseren Songs und lassen sich mitreißen. Auch wenn sie eigentlich einen anderen Stil bevorzugen, geben sie uns trotzdem eine Chance. Testament selbst sind auch total nett zu uns, und es macht Spaß, mit ihnen die Bühne zu teilen und sie sich jeden Abend anzuschauen.

 

Was mir persönlich an "Uprising" auffällt ist, dass es einerseits sehr modern klingt, dabei aber keine populären Elemente aus dem Hardcore-Sektor nötig hat und ihr euch vor allem klaren Gesang komplett geklemmt habt. Habt ihr Klargesang ganz bewusst außen vor gelassen, um dem "Metalcore"-Stempel, der euch gerne zu unrecht aufgedrückt wird, von vornherein vorzubeugen?

 

Wenn wir damit beginnen neue Songs zu schreiben, geht es uns wie den meisten Bands, und wir schreiben automatisch das, was uns selbst gefällt, ohne dabei auf eine bestimmte Szene oder Richtung zu achten oder uns bewusst in diese oder jene Richtung zu bewegen. Wir wollen seit jeher einfach Metal spielen und das ist auch heute noch so. In diese Core-Schublade steckt man uns trotzdem schon immer gerne, was genau genommen gar nicht schlimm ist, weil diese Zielgruppe auch regelmäßig zu unseren Konzerten kommt, dort ordentlich abgeht und uns seit Jahren loyal unterstützt. Wir sitzen gewissermaßen zwischen den Stühlen, denn eigentlich wollen wir auch die traditionellen Metal-Fans für uns gewinnen und sind durchaus selbstbewusst genug zu sagen, dass wir sowohl dem Metalcore-, als auch dem klassischen Metal-Publikum etwas bieten können.

Wie gesagt wussten wir schon sehr genau, wie "Uprising" klingen soll, nämlich hart, aber mit viel Groove und Melodien. Gleichzeitig wussten wir auch, wie wir nicht klingen wollten, nämlich wie viele der anderen Bands heutzutage. Es sollten keine stereotypischen Songs werden, weil wir uns nicht wie eine x-beliebige Truppe anhören wollen. Was den Klargesang betrifft, sagen wir sicher nicht, dass wir den niemals verwenden werden, aber wenn es mal dazu kommt, dann muss es auch stimmig und auf unsere Art sein. Ich glaube, es müsste düster, böse und ein bisschen dreckig klingen - so wie es zum Beispiel Lamb of God und Pantera getan haben, und das sind ja auch keine klaren Vocals im klassischen Sinne.

 

Als ich mir euer Studiotagebuch auf YouTube angesehen habe, hat sich vor allem eine Sache im Gedächtnis festgesetzt, nämlich, dass ihr mit Ginge in einem Studio gearbeitet habt, das sich direkt unter einem Box Club befindet. Das war doch garantiert eine eigenartige Erfahrung: Ihr nehmt im Keller eine Platte auf, während sich eine Etage weiter oben die Muskelprotze nach allen Regeln der Kunst gegenseitig die Zähne einschlagen, hehe.

 

Das war sogar ziemlich cool, weil völlig unerwartet! Es ist schon sehr ungewöhnlich, aber es hat auch Charakter und einen ganz eigenen Charme. Da wir nur den Gesang dort aufgenommen haben, mussten wir uns allerdings nicht all zu lange mit der Geräuschkulisse von oben befassen. Irgendwie passt es ja auch wunderbar zusammen, denn um es mit den Worten von Ginge zu sagen: "Eine Treppe weiter oben prügeln sie sich gegenseitig die Scheiße aus dem Leib, und im Keller prügeln wir die Scheiße aus der Musik", haha.

 

Auf der limitierten Version eures neuen Albums findet sich auch eine Coverversion des Papa Roach-Songs "Blood Brothers". Welchen Bezug habt ihr zu diesem speziellen Song und warum gerade Papa Roach?

 

Wir sind mit diesem ganzen New Metal-Ding aufgewachsen und haben uns all die Bands rein gezogen, die damals in diese Schublade gestopft wurden, von Linkin Park, über Limp Bizkit bis Papa Roach. Wir wollten als Coverversion nichts machen, was total auf der Hand liegt, und dann hatten wir natürlich auch noch das Problem, dass wir - und damit schlagen wir die Brücke zu der Frage von vorhin - keinen Klargesang verwenden. Dennoch waren wir uns schnell sicher, dass "Blood Brothers" auch mit unserem aggressiven Gesang wunderbar funktionieren würde. Der Song war übrigens auch auf dem Soundtrack zu "Tony Hawk 2" auf der Playstation, was seinerzeit das absolute Lieblingsspiel von allen in der Band war. Es hat einfach total Spaß gemacht, diese Nummer auf unsere Weise einzuspielen und wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, hehe.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de

 

 

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