Interview mit Uli Kusch von BEAUTIFUL SIN

sounds2move: Mit Beautiful Sin hast du nun dein eigenes Nebenprojekt am Start. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Uli: Als ich nach der „Aeronatics“ Produktion Songs für ein Demo zusammengestellt habe, dachte ich so: Hm, ne Menge gute Songs habe ich ja, was tun?! Mit Magali hatte ich schon in 2002 an einem Album für ihre damalige Band gearbeitet. Und ich war damals total von den Socken als ich Magalis Stimme gehört habe. Irgendwann, dachte ich, werde ich mal ein Album mit ihr machen.

sounds2move: Du hast aber Beautiful Sin nicht ins Leben gerufen, weil du dich bei Masterplan nicht richtig entfalten kannst oder?  

Nein! Es ist eher so, dass ich mir ein zweites Standbein schaffen wollte. Denn die Erfahrung mit Hellween, von heute auf morgen auf der Strasse zu stehen, war lehrsam. Klar kann ich bei Beautiful Sin Walten und Schalten wie ich will, aber bin trotzdem auf die Meinung und Erfahrung der anderen angewiesen. Bei Masterplan ist die Entfaltung der Ideen ein wichtiges Element, bei dem jeder von uns in den Songs der anderen rumwurschtelt und rummeckert, bis eben alle happy sind. Beides sind Arbeitsweisen. Klar ich schreibe ne Menge Songs, die keinen Platz bei Masterplan finden, aber ich schreibe auch Songs, die bei Beautiful Sin nicht passen würden… wo soll das denn hinführen        ;-) noch ne Band?...nee nee

sounds2move: Mit Magali Luyten steht bei Beautiful Sin ja eine Frau hinter dem Mikro. War es für dich von Anfang an klar, dass bei Beautiful Sin eine Frau singen müsste oder hattest du auch noch ein paar männliche Kandidaten im Auge? Und wenn ja welche?

Als ich das Demo zusammengestellt habe, kam mir Magali eigentlich gleich in den Sinn, jedoch wusste ich nicht ob sie Lust und Zeit hat, daher hatte ich mir einige Optionen geschaffen. Mir ging es in erster Linie darum einen guten Sänger zu finden, egal ob Männlein oder Weiblein.

sounds2move: Zusammen mit Magali Luyten bildest du sozusagen den kreativen Kern von Beautiful Sin. Wie muss man sich eure Zusammenarbeit vorstellen, wie entsteht bei euch ein Song für Beautiful Sin?

Ich habe für das erste Album fast alle Songs soweit geschrieben, bis ich das Knowhow der anderen benötigte. Man tauscht sich aus, hört und diskutiert. An gewissen Sachen musste geforscht und geübt werden. Bei den Texten war es bei Closer to my heart so, dass ich Magali gebeten habe, ein paar Stichworte zu dem Thema;“ Was ist gut und was ist schlecht in dieser Welt“, aufzuschreiben, woraus dann letztendlich der Text entstand. Die Tonlagen einiger Songs mussten gefunden werden, bis Magali sich wohl gefühlt hat. Die Melodien stammen in erster Linie von mir, aber die Detailarbeit war dann Magalis Aufgabe.

 

sounds2move: Gibt es eigentlich einen großen Unterschied ob du nun mit einem Profi wie Jorn Lande oder mit einem quasi Neuling wie Magali Luyten zusammenarbeitest? Ist die Arbeit mit ihr im Vergleich erfrischender oder komplizierter?

Das ist von Menschen zu Mensch unterschiedlich und es hat nicht unbedingt was damit zu tun, ob du Profi bist, wenn du eingebildet bist oder denkst, du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen. Das Arbeiten mit beiden Sängern ist fantastisch, da beide ein ungemeines Gespür für Musik haben und wissen was sie können und was nicht. Bei beiden kommt eine wahnsinnige Magie rüber, die einen dann vergessen lässt, dass der ein oder andere Ton mal nicht getroffen wird.

sounds2move: Neben Keyboarder Axel Mackenrott, der wie du auch bei Masterplan spielt, besteht die Instrumentalfraktion noch aus den Pagans Mind-Leuten Jorn Viggo Lofstad (Gitarre) und Steinar Krokmo (Bass). Wieso hast du gerade diese beiden Musiker für den Job bei Beautiful Sin ausgewählt?

Weil beide exelente Instrumentalisten sind und mit Pagans Mind geile Alben gemacht haben, durch die ich auf Viggo aufmerksam geworden bin. Ebenso Steinar, er ist genau der Bassmann, den ich mir hätte wünschen können. Auch die menschliche Seite hat eine Rolle gespielt. Und bevor wir Nägel mit Köpfen gemacht haben, arbeiteten wir erst mal an den Demos. Genau wie bei Magali kommt was rüber wenn Viggo spielt. Man hört die Spielfreude und den Einsatz von ihm in jedem Ton und Anschlag. Er ist Perfektionist und das passt gut mit meiner Einstellung zusammen.

 

sounds2move: Wie groß ist eigentlich der kreative Einfluss dieser drei Mitglieder?

Alle Musiker haben beim ersten Album eine wichtige Rolle gespielt, auch wenn ich die Songs geschrieben habe. Im Vergleich hatte das Demo 60% der Qualität, die du jetzt auf dem Album hörst. Viggo, Axel und Magali haben wichtige Details geändert, die ich nicht in der Lage war beim Schreiben der Songs umzusetzen, da ich leider nicht jedes Instrument 100% beherrsche. Aber es langt, die Strukturen der Songs festzulegen und man hört ob das Material stark genug ist um es auf ein Album zu packen. Beim zweiten Album könnte ich mir vorstellen, schon den ein oder anderen Song von z.B. Magali mit aufzunehmen, um auch vielleicht eine neue Farbe in die Beautiful Sin Musik zu bekommen. Da lasse ich dann auch freie Hand und verlasse mich auf das Gespür der anderen.

sounds2move: Ist Beautiful Sin für dich also eine vollwertige Band, von der man durchaus in Zukunft noch das eine oder andere Album erwarten kann?

Definitiv. Ich bin mit dem Ergebnis und den Resonanzen mehr als zufrieden und habe bereits begonnen, neue Ideen zu sammeln.

sounds2move: Dem aufmerksamen Hörer wird auffallen, dass es sich beim eröffnenden Song „Lost“ um eine neu arrangierte Version des Helloween Stücks 'The Departed' vom „The Dark Ride“ Album handelt. Wieso hast du gerade diesen Song für eine Neuaufnahme ausgewählt?

Weil das das Orginal ist, so wie ich es geschrieben habe. Ich war immer der Meinung, dass der Song mit meinen Melodien mehr Ausstrahlung hat als die Helloween Version. Außerdem fand ich die Lyrics auf der Dark Ride nicht gerade prickelnd. Der Refrain wurde geändert, weil zur gleichen Zeit ein Album von Iron Maiden veröffendlicht wurde, auf dem Bruce in einem Song einmal „Lost“ singt. Das war jedoch für mich echt ein alberner Grund, einen starken Chorus zu ändern. Somit hat es nur acht Jahre gedauert, dass der Song seinen Platz gefunden hat und ich musste extra eine Band für den Song gründen ;-)

sounds2move: Besteht „The Unexpected“ ansonsten nur aus neuem Material oder hast du auch Songideen untergebracht, die auf den beiden bisherigen Masterplan Alben keinen Platz fanden?

Alles was zu hören ist, ist für das Album zugeschnitten oder umgearbeitet worden.

 

"I’m real" ist das Original von Enlighten me, "The Beautiful Sin" ist das Original von Hopes and Dreams. "The Spark of Ignition", "Metal Waves", "Brace for Impact", "Closer to my heart", "Take me home", "This is not the original Dream", "She is made of rain", "Le reve originel" habe ich für dieses Album geschrieben. "Give up once for all" ist eine Cover Version von Blumfeld mit dem Orginaltitel "Die Diktatur der Angepassten".

sounds2move: Der Song „Pechvogel (Unlucky, Feallow)“ besitzt nicht nur einen deutschen Titel, sondern das Wort „Pechvogel“ kommt in dieser Form auch im Refrain vor. Wie kommt es, dass ein deutsches Wort in einen ansonsten Englischsprachigen Song eingebaut wird?

Weil es geil klingt und vielleicht auch für gewisse Aufmerksamkeit sorgt. Wir haben auch eine französische Version von einem Song gemacht. Und das wird auch nicht das letzte Mal sein, dass wir mit so was experimentieren.

sounds2move: Mit „Brace for impact“ und „The Beautiful Sin“ befinden sich auch zwei Instrumentalstücke auf dem Album. Sind solche Instrumentalstücke notwendig um das Können der Band zu demonstrieren oder wieso habt ihr gerade zwei auf „The Unexpected“?

In den 70ern und 80ern gab es viel mehr Instrumentaltitel. Und es ist schade, dass es für so was kaum noch ein Ohr gibt. Vocals sind für mich streng gesehen nichts anderes als ein weiteres Instrument, was hier einfach mal aussetzt. Genau wie die Drums in The Beautiful Sin. Hier hat das nix damit zu tun, unser Können zu beweisen, sondern es geht um gute Songs, die ihren Platz gefunden haben. Außerdem finde ich es erfrischend, wenn der Sänger nach einer kurzen Pause wieder zu hören ist. Ich denke, das ist erfrischend und gibt dem Album Farbe.

 

sounds2move: Hast du keine Bedenken, dass du mit Beautiful Sin im Masterplan Lager für Unruhe sorgen könntest, da beide Bands dieselbe Zielgruppe ansprechen und du sozusagen damit Masterplan Konkurrenz machst?

Das glaube ich nicht. Das ist kein Konkurrenzkampf. Und ich habe auch zu verstehen gegeben, dass Masterplan meine Priorität ist. Daher werde ich nur für Beautiful Sin arbeiten wenn ich die Zeit neben Masterplan habe.

sounds2move: Hat sich Roland Grapow eigentlich „The Unexpected“ angehört? Und wenn ja, was hat er für eine Meinung über das Album?

Er kennt das Demo, hat aber damals nix dazu gesagt. Das Album hat er glaube ich noch nicht.

sounds2move: Jetzt, da Jorn Lande Masterplan verlassen hat und der Sängerposten offiziell noch vakant ist. Wäre es da nicht denkbar Magali Luyten für diesen Job zu engagieren oder gehört zu Masterplan zwingend eine männliche Stimme?

Roland hat da Bedenken und Magali ist nicht interessiert, da sie sich zurzeit auf ihre eigene Band Virus 4 konzentriert. Ich könnte mir das vorstellen, aber ich habe Beautiful Sin mit Magali und das ist fein!

sounds2move: Du hast auch bei einem One Song Projekt mit dem Namen „Mikeyla and the Metal Forces“ mitgewirkt, bei dem unter anderem solch namhafte Leute wie Ralf Scheepers,  Joacim Cans, Tobias Sammet, Timo Kotipelto,  Roland Grapow oder auch  Oscar Dronjak mitwirken. Was kannst du uns über dieses Projekt erzählen?

Das ist aus dem Nichts entstanden und innerhalb von zwei Wochen zu einem Mamut –Projekt gewachsen. Einen meiner Titel, die ich im Januar geschrieben habe, habe ich Ronny Millianovic von Dionysus vorgespielt, da ich nicht wusste was ich damit anfangen sollte. Für Masterplan oder auch Beautiful Sin war das nichts Richtiges. Ronny kam auf die Idee, den Song für die WM dieses Jahr zu verwenden und hat Jocim Cans gefragt, ob er den Text machen will. Joacim hatte den Kontakt zu Pama Record hergestellt, die wiederum Mikeyla als Künstlerin. Die haben ihr wiederum den Song vorgespielt. Als sie zusagte, kam die Idee auf eine Mannschaft zusammenzustellen, die aus Musikern besteht, die nicht nur im Metal Bereich arbeiten. Ich und Joacim hatten dann die lustige Aufgabe die Gäste zu angagieren. Fast alle, die uns in den Sinn kamen hatten Zeit und Lust. Ist nicht einfach, bei einer so kurzfristigen Planung. Wir haben dann den Song in Schweden aufgenommen und von einigen Gastsängern die Vocalparts für einen fetten Allstar Chor per E-Mail bekommen. Das Ganze kommt am 6. Juni als Single mit drei Songversionen, einem Bonustrack und einer Videodokumentation auf den Markt.

sounds2move: Zusätzlich wird man deine Künste auch noch auf dem kommenden Album von Mekong Delta lauschen dürfen. Würdest du dich selber als Arbeitstier bezeichnen?

Momentan ja. Ich hasse Stillstand und will so lange ich kann so viel machen wie eben geht. Und wenn die Musik mir zusagt und ich Zeit habe, dann hau ich rein. Mekong ist was Besonderes und einzigartig. Das muss sein.

sounds2move: Kannst du zum Abschluss vier Sachen nennen, die für dich eine Sünde wert wären und auch das wieso erklären.

1.Meine zweite feste Band – scheint irgendwie nicht erlaubt zu sein, denke ich manchmal

2.Drums auf einem Album zu programmieren und nicht zu spielen – hört eh keiner ;-)

3.Voll Playback ein grosses Festival spielen – hört eh keiner und wenn dann mit RIESEN Fragezeichen in den Ohren.

4.Bei jedem Interview komplett was anderes zu erzählen – merkt eh keiner, he he.

 

Interview: Nando Rohner - www.sounds2move.de

Link: www.ulikusch.de