Interview mit Dregen von den BACKYARD BABIES

 

 

Ihr existiert nun schon seit 20 Jahren im gleichen Line Up. Was ist euer Geheimnis, wie habt ihr es fertig gebracht 20 Jahre ohne einen Line Up Wechsel zu überstehen?

 

Weißt du, ich habe irgendwie keine Antwort auf diese Frage. Ich glaube man muss dafür einfach nur vier total verrückte Typen finden, die alle ihr Leben der Musik widmen wollen, dann geht so etwas von ganz alleine. Jedoch reicht es längst nicht aus, einfach nur die Musik zu lieben, denn viele andere Musiker lieben ihre Musik auch und hören trotzdem irgendwann auf zu spielen, Man muss auch das ganze Drumherum lieben, um so etwas 20 Jahre durchzustehen. Man muss es lieben auf Tour zu sein, wo man über Wochen und Monate hinweg jeden Tag nur für die eine Stunde lebt, während der man endlich auf die Bühne gehen kann. Bei uns ist das genau der Fall, wir haben es schon immer genossen, auf Tour zu sein. Musiker zu sein ist ein sehr spezieller Lebensstil, nicht jeder ist dafür geschaffen.

 

Nach 20 Jahren im Business: Was ist deine persönliche Definition von Rock n Roll?

 

Das Wort Rock n Roll sagt es schon aus, man hat gleichermaßen viele Hochs und Tiefs. Ich denke im Vergleich zu anderen Szenen ist das Business mit Rock n Roll noch das einzige, welches man in gewisser Weise als Gesetzlos und Zügellos bezeichnen kann. Dies muss man einfach mit einem Lächeln akzeptieren (lacht).

 

Und wie genau sieht für dich der Lifestyle namens Rock n Roll aus? Sex, Drugs and Rock n Roll oder gibt es da noch mehr?

 

Für eine Weile war es genau das für mich. Ich denke aber, ich habe mich zum Besseren gewandelt, ich bin schließlich auch älter geworden (lacht). Aber auch der Rest der Band hat dazu gelernt und sich zum Besseren gewandelt. Als wir angefangen haben, galt unser Interesse vielleicht zu 40 % der Musik und zu 60 % der nächsten Party, heute hat sich das aber geändert, jetzt steht bei uns die Musik viel stärker im Vordergrund.

 

Also könnte man sagen, die Band ist älter und weiser geworden?

 

Das kann man so stehen lassen. Ich denke aber nicht, dass wir deswegen langsamer geworden sind, wir führen immer noch ein sehr schnelles Leben. Als Musiker muss man sich, um an solch einem Rock n Roll Lifestyle nicht zugrunde zugehen, aber auch eine gewisse Cleverness aneignen, man könnte sagen, man muss ein Klugscheißer werden (lacht).

 

Wenn du nun zurückblickst, was waren in den 20 Jahre deine persönlichen Highlights?

 

Wow, da gibt es viele. Ein Highlight kann ja alles sein, angefangen von einem kleinen Gig irgendwo im Nirgendwo, bei dem einfach die Stimmung durch die Decke steigt, bis hin zu einer großen Tour oder einfach Konzert vor zigtausenden Zuschauern. Sicher, die Veröffentlichung unseres zweiten Albums „Total 13“ wird wohl immer etwas besonderes bleiben, gelang uns damit doch der Durchbruch. Wir hatten damals wirklich das Gefühl, ein ganz spezielles Album eingespielt zu haben. Aber auch z.B. als wir das erste Mal in Japan gespielt haben, oder unsere erste Amerika-Tour, oder auch als wir das erste Mal in Deutschland unterwegs waren, das sind alles Highlights, an die wir uns jetzt noch gerne zurückerinnern.

 

Letztes Jahr durftet ihr für die legendären Mötley Crüe eröffnen. Diese Chance war für euch rückblickend sicher auch ein Highlight?

 

Das ist auch etwas, auf das ich sehr stolz bin. Wir haben schon mit so vielen Bands gespielt, zu denen wir als Kind aufgeschaut haben und die wir auch heute noch als unsere Idole bezeichnen, angefangen bei Alice Cooper bis hin zu AC/DC. Mötley Crüe waren diesbezüglich für uns jedoch immer ein Buch mit sieben Siegeln, das wir nie glaubten zu knacken. Ich meine Mötley Crüe waren eine der ersten großen Rock-Bands, ohne sie würde es uns und die ganze Szene nicht geben.

Ihr habt aber nie eine Show mit The Ramones gespielt?

 

Nein, leider nicht. Auf unserer Single „Friends“ war jedoch Joey Ramone zu hören, es war einer seiner letzten Aufnahmen vor seinem Tod. Du kannst dir vorstellen, was für eine große Sache das für uns war. Mit Marky Ramone haben wir auch schon auf der Bühne gestanden, damals in einem kleinen Club in Schweden, als er einfach so auf die Bühne kam, sich ans Schlagzeug setzte und mit uns einen Song spielte.

 

Es gibt viele junge Bands, die die Backyard Babies als Vorbild benennen. Wie gehst du damit um?

 

Ich hätte mir nie denken können, von jemandem je als Vorbild benannt zu werden. Ich und die Band fühlen sich dadurch natürlich sehr geehrt, wenn sich eine junge Band von uns inspiriert fühlt, ebenfalls Musik zu machen.

 

Nächstes Jahr werdet ihr noch einmal auf Tour gehen und danach dann eine Pause einlegen. Viele Fans fragen sich, ist das nun das Ende der Backyard Babies oder ist es wirklich nur eine Pause?

 

Es ist nur eine Pause. Ich würde es einen lang verdienten Urlaub nennen, den wir in den letzten 10 Jahren nie wirklich hatten. Diese Pause ist wichtig, da wir uns somit die Zeit nehmen können, uns selbst zu reflektieren und uns auch Gedanken darüber machen können, wie unser nächstes Album zu klingen hat. Nach all diesen Touren ist es für uns auch mal wichtig, Zeit mit unseren Familien zu verbringen und vielleicht auch das eine oder andere Projekt neben den Backyard Babies anzugehen.
 

Hast du denn Pläne für ein Nebenprojekt?

 

Ich weiß es noch nicht genau, aber ich kann mir nicht vorstellen, ruhig zu bleiben. Man wird wohl was von mir zu hören bekommen.

 

Habt ihr euch eigentlich auch Gedanken darüber gemacht, wie lang diese Pause dauern soll?

 

Nein, aber ich denke, dass das neue Backyard Babies Album Anfang 2011 in die Läden kommen wird.

 

Hattet ihr die Idee für das Backyard Babies Box-Set eigentlich vor oder nach dem Entschluss, eine Pause einzulegen?

 

Die Idee für das Fotobuch bestand schon lange zuvor. Wir wollten zum 20-jährigen Bandjubiläum etwas Besonderes am Start haben. Ebenfalls wollten wir schon lange ein Album veröffentlichen, auf dem sich alle B-Seiten und Raritäten der Band befinden. Wir entschlossen uns dann, alles miteinander zu kombinieren, zusätzlich noch die DVD mit der Dokumentation, allen Videoclips und ein Best-Of Album dazuzupacken, um im Gesamten daraus etwas richtig Feines zu machen.

 

War es schwer auszuwählen, welche Fotos ins Buch kommen?

 

Nein, es war richtig witzig. Zuerst war das Buch zwar mehr ein reines Party-Buch, aber dann haben wir noch Fotos hinzugefügt, die dem Buch eine leicht andere Richtung verpassten. Man kann sagen, dieses Buch gibt einen Einblick in den Lifestyle der Backyard Babies über 20 Jahre hinweg.

 

Könntet ihr euch eigentlich auch vorstellen ebenfalls mal eine Band-Biografie a la Mötley Crüe mit „The Dirt“ zu veröffentlichen?

 

Das gibt es schon, aber bisher leider nur auf Schwedisch. Das Buch wurde 2004 veröffentlicht und verkaufte sich wirklich sehr gut. Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir das Buch ins Englische übersetzen lassen werden und es gleichzeitig auch auf den neusten Stand bringen werden.

 

Wenn du einen Song auswählen könntest, der die Band im Gesamten am besten repräsentiert: Welcher Song wäre es?

 

Boah, das ist echt eine schwere Frage. Mann, die Frage ist echt hart. Ich würde wohl „Look at you“ auswählen, der Song begleitet uns schon seit „Total 13“ und repräsentiert die Band wohl am besten.

 

Letzte Frage: Ist es immer noch gut, sich Feinde zu machen (in Anspielung an den Albumtitel „Making Enemies is Good“ - NR)?

Nein, es ist nie gut, sich Feinde zu machen (lacht). Wir sind vielleicht Lover, aber keine Kämpfer (lacht). Manchmal mag es zwar in gewisser Weise gut sein, aber meistens ist es keine gute Sache, sich Feinde zu machen.

 

Nando Rohner – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.backyardbabies.com