Interview mit ASP / 06.2005

Markus: Ingo (Römling, Monozelle) hat sich dieses Mal nicht nur um das Artwork gekümmert, sondern auch in den Sound eingegriffen. Was war ausschlaggebend dafür dass er die Elektronik erweitern durfte?

ASP: Also Ingo ist ein unglaubliches Allround-Talent. Er macht nicht nur wahnsinnig gute Illustrationen und Artworks, sondern er ist auch seit Jahren selbst Musiker. Er hat für uns schon verschiedenen Remixe gemacht, die uns so gut gefallen haben, dass wir ihn gefragt haben ob er nicht Lust hat ein paar frische Sounds beizusteuern. Dafür hat er wirklich ein gutes Gefühl und er war sofort begeistert davon. Aber wir müssen auch zugeben, dass es am Ende beinahe ein wenig zu viel für ihn war. Ich glaube Ingo war am Ende so weit wie ich – nämlich dass man jeden Tag zwei hysterische Anfälle bekommt weil der Entstehungsprozess eines solchen Albums einfach so intensiv ist. Allein das Artwork war dieses Mal schon riesig groß.

Markus: Doppel Digi-Pak, zwei Booklets...

ASP: Und das ist nur die Standartversion. Für uns ist die limitierte Version maßgebend. Es ist ja nicht so, dass bei der normalen Version einfach Sachen weg gelassen werden, sondern die Sachen werden einfach komplett anders gemacht. Die „Luxus-Version“, wie wir sie gern nennen hat doppelt so viele Artworks und viel Bonusmaterial. Das ist die Version, die für uns das große Konzept darstellt und an der wir manchmal fast verzweifelt wären. Man darf schließlich nicht vergessen, dass man zwischendurch auch mal ein paar Aufnahmen machen muss. Leider besteht ein Album nicht nur aus Artworks *dezentes Lächeln* . Und da ich derjenige bin, der das ganze Konzept unter einen Hut bringen muss, ist das schon enorm anstrengend.

M: Bei „Beschwörung“, dem ersten Stück ist mir aufgefallen, dass ihr eine große Palette an „echten Instrumenten“ verwendet habt, zum Beispiel Percussions. Gab es einen Hauptgrund für so viel „handgemachte Musik“?

ASP: Bei ASP haben die Leute ja allgemein immer das Gefühl als hätten wir eine unglaubliche Entwicklung hinter uns gebracht was unsere Songs betrifft. In Wirklichkeit ist es aber vielmehr so, dass wir immer versucht haben aus den uns zur Verfügung stehenden Mitteln das Beste zu machen. Im Songwriting hat sich eigentlich gar nicht viel verändert. Wir wollten schon immer so viel wie möglich mit Live-Instrumenten arbeiten, aber das war mit den geringen Mitteln, die wir zur Verfügung hatten einfach nicht möglich. Wir sind bei der „Weltunter“ ja schon in diese Richtung gegangen und haben uns dann gesagt ‚wir sparen jetzt jeden Cent den wir mit der Musik verdienen für unsere nächste Platte’. Keiner von uns fährt ein teures Auto, sondern es wurde alles wieder in die Musik investiert. Und da „Weltunter“ für uns eine sehr erfolgreiche Platte war haben wir uns für „Aus der Tiefe“ den großen, großen Luxus gegönnt, dass alle Instrumente im Studio live eingespielt wurden. Wir haben auch mit Computersounds experimentiert, diese dann aber gleich wieder raus geworfen weil wir einfach richtige Instrumente wollten, was dem Ganzen auch ein Tiefe und eine Wärme gibt, die wir mit den Computer-Sounds – und seien sie noch so gut – nicht erreicht hätten.

M: Also wärst du diesen Schritt schon früher gegangen, wenn dir die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestanden hätten?

ASP: Ja. Eine Sache mit der wir immer leben mussten ist, dass die Leute, wenn sie zu uns aufs Konzert kamen immer erst einmal überrascht waren weil sie einfach einen Electro-lastigen Act erwartet haben. Man stellt sich vor, dass einer mit dem Computer auf der Bühne steht und eine zweite Person singt dazu. Wer dann auf unser Konzert kommt kriegt Schlagzeug, Bass und Gitarre auf die Ohren. Das ist natürlich schon überraschend. Gott sei Dank haben die Leute sich davon überzeugen lassen, dass es so besser ist. Ich glaube zudem, dass es ein guter Weg war, weil wir live einfach anders klingen. Es ist viel schöner wenn man sich live anders präsentiert und die Stücke auch anders arrangiert. Wir mussten viele Songs umarbeiten, aber das macht den Unterschied aus. Was will man auf einem Konzert wo alles so klingt wie auf Platte? Das macht für mich keinen Sinn.

M: Du hast das neue Album durch die gesprochenen Zwischenspiele ein wenig wie ein Hörspiel aufgebaut. Wolltest du die Geschichte auf diese Art insgesamt greifbarer machen? Was hat dich zu diesem Schritt bewogen?

ASP: Da gab es mehrere wichtige Punkte. Zum einen wollten wir die lyrisch-erzählerische Seite diesmal noch deutlicher darstellen. Es gab 2 –3 meiner Gedichte, die im Rahmen dieser Schmetterlingserzählung entstanden sind, wo ich gesagt habe ‚das ist einfach kein Lied und soll auch zu keinem werden. Aber es gehört trotzdem dazu’. Somit haben wir uns dazu entschlossen diese Zwischenspiele zu machen, die sich irgendwo zwischen einem Hörspiel und einem erzählerischen Vortrag bewegen. Und im Nachhinein ist uns positiv aufgefallen, dass die Songs besser zur Geltung kommen, einfach durch dieses Durchatmen. Durch die schlicht gehaltenen Hörspieleinlagen kann man sich besser auf die Songs konzentrieren.

M: Somit war das ein positives Nebenprodukt, das eigentlich – zumindest in dieser Form – gar nicht beabsichtigt war.

ASP: Ja, das war auf jeden Fall ein Nebenprodukt. Dass wir diese Hörspielsache machen wollten war relativ früh klar, auch weil ich ein großer Fan von Hörspielen bin. Ich sehe mich ohnehin auch als Erzähler, wenngleich „nur“ als musikalischen Erzähler. Und das der Schritt irgendwann kommen würde, dass man so etwas auch als tatsächliche Erzählung mit einbringt, war absehbar. Es wird nicht so sein, dass wir auf dem letzten Album da eine noch größere Gewichtung drauf legen, denn es muss alles in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Wir hätten uns allgemein etwas mehr Zeit dafür gewünscht, aber das tun wir eigentlich immer. Wir könnten auch 10 Jahre an einem Album arbeiten und wären zum fixen Termin trotzdem nicht fertig *dezentes Lächeln* .

 

M: Kannst du insgesamt abschätzen wie lang du dieses Mal für die Texte mit all ihren Metaphern und Reimen gebraucht hast?

ASP: Also wir haben das komplette Album innerhalb von 2 Monaten gemacht. Das lag daran, dass wir im letzten Jahr viel mit anderen Dingen beschäftigt sein mussten. Zum Beispiel hat die E.F.A. (deutsche Vertriebsfirma, Anm. d. A.) Pleite gemacht. Es gab dann auch unsere CDs nirgendwo mehr zu kaufen. Die steckten alle irgendwo in dieser Konkursmasse.

M: Weshalb ihr auch diese Box-Sets eurer alten Alben gemacht habt.

ASP: Genau. Darum gab es die Alben dann als Re-Release und da mussten wir noch mal viel Arbeit rein stecken. Denn es ist nicht etwa pure Geldmacherei, dass man einfach sagt ‚die Fans sollen sich alle Alben noch mal neu kaufen’ obwohl es nur ein neues Artwork gibt und 1 – 2 Bonustracks drauf sind. Es ist so, dass die Läden einfach keine alten Platten mehr neu ins Programm nehmen. Du kannst sie zwar herstellen, aber keiner will sie haben. Die sagen dann ‚wir hatten hier mal ein Fach für ASP aber da ist nichts mehr drin und es gab ne Zeit lang nix mehr. Jetzt kommt das Fach weg und wir tun was anderes rein’. Jeder Zentimeter in so einem Regal kostet den Laden nun mal Geld. Nun wollten wir diesen Platz aber gern wieder haben, weil wir ansonsten kein Geld verdienen können um eine neue Platte zu machen. Also mussten wir uns zwangsläufig mit dem Thema auseinandersetzen und die erste Maßnahme war, dass unsere Plattenfirma darauf bestand, dass wir diese Best-of und Raritäten Doppel-CD machten. Davon waren wir wenig begeistert und wir haben nur deshalb mitgemacht weil wir uns einfach gesagt haben lieber wählen wir die Songs aus als dass das Label es macht weil wir denken, wir können besser beurteilen was die Leute haben wollen. Schließlich sind es unsere Fans und nicht die Fans des Labels. Wir haben also nur die Songs ausgewählt und wollten ansonsten nichts damit zu tun haben. Die Platte wird weder auf unserer Homepage angeboten, noch haben wir sie jemals beworben. Wir finden einfach, dass nach drei regulären Platten, auch wenn sie erfolgreich waren, eine Best-of keinen Sinn macht. Natürlich muss man aber auch verstehen, dass diese Situation existenzbedrohlich für das Label war und wir, wie ich dann herausfand, wohl einen relativ großen Teil der Einnahmen darstellten.

M: Anschließend wurde es dann aber Zeit für neue Songs. Da erscheinen 2 Monate für die komplette Platte relativ kurz.

ASP: Richtig, nach 1,5 Jahren voller Re-Releases, Best-of Scheiben, der Hässlich-Aktion mit dem Zillo und einigen anderen Sachen haben wir dann gesagt ‚jetzt reichts – wir wollen endlich eine neue Platte machen’. Deswegen haben wir uns eine sehr knappe Deadline selbst gesetzt und waren dadurch gezwungen sehr spontan zu arbeiten. Das bedeutete für mich natürlich auch, dass ich mich aufs Wesentliche konzentrieren musste. Wenn man sich selbst so unter Druck setzt muss man natürlich auch sehen, dass man die Freude an der Sache nicht verliert. Aber da muss ich sagen, ich war auch einfach so weit die nächste Platte zu machen. Auch wenn wir sagen, dass die Platte in 2 Monaten entstanden ist gab es ja vorher noch 1,5 Jahre um Idee, Texte etc. zusammen zu sammeln.

M: Wobei man diese Ideen auch erst einmal ausarbeiten muss.

ASP: Diese Sache ist bei uns sowieso immer schwierig, da ich schon an den Texten so lang feile. Ich bin jemand der auch mal einen ganzen Song einfach weg wirft wenn ich merke, dass da noch eine Stelle ist, die nicht in mein Bild passt. Solche Songs werden auch nicht veröffentlicht bis wir 100% damit zufrieden sind. Im Studio haben Matthias und ich dann aber festgestellt, dass sich soviel kreative Kraft aufgestaut hat, das wir mit viel Freude an die Arbeit gehen konnten. Und das Ganze mit einer Spontanität, die man dem Album meiner Meinung nach auch anhört. In meinen Augen ist es das direkteste Album, das ASP je gemacht haben.

M: Das neue Album ist der vierte Teil der Erzählung um den Schwarzen Schmetterling. Wie viele Teile werden noch folgen? Und was macht Asp wenn er dieses Mammutprojekt hinter sich gebracht hat?

ASP: „Aus der Tiefe“ ist der vorletzte Teil. Das nächste Album wird die Geschichte also definitiv abschließen. Was danach kommt daran möchte ich jetzt noch nicht denken. Ich will jetzt erst mal am neuen Album arbeiten und mich nicht in Panik versetzen. Es drängt mich dazu weiter zu arbeiten, denn das Problem ist wenn man auf den Höhepunkt oder auch das Ende hinarbeitet kann man es selbst nicht mehr erwarten weiter zu arbeiten. Ich glaube es wird dieses Mal nicht so lange dauern bis das nächste Album kommt, aber ich möchte mich da noch nicht festlegen. Wir versuchen mit jeder Platte das beste ASP Album aller Zeiten zu machen – jeder Künstler tut das. Man will sich immer selbst übertreffen. Für das Ende dieser Geschichte hab ich verschiedene Konzepte gehabt, die ich dann wieder verworfen und wieder ausgegraben habe. Ich glaube es ist am besten wenn man sich auch mal von seiner eigenen Erzählung leiten lässt und einfach ganz intuitiv schreibt.

M: Wäre es für dich auch denkbar noch einmal ein ähnlich großes Projekt in Angriff zu nehmen wie den Zyklus vom Schwarzen Schmetterling oder willst du jetzt erst mal kleiner Brötchen backen?

ASP: Also ein ähnlich großes Projekt wie dieses kann ich mir im Moment ehrlich gesagt nicht vorstellen. Die Schmetterlingsgeschichte begleitet mich ja nicht erst seit 5 Jahren sondern schon über ein Jahrzehnt und hat für mich einen sehr hohen persönlichen Stellenwert. Das positive ist daran aber auch, dass ich erst mal die Möglichkeit habe losgelöst von diesem Konzept ein Album zu machen. Aber das wird sich wie gesagt alles später entscheiden. In welche Richtung das Ganze dann geht kann man jetzt noch nicht sagen. Und im Konzept vom Schwarzen Schmetterling war auch sehr viel Platz, sodass sich vielleicht gar nicht allzu viel ändern wird.

 

M: Das Stück „Me“  ist in meinen Augen - oder besser Ohren – ein Stück, dass sehr puristisch gehalten ist und ohne unnötige Komplexität auskommt und vor allem funktioniert. War das Motto „Weniger ist mehr“?

ASP: Ja. Es gibt viele Songs, die böse Zungen „einfach“ oder „simpel“ bezeichnen würden. Aber bei Mathias und mir ist es so, dass wir eine große Freude an schlichter Schönheit haben. Wir sind der Meinung, dass jeder Song das kriegen muss was er verdient und das war in diesem Fall die emotionale Stärke. Man darf auch nicht vergessen, dass wir leidenschaftliche Bastler sind was unsere Songs an geht und das hat auf der „Weltunter“ seinen bisherigen Höhepunkt gefunden. Wir haben uns für dieses Album aber vorgenommen etwas bequemer zu arbeiten, wobei die komplexeren Kompositionen auch bedient werden, besonders im letzten Drittel des Albums und mit dem großen Abschlussstück „Spiegelaugen“. Ich glaube da werden dann auch wieder die Kritiker bedient, die sich von den simpleren Stücken nicht so überzeugen lassen. Wobei wir niemanden „bedienen“ wollen, weil die Stücke einfach so geworden sind. Wir haben uns vorgenommen mehr in die Extremen zu gehen. Sowohl bei schlichten als auch bei komplexen Kompositionen.

M: Du hast für deinen Gesang auch mit dem Rauchen aufgehört. Aber trotz des neu gewonnenen Lungenvolumens hat du den Text von „Fremde Erinnerung“ sicher nicht in einem Zug runtergebetet, oder? *grinst*

ASP: *Lächeln* Nein, das ist ein Trick. Bei diesem Fragment hatte ich von Anfang an das visuelle Bild eines Fernsehers im Kopf, wenn das Programm zu Ende ist und man nur noch dieses schwarz-weiße Geflimmer sieht. Dieses Gefühl wollte ich durch diese unheimlich schnelle Aneinanderreihung von Worten übermitteln, was auch dazu führt, dass man sehr aufmerksam zuhören muss um es zu verstehen.

M: Einige der neuen Songs wurden bei vergangenen Auftritten bereits live gespielt. Wie haben die Fans bisher darauf reagiert?

 

ASP: Jetzt bei der letzen Tour war es so, dass wir überwältigt waren von den Reaktionen. Man kann es nicht anders sagen. „Tiefenrausch“ kam sehr früh ins Programm und das ist ein Song, der live noch besser funktioniert als auf CD. Weil er mit seiner schlichten Direktheit einfach unheimlich gut knallt. „Me“ hatten wir auch schon live gespielt und das ist etwas wo ich selbst Gänsehaut bekomme auf der Bühne. Wir arbeiten immer sehr lang an unserem Programm und wollen auch, dass die Kompositionen untereinander stimmig sind. Und „Me“ war so etwas wie der Ruhepol um wieder Kraft zu schöpfen bevor wir dem Ende entgegen gehen und noch mal die Knaller zünden. Es ist ein tolles Gefühl wenn man weiß, dass alle Leute dieses Lied zum ersten Mal hören und man gleich solche Reaktionen erhält und man den Leuten ansieht, dass ihnen das Stück gefällt. Und dann haben wir natürlich noch „Schwarzes Blut“ gespielt. Da waren wir allerdings ein bisschen gemein, denn das war die erste Zugabe und ich kam auf die Bühne und habe begonnen zu erzählen, dass es ja ein Lied gibt, dass ich mal geschrieben habe, das „Ich will brennen“ heißt und, dass dies ein Song war, der einfach aus mir raus musste und, dass es auf dem neuen Album eben wieder so ein Lied gibt. Das war ein kleiner Trick, denn wir haben die Leute schon sehr in die richtige Richtung geführt *grinst*. Aber was dann passiert ist – so was habe ich noch nie erlebt. Unglaublich, man fühlt sich schon fast wie ein Star. Das soll überhaupt nicht arrogant klingen aber es war einfach unglaublich wie dieses Lied gefeiert wurde und wie die Leute mitgemacht haben. Beim ersten Hören hat der Song gleich so gut funktioniert.

M: Würdest du sagen, dass das für dich als Künstler die schönsten Momente sind? Oder gibt es etwas dass du da noch höher einstufen würdest?

ASP: Live spielen ist für mich unwahrscheinlich wichtig aber ich habe für mich selbst gelernt, dass die schönsten Momente die sind wo ich alleine bin. Die Arbeit, das Schreiben an sich ist für mich am Schönsten. Wenn man abends, nachts oder morgens – wie auch immer – sich bereit macht um schlafen zu gehen und man weiß, dass man es wieder geschafft hat ein Werk entstehen zu lassen. Und natürlich die Arbeit mit Matthias im Studio, der so viel Liebe und Energie von sich einbringt und dabei immer im Hintergrund bleibt. Er ist ein Produzent, der sich viel einbringt und der ein unheimliches Gespür für meine sensible Haut hat, wenn es um meine Babys geht. Er hilft mir Sachen besser zu machen oder er holt mich auch mal auf den Boden der Tatsachen zurück und versucht mir neue oder andere Wege aufzuzeigen.

M: Auf die „Hunger“ EP hast du auch ein Bootleg-Video aus der Batschkapp gepackt. Es ist nicht gerade alltäglich, dass ein Künstler einen unerwünschten Mitschnitt in dieser Form verarbeitet.

ASP: Vor allem ist so was eigentlich keine gute Werbung. Wir wehren uns seit Jahren gegen die Produktion einer DVD weil wir sagen wir machen so was nur wenn es wirklich richtig gut wird und man alles einfangen kann. Aber wir fanden das so lustig mit dieser einen Einstellung, dass wir uns gedacht haben, dass es den Leuten gefallen würde. Wobei das Auge natürlich bei immer der gleichen Einstellung irgendwann einschläft, ganz egal was wir da los machen. Das Video ist einfach ein kleines Geschenk an unsere treuesten Begleiter. Denn sie kennen uns und natürlich auch unsere Schwachpunkte, also können sie auch so was verkraften *grinst*

M: Auf dem neuen Tumor Album dient eine AB-Nachricht von dir quasi als Intro. Kannst du darüber noch ein paar Worte verlieren?

ASP: Das Ganze war ursprünglich anders geplant. Aber wir wollen da nicht lang drum rum reden. *ungläubig* Davon abgesehen hätte ich niemals damit gerechnet, dass damit Werbung gemacht wird und in den Review überall davon zu lesen ist. Man meint natürlich wenn schon Asp anruft und sagt „ihr seid krank“, dann muss da ja was dran sein *lacht*. So was gibt natürlich auch ein Bild nach außen hin und sorgt für einen Ruf, der den Leuten vorauseilt. Und Chris (Pohl, u.a. BlutEngel, Tumor, Terminal Choice – Anm. d. Autors) ist ja nun mal jemand, der gerade wegen des Projekts BlutEngel eindeutig polarisiert und sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Aber natürlich kauft niemand deren Platten, so was hat schließlich keiner Zuhause. Wie früher Phil Collins, den kaufte auch niemand. Aber komischerweise sind diese Leute ganz weit vorne in den Charts. Keiner kauft es, aber dennoch hat es jeder irgendwo im CD-Regal versteckt. Chris eilt ja teilweise ein sehr wilder Ruf voraus.

M: Zum Beispiel als „Dieter Bohlen der schwarzen Szene“...

ASP: Genau, das hat sich so ein bisschen festgesetzt. Aber ich habe ihn kennen gelernt als sehr netten, höflichen Menschen. Und solche Personen haben bei mir eigentlich von vornherein gewonnen. Wir verstehen uns gut und freuen uns immer wenn wir uns sehen. Und dann macht man auch gern mal was zusammen. Mittlerweile haben wir keinen Bock mehr auf Remixe, egal wie groß der Name ist. Wir machen das nur noch für Leute, die wir auch privat gern mögen. Diese Einstellung gefällt unserem Label zwar nicht all zu gut, aber wir müssen mit den Leuten einfach gut können, sonst geht nichts.

M: In der Vergangenheit gab es ja, zum Beispiel von der Bild Zeitung, die eine oder andere schmutzige Kampagne in der Öffentlichkeit gegen die Schwarze Szene. Aktuell gibt es einen „Trend Gothic“ zu dem sich auch Tilo von Lacrimosa jüngst im Interview mit unserem Magazin geäußert hat. Er steht diesem Trend durchaus positiv gegenüber und freut sich, dass die Szene dadurch auch mal in einem positiven Licht dargestellt wird. Außerdem denkt er, dass durch diesen Trend evtl. auch ein paar Leute in der Szene hängen bleiben. Seiner Meinung nach sollten sich lediglich die Künstler und Macher der Magazin nicht aus dem Konzept bringen lassen und auf den Zug aufspringen sondern warten bis dieser Hype vorüber gegangen ist. Wie stehst du zu diesem Thema?

ASP: Ich stimme ihm da zu. Durch diesen Hype bin ich in keinster Weise beunruhigt. Ich nenne da immer und immer wieder gern das schöne Beispiel als ich in die Szene kam und The Cure und die Sisters of Mercy zum ersten Mal in der Bravo waren. Auch damals wurde schon von Ausverkauf gesprochen, aber diese Leute, die sich da so als „Szenewächter“ darstellen, sollten sich mal fragen ob wir wirklich so offen und tolerant sind wie wir es von uns selbst behaupten. Diese ganzen Bands, die da jetzt beabsichtigt gemacht werden um auch aus der kleinsten Nische noch die letzten Euros heraus zu pressen wird man in einem halben Jahr ohnehin vergessen haben, so wie die ganzen anderen Casting-Bands. Ich glaube zudem nicht, dass dieser Trend einen kommerziell positiven Effekt haben wird. Die Indi-Musiker werden jetzt nicht plötzlich ein riesiges Publikum ansprechen und wesentlich mehr Platten verkaufen. Ich sehe das Ganze nicht so alarmierend, man muss nur aufpassen, dass man sich nicht zu wichtig nimmt. Die gefährliche Tendenz ist nämlich da, gerade im journalistischen Bereich was die großen Magazine angeht, die teilweise versuchen mit Major-Methoden im Indi-Bereich zu wirken. Das ist gefährlich und man sollte da auf dem Boden der Tatsachen bleiben, denn in einem halben Jahr kann das ganze wieder vollkommen anders aussehen und man kann nur noch die halbe Auflage haben. Wir sind Indi. Die Szene ist Indi – und das war sie auch immer. Auch wenn die Speerspitze sehr erfolgreich ist, wie Deine Lakaien zum Beispiel, die im Kopf immer in der Szene geblieben sind. Und das ist das Wichtigste. Da von Ausverkauf zu sprechen wäre einfach nicht angebracht.

Interview: Markus Rutten – www.sounds2move.de  /  Ausarbeitung: Markus Rutten & Simone Steinbüchel – www.sounds2move.de

Homepage: www.thetalesofasp.com

Artwork: www.monozelle.de

Label: www.trisol.de