Interview mit Nick Hipa von AS I LAY DYING

 

 

As I Lay Dying könnten von morgens bis Abends strahlen. Ihr Album erreicht überall gute Chartpositionen, Höchstnoten in Magazinen, begeisterte Fans und ihre erste eigene Headlinertour durch Europa. Zurzeit ist die Band um den charismatischen Frontmann Tim Lambesis in aller Munde und zählt zu den momentan heißesten Eisen der Szene. Eine Erfolgsgeschichte, die mit dem Album „Beneath The Encasing Of Ashes“ auf einem kleinen Label begann und mit dem Metal Blade-Debüt „Frail Words Collapse“ von 2003 richtig ins Rollen kam. Helden einer damals noch neuen Bewegung namens Metalcore und der dazugehörigen „New Wave Of American Heavy Metal“.

 

Strahlende Helden

 

Und so gehören As I Lay Dying auch zu meinen Helden. Es ist für jemanden wie mich, der dieses „Journalisten-Dasein“ nur als Hobby betreibt natürlich immer aufregend seine Helden am Telefon und ganz besonders Angesicht zu Angesicht zu sprechen. So hatte ich die Möglichkeit mit einem Mitglied von As I Lay Dying vor ihrem Konzert in der Kölner Live Music Hall zu sprechen. Leider war Sänger Tim Lambesis nicht anwesend, so dass mir Gitarrist Nick Hipa zugewiesen wurde. Zudem schien er beste Laune zu sein: „“An Ocean Between Us“ ist ein vielschichtigeres Album als die Vorgänger. Es gibt viele verschiedene Sachen, die man auf dem neuen Album hören kann. Es ist eine großartige, intensive Metal-Platte.“ Nicht nur das. Das neue Meisterwerk der fünf Christen klingt auch härter und düsterer. „Beim Schreiben der Songs fühlten wir, dass es so richtig klingt. Wir waren im Proberaum und hatten all diese Riffs, die allesamt düsterer klangen als sonst. Die Düsternis entstand natürlich und war nichts was geplant war. Dieses Düstere, Härterer und Schnellere in den Songs ist genau das, was wir auch spielen wollten“, fährt Nick fort. Bei all der Dunkelheit und Härte sind auch die prägnanten Melodien die Songs wie „Elegy“, „Meaning In Tragedy“ oder „The Darkest Nights“ ausmachten, in den Hintergrund gerückt und haben Platz für diverse Thrash-Riffs gemacht. „Also es ist ja nicht so, dass die Melodien ganz unter den Tisch fallen, aber das ist nicht das einzige. Es gibt so viele Dinge zu hören, Dinge die wir auch machen wollten. Wir haben immer melodische Songs geschrieben und tun dies auch immer noch.“ As I Lay Dying haben nicht immer nur großartige Melodien in die Songs eingebaut, sondern auch genialen klaren Gesang, der nicht in jedem Song vorkam wie bei Kollegen wie Killswitch Engage, It Dies Today oder Atreyu, sondern setzten ihn nur Sparsam ein. Wenn er dann aber vorkam, dann aber richtig. Bestes Beispiel ist vielleicht der Song „Distance Is Darkness“ vom Durchbruchsalbum „Frail Words Collapse“: Erst brutal mit leichten Mathcore-Anleihen, dann der Break und ein Gesang, der mir seit ich das Album besitze wirklich jedes Mal eine Gänsehaut beschert wie kaum was anderes. So waren manche auch geschockt als es eine Newsmeldung seitens der Band gab, dass nur ein Song mit klarem Gesang auf dem kommenden Album sein sollte. Was sich allerdings als unwahr rausstelle. War dies nur eine Fake-Meldung oder doch geplant? „Nun ja, wir wollten eine intensive Platte schreiben und erst auch keine clean Vocals benutzen, aber als wir uns dann an den Gesang machten merkten wir, dass nur Geschrei hier nicht wirklich passt. Aber mit Josh [Gilbert, neuer Bassist/Sänger – Anm. d. A.] hatten wir ganz neue Möglichkeiten. Wir machten einfach das was auch passte und das endete damit, dass wir doch mehr Gesang hatten als geplant. Aber ich denke nicht, dass es die Härte des Albums beeinflusst.“

 

Schicksalsfügungen

 

Mit Josh Gilbert hat die Band auch einen passenden Ersatz für den ausgestiegenen Clint Norris gefunden. Beide Bassisten können auch singen, was natürlich für die Liveumsetzung ein Muss für den neuen Mann ist. Wer will schon „The Darkest Nights“ oder „The Truth Of My Perception“ ohne klaren Gesang im Refrain hören? Richtig, niemand! „Clint war nicht mehr glücklich mit der Band“, erzählt Hipa, „ Er hatte nicht mehr so viel Spaß daran, Musik zu machen und wollte es nicht den Rest seines Lebens machen. Er wollte lieber heiraten. Das ist eine Sache, die vielen Bands passiert.“ Dann aber fanden sie Josh: „Josh war in einer Band die auf Tims [Lambesis, AILD Sänger – Anm. d. A.] Label unter Vertrag war. Die Band löste sich allerdings auf. Er war ein sehr talentierter Kerl und wir wollten es mal mit ihm versuchen und es hat super funktioniert. Josh ist auch ein besserer Bassist als Clint. Er hat wirklich sehr gut im Studio gearbeitet“ Auch optisch fügt sich der neue Mann - bis auf die Tatsache, dass er kurze Haare hat - gut ins Bild der Band ein wie man auf den neuen Bandfotos und dem Clip zu „Nothing Left“ auch sehen kann. Ein Clip, der teuer aussieht, es aber gar nicht war, wie Nick verrät: „Oh, der Clip war gar nicht so teuer wie er aussieht. Du würdest überrascht sein, wenn du wüsstest wie groß das Budget war! Der Regisseur wollte einen futuristischen Clip. Das ist auch was anderes als unsere alten Videos. Das zu „The Darkest Nights“ war ein Video aus der Zeit des Mittelalters. Also wollten wir jetzt mal etwas anderes machen.“

 

Die Früchte des Erfolgs

 

Die bereits hohen Chartplatzierungen, unter anderem Platz 8 der US-Billboard Charts, Platz 19 in Kanada, 23 in den Niederlanden oder Platz 24 in Deutschland, machen As I Lay Dying zur erfolgreichsten Band ihres Labels Metal Blade. Das waren sie allerdings auch schon vorher mit knapp 600.000 verkauften CDs von „Frail Words Collapse“, „Shadows Are Security“ und „A Long March“. „Oh ja! Charteinstiege sind nicht so wichtig für mich, aber es ist wirklich cool. Wir sind glücklich als Band diesen Erfolg zu haben und zu wissen, dass es Leute gibt, die unsere Musik mögen. Für mich ist Erfolg aber eher, dass wir viel touren können und Leute mit unseren Alben glücklich machen können.“ Trotzdem wundert es schon, dass eine Band wie As I Lay Dying, die auch in Europa zahlreiche Anhänger hat, erst jetzt ihre erste Headliner Tour macht. „Bisher haben wir nur Festivals gespielt und die Tour von Bullet For My Valentine supportet. Das ist jetzt innerhalb eines Jahres das dritte Mal, dass wir in Europa sind. Unsere Booking Agentur war der Meinung, dass es sinnvoller wäre, Support-Slots zu übernehmen, um eine Fanbase aufzubauen. Das hat nichts mit unseren Fans zu tun, es ist nicht so, dass wir nicht rüber kommen wollen. Manchmal muss man halt gewisse Dinge tun um nach vorne zu kommen.“, so Nick. Was sich aber auch gelohnt hat. Immerhin spielen As I Lay Dying in Hallen, die zwischen 1000 und 2000 Leute fassen. „Es ist großartig!“, beginnt er von der Tour zu erzählen, „Wir spielen in großen Hallen und es kommen so viele Leute um uns zu sehen.“ Support für die Tour sind Darkest Hour, Himsa und die deutschen Maroon. Zusammen ist es eins der Lineups diesen Herbst was harte und moderne Musik angeht. „Ich liebe alle Bands auf dieser Tour“, so Nick über seine Supports. „Von Maroon weiß ich, dass sie aus Deutschland sind und hier ziemlich bekannt sind. Ich traf ein paar der Jungs auf dem With Full Force Festival und es sind nette Kerle. Ich war aufgeregt, sie dabei zu haben. Mit Himsa sind wir bereits vor einiger Zeit unterwegs gewesen. Die Jungs sind quasi seit Jahren unsere Brüder. Darkest Hour ist eine Band, die wir alle mögen, bisher hatten wir aber nie die Chance, mit ihren zu touren. Endlich hat es geklappt und ich denke, dass dies ein tolles Packet für die Fans ist, egal welche Musik man hört. Jede der Bands ist ein bisschen anders.“ Wo er recht hat, hat er recht. Die Tour bietet mit  melodischem Metalcore von As I Lay Dying, der Eigenartigkeit von Darkest Hour, dem harten Metalcore von Himsa und den Wandlungskünstlern Maroon, die von Hardcore bis melodischem Death Metal auf ihren Alben eine weite Reise hingelegt haben, einfach für jeden etwas.

 

 

Glaubenssache

 

Sicherlich wundert es immer wieder Leute, dass As I Lay Dying gläubige Christen sind. Eine Tatsache, die in letzter Zeit auch wieder mehr aufkommt. Guckt man sich mal junge Bands aus den USA an, stehen sie zu ihrem Glauben und lassen es dennoch krachen. Neben As I Lay Dying sind auch Haste The Day, Underoath, Avenged Sevenfold oder Still Remains Christen und stehen öffentlich dazu. Underoath gehen sogar einen Schritt weiter und predigen direkt auf der Bühne. „Der Glauben ist eine tolle Sache. Er hält uns alle zusammen. Musikalisch beeinflusst uns unser Glauben nicht. Als Band ist es unser Ziel kraftvolle Musik zu schreiben und Tim schreibt über Dinge, die ihn bewegen, aber nicht wirklich über christliche Inhalte. Man kann es allerdings vielleicht so interpretieren wenn man will.“ Auf der Bandhomepage gibt Drummer Jordan Mancino bei seinen Lieblingsbüchern auch die Bibel an. Dennoch wird niemandem der Glaube oder die Ansichten der Band aufs Auge gedrückt, womit der Glaube der Band für niemanden ein Problem darstellen sollte.

 

Dann ist das Interview zu Ende  und wer lief da an mir vorbei? Tim Lambesis! Sänger von As I Lay Dying, persönlicher Held des Schreiberlings, coole Sau und Gott. Der gute Mann ist gerade erst aufgewacht wie er sagt (wir hatten schon 17.30 Uhr!) kam aber doch noch bereit willig mit auf ein Foto. Neben mir steht ein Mann, der von tausenden bewundert wird und doch ist er genau wie man ihn sich vorstellt: ruhig, lässig und er strahlt etwas Übergroßes aus, genau wie es auf der Bühne ein paar Stunden später der Fall sein sollte. Letztendlich ist man doch nur Fan.

 

Sebastian Berning – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.asilaydying.com