Interview mit Dan Searle von ARCHITECTS

 

 

Ihr habt euch von eurem ersten Album „Nightmares“ bis zu eurer neuen Langgrille „Hollow Crown“ erheblich weiterentwickelt. Nicht nur, dass ihr das Tuning eurer Gitarren für jedes Album geändert habt; auch an den Vocals hat sich einiges getan. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Was sind eventuelle Einflüsse gewesen?

 

Einflüsse verändern sich natürlich mit die Zeit, ebenso wie Menschen sich mit der Zeit verändern. “Nightmares” wurde mit zwei anderen Bandmitgliedern und als wir alle 17 waren geschrieben, von daher ist es vollkommen normal, dass wir jetzt anders klingen. Wir sind älter geworden und das schlägt sich auch in unserer Musik nieder.

 

Auf eurer im letzten Jahr erschienenen Split-EP mit den Dead Swans zeigte sich schon in welche Richtung „Hollow Crown“ gehen würde. Dabei fallen aber auch direkt musikalische Parallelen zu jener Band – z.B. ein meiner Meinung nach vermehrter Hardcore-Einfluss - auf. Ein Zufall?

 

Auf jeden Fall! Wir schrieben die Songs zum Beginn des Schreibeprozesses von “Hollow Crown” und als wir uns die fertigen Aufnahmen anhörten, wurde uns schnell klar, dass das der Weg ist den wir auch auf dem Album einschlagen wollen. Durchaus ist da ein großer Hardcore-Einfluss und das wird sich mit dem nächsten Album wohl nur noch steigern.

 

Gerade in eurer Heimat werdet ihr als das nächste große Ding gefeiert, und auch hierzulande breitet sich so langsam ein gewisser Hype um euch aus. Steht man da nicht unter Leistungsdruck oder wird beim Songwriting beeinflusst? Schließlich gibt es nun Erwartungen an euch.

 

Nicht wirklich, der Hype schien sich erst nachdem die Leute Songs von “Hollow Crown” gehört hatten auszubreiten, also war die Arbeit schon vorher erledigt. Wir hatten also nie Druck beim Schreiben. Wir taten einfach, was wir tun wollten!

 

Sicherlich nervt diese Frage, wird sie doch nicht selten gestellt. Doch: Wie steht ihr zur aktuellen Metalcore-Szene? Distanziert ihr euch eher von ihr oder seid ihr euch dieser Schublade für eure Musik durchaus bewusst?

 

Es ist lustig: Unser Album wurde oft als Metalcore bezeichnet, doch ich weiß nicht so recht warum!? Ich dachte, Killswitch Engage seien Metalcore! Also nein, ich sehe uns nicht als Teil der Metalcore-Szene. Doch falls wir Teil von ihr sind müssen wir die interessanteste Metalcore-Band sein die je existiert hat!

 

Glaubst du also ihr könnt diesem Genre noch etwas geben? Für mich seid ihr nämlich dort, unter anderem mit Bands wie Misery Signals - mit denen ihr ja auch demnächst in Deutschland unterwegs seid - einer der wenigen „Hoffnungsschimmer“, da ihr erfrischend anders klingt.

 

Vielleicht sind wir es, ich bin mir nicht sicher. Es ist wirklich schwer die Leute dazu zu bringen etwas abseits der Norm zu hören, doch wenn man hart genug arbeitet, kann man auch das schaffen! Wir haben es geschafft eine große Fanbase in England zu erspielen – wir müssen das gleiche nur noch im Rest der Welt tun!

 

Wie kommt es, dass wir Deutschen erst so spät, also mit dem Re-Release von „Ruin“, von euch Wind bekommen haben? Gab es Komplikationen?

 

Wir suchten einfach lang nach einem Label, da unsere zuständige Plattenfirma für “Ruin” damals leider nicht die Möglichkeit hatte das Album weltweit zu vertreiben. Doch als wir bei Century Media unterschrieben hatten, versuchten wir das Album so schnell wie möglich zu veröffentlichen, um unseren Namen noch vor dem Release von „Hollow Crown“ ins Gespräch zu bringen.

 

Wie funktioniert bei euch eigentlich das Songwriting? Wer ist für was verantwortlich, und wie geht ihr dabei vor? Verwendet ihr Tools wie Guitar-Pro oder arbeitet ihr ganz altmodisch erst einmal mit Papier und Bleistift im Proberaum?

 

Tom (Searle, Gitarre - OH) ist hauptsächlich für das Songwriting verantwortlich, doch wir arbeiten an allem was er schreibt zusammen als Band. Normalerweise machen wir einen Haufen Demos und verändern das ganze dann ca. eine Million mal bis ein Song dabei heraus kommt und das war’s, haha.  

 

Etwas verwirrend ist eure Beziehung zur in eurer Heimat ebenfalls populären Band Bring Me The Horizon bzw. deren Sänger Oliver Sykes. Auf der einen Seite sieht man Sam (Carter, Gesang - OH) mal für dessen Klamotten-Marke „Drop-Dead“ modeln oder hört ihn auf ihrem neusten Album zudem als Gastsänger. Dann sieht man wiederum aber auch Schlägereien zwischen den beiden auf YouTube. Was ist da los?

 

Es sind wirklich gute Freunde von uns und das auch schon seit Jahre! Das Video war bloß ein Witz auf unserer Tour und jeder hat es irgendwie ernst genommen. Es erschreckt mich das immer noch jeder danach fragt!

 

 

Wie steht ihr zur aktuellen Metal- und Hardcore-Szene? Seid ihr am derzeitigen Geschehen interessiert oder packen euch eher ältere Releases und wenn ja, welche?

 

Da gibt es schon so einiges gutes. Die neue Gojira ist großartig und auch die neue Lamb Of God wird es wohl sein! Doch um ehrlich zu sein höre ich nicht viel Metal, ich bin mehr der Coldplay-Typ!

 

Ihr sitzt ja in gewisser Weise etwas zwischen den Stühlen, was sich vor allem live zeigt. Spielt ihr lieber vor einem Hardcore- oder doch eher einem Metal-Publikum. Und wie steht ihr zu dem ganzen Violent-Dancing-Kram?

 

Es ist komisch für uns, denn in England spielen wir einfach vor unserem eigenen Publikum und es geht mehr darum, dass jeder mitsingt und einfach eine gute Zeit hat. Doch wenn wir vor Menschen außerhalb Englands spielen, ist es als würden die Leute verrückt werden! Natürlich habe ich ein Publikum, das einfach Sams Vocals mitsingt lieber, doch wir arbeiten daran noch außerhalb unserer Heimat. Es ist schwer eine Band zu sein, die nicht in eine Schublade passt, doch es heißt gleichzeitig auch, dass wir mit vielen verschiedenen Bands spielen können, was die ganze Sache wiederum interessanter macht.

 

Bei euch fällt - ähnlich wie bei vorhin genannten Bring Me The Horizon - auch eine gewisse Tendenz zur Mode auf. Für einige seid ihr regelrechte Stil-Ikonen und werdet deswegen andererseits bisweilen auch kontrovers diskutiert. Fashion over Passion? Überhaupt: Was hältst du von dieser dresscodelastigen Szene und müsst ihr beim Kleiderstil einiger moderner Metal-Kids auch etwas den Kopf schütteln? Ich spreche unter anderem auch die Rolle und den Stil des Merch heutzutage an.

 

Um ehrlich zu sein habe ich lang nicht mehr gehört, dass über uns als eine Art “Fashion-Band” geredet wurde. Mich interessiert es nicht wie sich die Leute kleiden und genauso achten wir mehr auf die Musik als auf unser Aussehen!

 

Steht bei euch eine eventuelle Veröffentlichung eurer Alben auf LP zur Debatte? Oder bevorzugt ihr MP3s und CDs?

 

Es wäre super, wenn wir unser Album auch auf LP veröffentlichen könnten – wir müssen einfach mal schauen, inwiefern sich das mit der Zeit ergibt!

 

Platt gefragt: Wie wird das nächste Architects-Album klingen?

 

Natürlich großartig, haha!

 

Olivier Haas – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.myspace.com/architectsuk