Interview mit Angela Gossow von ARCH ENEMY

 

 

 „The Roots of all Evil“ beinhaltet insgesamt 12 neu aufgenommene Songs, wobei es sich durchweg um Songs handelt, die vor deiner Zeit bei Arch Enemy entstanden sind. Wie ist die Idee für dieses Album entstanden?

 

Die Idee haben wir von Testament geklaut, die mit „First Strike Still Deadly“ das gleiche getan haben. Wir haben aber auch das Problem, dass wir obwohl wir schon lange unterwegs sind, eigentlich erst seit 2002 richtig populär geworden sind. Die ersten drei Platten sind daher in Europa und den USA ein wenig untergegangen, nur in Japan war das nicht der Fall. Trotzdem sind auf diesen Platten super Songs drauf, die wir auch unbedingt live spielen wollen. Wir haben auch schon versucht alte Songs in unser Live-Set zu packen, wobei wir festgestellt haben, dass die meisten Leute die alten Songs gar nicht kennen. Die Reaktionen waren doch sehr verhalten, ganz anders als wenn wir einen neuen Song spielen würden. Darum haben wir uns entschieden, ein paar Songs neu aufzunehmen, um ihnen die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen und sie dann auch ins Live-Programm aufnehmen zu können.

 

Es ist also nicht so, dass die Fans gezielt nach Neuaufnahmen dieser Songs verlangt haben?

 

Es gab schon welche die uns gefragt haben, ob wir nicht darüber nachdenken würden unsere alten Songs noch mal neu aufzunehmen, vor allem, da ja Arch Enemy im Vergleich zu früher schon anders klingen, und es darum sicher auch interessant sein würde zu hören, wie die alten Songs wohl heute klingen. Vor allem wenn man bedenkt, dass viele unsere jungen Fans noch gar nicht auf der Welt waren, als die ersten drei Alben auf den Markt kamen.

 

Wie schwer ist euch die Entscheidung gefallen, welcher Song es nun als Neuaufnahmen auf das Album schaffen wird und welcher nicht?

 

Es war von Anfang an klar, dass wir nicht alle alten Songs noch mal aufnehmen würden, weil wir ja nicht unseren Backkatalog aufweichen und ersetzen wollen. Wir haben nur Songs ausgewählt, bei denen wir der Meinung waren, dass sie im neuen Soundgewand gut rüberkommen würden und die wir eben auch gerne mal live spielen möchten.

 

Gab es einen alten Song der zwar zur Debatte stand, bei dem du aber ganz klar gesagt hast, dass du den nicht neu einsingen möchtest?

 

Wir wollten eigentlich auch „Sinister Mephisto“ neu einspielen, aber Sharlee hat da ganz klar nein gesagt, da er den Song nicht ausstehen kann. Ich selbst habe da weniger Probleme. Es gibt zwar ein paar Songs die ich weniger mag, aber solche Songs hat man auf jedem Album. Im Grunde war von Anfang an klar, welche Songs wir auswählen würden, da wir alle wussten, welche der alten Songs die stärksten und welche die schwächsten sind.

 

Wie bist du persönlich an die Songs herangegangen? Hast du versucht etwas daran zu ändern, oder war es dein Ziel, so nah wie möglich am Original zu bleiben?

 

Ich habe schon versucht mich einzubringen, ich habe ja schließlich einen anderen Gesangsstil als Johan ihn hatte. Ich habe den Songs meinen eigenen Touch gegeben, wobei ich einige auch schon live gesungen habe und dadurch auch ein Gefühl für den Song bekommen habe. Aber genau das macht ja den Reiz aus, es ist wie bei einer Cover-Version eines bekannten Songs, da versucht man auch nicht dem Original 100% zu entsprechen, sondern man interpretiert den Song auf seine eigene Art und Weise.

Gab es einen Song, bei dem dir das Einsingen besonders viel Spaß gemacht hat?

 

Ja, „Diva Satanica“ hat mir sehr viel Spaß gemacht. Der Song ist irgendwie einfach mein Song, auch wenn Johan ihn ursprünglich eher aus einer männlichen Perspektive gesungen hat. Bei ihm ging es dabei um eine gefährliche Frau, ich habe dem Song eher aus meiner Perspektive gesungen, so als ob es darin um mich selbst gehen würde.

 

Hat Johan sich „The Roots of all Evil“ eigentlich schon angehört bzw. meinst du, er wird sich das Album überhaupt anhören?

 

Ich denke schon, dass er sich das Album anhören wird. Wir selber haben das Album auch noch nicht gehört. Man muss heutzutage sehr vorsichtig sein an wenn man ein neues Album im Voraus herausgibt, denn bevor man es sich versieht, wird das Album von irgendeinem Idioten auch schon ins Internet hochgeladen. Wir als Band bekommen ein neues Album normalerweise ca. eine Woche vor der Veröffentlichung zugeschickt.

 

Dann habt ihr also auch unter der Internet-Piraterie zu leiden?

 

Ja, auf alle Fälle. Da gibt es z.B. gewisse Journalisten ohne jegliche Berufs-Ethik (obwohl die meisten Journalisten durchaus eine haben), die einfach ein Album vorab ins Internet stellen. Dabei sollten gerade die wissen, wie viel Arbeit in solch einem Album steckt, nicht nur in der Musik, sondern auch im ganzen Drumherum wie z.B. dem Cover und Booklet. Man könnte eigentlich denken, dass es gerade die Journalisten besser wissen sollten, aber bei einigen ist dies anscheinend nicht der Fall. Die haben anscheinend nichts Besseres zu tun als eine Promo im Netz hochzuladen, wobei die meisten Promo-Songs ja mit einem Pieps-Ton versehen sind, man sich die Songs also nicht mal richtig anhören kann. Es sind wirklich schon Fans zu mir gekommen und haben mir Songs vorgespielt, die genau solch einen Pieps-Ton drin hatten und sich daran nicht gestört haben. Ich frage mich dann schon, wie man sich als Fan solche Piep-Versionen überhaupt anhören kann. Irgendwie hat das alles schon mit einem Werte-Verfall zu tun, früher kaufte man sich das neueste Album noch im Laden und hörte es sich zuhause auf der Stereo-Anlage an, während man sich heute alles aus dem Internet herunterladen kann und das eben auch teilweise gratis, weil halt illegal.

 

Kommen wir noch kurz zum Thema Schweinegrippe:  Ihr als Band, die ja mit vielen Fans in Kontakt kommt und dabei viele Hände schüttelt, seht ihr euch eigentlich als besonders gefährdet an bzw. was unternehmt ihr in Sachen „Schweinengrippe“, um euch vor einer eventuellen Ansteckung zu schützen?

 

Ich finde es ist wichtig, sich korrekt zu informieren. Es ist aber eben auch eine von den Medien gemachte Hysterie, da man unterdessen auch herausgefunden hat, dass die Schweinegrippe nicht viel gefährlicher ist als eine normale Grippe. Vor allem wenn man per Flugzeug unterwegs ist, muss man halt ein wenig aufpassen, da dort die Ansteckungsgefahr aufgrund der wiederaufbereiteten Luft sehr hoch ist. Da trage ich dann durchaus auch mal eine dieser Atemschutz-Masken, um sicher zu gehen, dass ich mich da nicht anstecke, weil die Luft in Flugzeugen schon sehr schlecht ist. Auch habe ich immer Handseife dabei, wobei ich nicht denke, dass die Schweinegrippe wirklich lebensgefährlich ist. Sollte ich, oder jemand aus der Crew, die Schweinegrippe haben, dann ist man halt für ein paar Tage krank und gut ist es. Ich hatte jedoch noch nie im Leben überhaupt eine normale Grippe, daher mache ich mir deswegen auch keine Sorgen. Wenn man mit einer Metal-Band wie Arch Enemy unterwegs ist, dann ist man so oder so gegen Viren mehr als nur resistent. (lacht).

 

Nando Rohner – www.sounds2move.de

 

Link: www.archenemy.net