Interview mit Mikko von APRIL

 

 

Mikko, meine erste Frage hast du sicher schon dutzende Male beantwortet: Wie kommt es, dass du deutsch sprichst? Es ist nicht gerade alltäglich für einen Finnen, dass er Interviews auf Deutsch gibt.

 

Ich habe zehn Jahre in der Schule die deutsche Sprache studiert und auch für einen Sommer in einem Restaurant in Deutschland gearbeitet. Danach habe ich das Land regelmäßig besucht, weil ich einige Freunde in Deutschland habe. Leider ist meine Grammatik jetzt ein bisschen rostig geworden, da es nicht viele Möglichkeiten in Finnland gibt, deutsch zu sprechen, haha.

 

Obwohl ihr aus Finnland stammt, klingt euer Debüt-Album für mich eigentlich deutlich nach modernem Rock / Metal aus den USA. Was glaubst du, woher das kommt? Liegen evtl. eure Haupteinflüsse bei amerikanischen Bands?

 

Unsere Einflüsse sind vielseitig und liegen bei amerikanischen Bands aber auch bei Bands aus England, Deutschland, Schweden… Jedes Bandmitglied hat das Recht, seinen eigenen Stil zu spielen. Wir haben also nicht versucht, einen besonderen Sound oder Klang zu erreichen, wir machen alles nur so, wie es sich für uns richtig und gut gefühlt. Und was uns fünf zusammenbringt, ist… ohne besonders hart klingen zu wollen… ein besonderer Vorbehalt auf traditionellen finnischen Sound und auf traditionelle finnische Musik. Diese atemlose und tiefe Melancholie, die in finnischer Musik vertreten ist, kommt uns fremd vor. Wir sind positive und energische Typen und wollen lebendige Musik machen. Es kann sein, dass sich das dann irgendwie „amerikanisch“ anhört.

 

Gibt es generell Bands, die du als wichtige Vorbilder für deine eigene Band nennen würdest?

 

Ja, zum Beispiel sind folgende Bands für uns in der Vergangenheit wichtig gewesen bzw. bis dato noch Vorbilder: Faith No More, Deftones, Thin Lizzy, Iron Maiden, Van Halen, Helloween, Megadeth, Lostprophets, Refused, Breach, Soundgarden, Anberlin… Es gibt zu viele gute Bands auf der Welt! Man kann sie gar nicht alle nennen, haha.

 

Wenn mich jemand nach eurem Sound fragen würde, würde ich ihm sagen, dass jeder der auf Bands wie Boysetsfire und Papa Roach steht, ohne Bedenken eure Scheibe kaufen kann. Glaubst du damit würde ich richtig liegen?

 

Ja, das wäre gar nicht so falsch! In die Definition von April kann man aber noch ein bisschen Heavy Metal mischen...

 

Ihr habt es geschafft als Demoband bei großen Festivals wie dem Sauna Open Air und dem Tuska Metal Fest in Finnland auftreten zu dürfen. Meiner Meinung nach gibt es nicht viele „kleine“ Bands, die das schaffen. Warum glaubst du haben April schon als Demo-Band solche Erfolge verzeichnen können? Und wo siehst du eure besonderen Stärken in musikalischer Hinsicht?

 

Ich glaube der Grund ist die Ehrlichkeit, die man unseren Demoaufnahmen anhören kann. Heutzutage versuchen so viele Bands, einen guten Eindruck zu machen oder ein besonderes Image aufzubauen. Wir sind aber nur fünf Jungs, die Heavy Metal lieben und spielen wollen. Die Promoter der Festivals waren einfach von unserem musikalischen Können überzeugt. Wir haben immer versucht, was Auftritte angeht so professionell wie möglich zu sein, also kein Herumbummeln, Soundchecks schnell und ordentlich über die Bühne bringen, nicht zu viel vor dem Auftritt Trinken usw., haha. Finnland ist ein kleines Land, wenn man sich da unprofessionell verhält, spricht es sich schnell herum und man bekommt keine Auftritte mehr
 

Neben diesen großen Festivals habt ihr unter anderem auch schon Bullet for my Valentine supportet. Welchen Stellenwert haben solche Supportslots im Vergleich mit den Festivals für euch? Und was glaubst du hat euch als Band mehr nach vorn gebracht?

 

Die BFMV-Show im Dezember 2005 war unsere erste Show vor großem Publikum. Diese Show war sehr wichtig für uns und hat uns als Band zusammengeschweißt. Außerdem war es ein geiler Abend! Und dasselbe kann ich von den Festival-Auftritten sagen: Die haben sehr viel Einfluss auf unsere Bandchemie gehabt. Bei beiden Festivals haben wir früh am Nachmittag gespielt und vielleicht sind viele Leute in dieser Zeit noch nicht auf dem Festivalgelände gewesen. Aber trotzdem sind solche Auftritte ein tolles Erlebnis und eine großartige Chance für eine junge und unbekannte Band. 

 

Kürzlich seid ihr als Newcomer beim wohl bekanntesten Label Finnlands unter Vertrag genommen worden, Spinefarm. Bei diesem Label sind bzw. waren nahezu alle international erfolgreichen finnischen Künstler unter Vertrag. War das für euch auch ein Grund bei Spinefarm zu unterschreiben, einfach weil sie schon einige andere Bands groß gemacht haben und weil sie einen guten Namen und hervorragende Kontakte haben?

 

Spinefarm hat uns einen guten Vertag angeboten. Aber natürlich war es auch anziehend, dass Spinefarm zum Beispiel Nightwish, Children of Bodom und Sonata Arctica in seinem Repertoire hat. Den endgültigen Ausschlag gaben aber die internationalen Kontakte des Labels.  

 

Ich bin der Meinung, dass eure Musik sowohl Metalfans als auch Rocker anspricht und sogar das Zeug dazu hat, dem „normalen“ Musikhörer zu gefallen. Wie steht das mit euch: Glaubt ihr, dass es für April eine bestimmte Zielgruppe gibt?

 

Da unsere Musik sehr melodisch ist, kann es schon sein, dass auch Leute, die normalerweise kein Metal hören, unsere Musik mögen. Viele Leute sind nach einem Auftritt zu mir gekommen und haben gesagt, dass sie eigentlich kein Metal hören, unseren Auftritt aber genossen haben. Auch viele Mädels waren positiv gestimmt, was in Finnland immer noch eher untypisch ist, da Metal hier eher „Männer-Musik“ ist. Es wäre schon schön, wenn wir das ändern könnten.

 

Zu „First Blood“ habt ihr gleich euer erstes Video gedreht. Sind weitere Clips in Planung?

 

Ja, ein Freund von uns hat uns 2 Jahre lang bei Auftritten in Finnland begleitet und mitgeschnitten. Aus diesem Material wurde jetzt ein Video zum Song „Time is Up“ gemacht und das Video ist sehr cool geworden! Wir hoffen, es bald veröffentlichen zu können.

 

Das deutsche Musikfernsehen tut sich in den letzten Jahren mit härterer Rockmusik ziemlich schwer und bringt bestenfalls Bands wie Nickelback oder Placebo. Wie sieht es diesbezüglich in Finnland aus? Wird euer Video bei den Sendern berücksichtigt?

 

Die Sendung Headbangers Ball vom finnischen Sender MTV hat unser „First Blood“ Video ein paar Mal gezeigt. Der Musikkanal Voice TV hat das Video in seinem Spezialprogramm „100% Rock“ gezeigt, genauso „Musiikki-TV“ bei Landeskanal TV2. Mit härterer Musik ist es auch bei uns schwer, die Videos in die Primetime zu bekommen. In unserem Fall gibt es die Videos aber bei YouTube zu sehen und bald werden wir sie auch auf unserer neuen Website veröffentlichen.

 

Wie sehen eure Pläne im Bezug auf den Rest Europas aus? Gibt es Pläne auch im europäischen Ausland auf Tour zu gehen? Und wie wichtig sind andere Länder derzeit für euch?

 

Es gibt noch keine genauen Tourpläne für Mittel-Europa, Skandinavien und Baltia, aber wir wollen unbedingt im Ausland touren und verfolgen diese Pläne auch intensiv. Hoffentlich schon im Herbst und spätestens im Frühjahr 2008! Auf den Websites www.aprilweb.net und www.myspace.com/aprilweb gibt es immer alle aktuellen Tourdaten. Stay online, folks!

Interview: Markus Rutten - www.sounds2move.de

Link: www.aprilweb.net

Kommentar: "Tidelines" von APRIL
Mit „Tidelines“ legen die Finnen April ein super Album vor. Das Debüt der Jungs ist irgendwo zwischen Rock und Metal einzuordnen und stets darauf bedacht eine gewisse Moderne anzustreben und in jedem Song die Emotion in den Vordergrund zu rücken. Erinnert mich irgendwie an eine Mischung aus den obergenialen Dredg und Stone Sour bei ihren etwas härteren Songs. Über allem thront mit Hakim Hietikko zudem noch ein richtig guter Sänger, der die Songs stets vorzüglich rüberbringt. Großes Kino kann man hier hören und „Tidelines“ ist wirklich und uneingeschränkt zu empfehlen. Diese Band hat definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient, auch dafür, dass sie fast an die Emotionalität von Dredg rankommen. Und das schaffen wirklich nur die allerwenigsten.