Interview mit Danny Cavanagh von ANATHEMA
Danny, was ist aus eurer Sicht das Besondere an „Hindsight“? Welcher Aspekt macht für dich das gewisse Etwas, den Reiz der Scheibe aus?
Ich glaube, dass „Hindsight“ eine sehr spezielle und zugleich eigenständige Atmosphäre hat und dass die Songs sehr gut an den Rahmen, in dem sie präsentiert werden, angepasst wurden. Ich denke es ist gut die Songs jetzt in dieser neu arrangierten Fassung hören zu können, da die Stücke sehr gut zu den verwendeten Instrumenten passen. Oder ganz einfach ausgedrückt: Das Album funktioniert einfach genau so, wie es soll.
Ihr habt lange nach einem neuen Label gesucht und seid letztlich bei Kscope, dem Label eures Freundes Steven Wilson untergekommen. Warum war sein Label die beste Adresse für Anathema?
Kscope ist eine Firma, die genau genommen zu Peaceville Records gehört und wir haben mit ihnen die Übereinkunft getroffen, dass sie für uns „Hindsight“ veröffentlichen und promoten. Sie scheinen ein netter Haufen zu sein und ich bin bisher sehr zufrieden damit wie alles läuft. Zum Beispiel die Mini-Site zum Album gefällt mir optisch sehr gut und man kann vier der Songs dort hören (http://kscopemusic.com/anathema/ ) .
Als ihr noch ohne neuen Deal wart, habt ihr euren Fans die Stücke „A Simple Mistake“ und „Angels walk among us“ direkt über eure Website als Download angeboten. Dort hatte man dann die Möglichkeit die Songs entweder komplett kostenlos herunterzuladen oder euch einen Betrag seiner Wahl als Gegenleistung zu überweisen. Was genau war für euch der Auslöser zu einer solchen Aktion? Wolltet ihr den Leuten auch zeigen, dass ihr Geld in dem Fall ausschließlich die Band erreicht und in die Kasse der Band fließt und nicht in die Geldbörsen irgendwelcher Dritten?
Diese Spenden waren eine gute Sache, aber wirklich Geld haben wir damit nicht gemacht. Die Idee war es einfach die Songs heraus zu bringen und zu sehen wie die Leute auf sie reagieren würden. Es war einfach ein Experiment. Passiert ist glaube ich aber, dass die Leute uns für arme, gestrauchelte Musiker auf dem absteigenden Ast gehalten haben, was definitiv nicht der Fall ist, haha. Uns geht es gut und wir glauben fest an das, was wir tun und auch an weiteren Erfolg.
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Und wie sind die Reaktionen unterm Strich ausgefallen?
Die Reaktionen waren alle sehr positiv und es gab sogar einige Leute, die der Meinung sind, dass wir mit den neuen Stücken einige der besten unserer Bandgeschichte erschaffen haben. Und ich denke damit haben sie recht, denn vor allem textlich haben wir einen großen Schritt vorwärts gemacht im Vergleich zu den alten Nummern. Besonders im Bezug auf Formulierungen oder den Umgang mit realen Bezügen, außerdem drücken wir uns deutlich positiver aus und bieten Antworten, Heil und Wahrheiten. Für uns als Band waren die Aufnahmen von großer Bedeutung, denn zum allerersten Mal haben wir komplett allein produziert und aufgenommen in unserem eigenen Studio; niemand von außerhalb war beteiligt. Auf diese Art und Weise entstand nach diesen Songs auch das komplette „Hindsight“-Album.
Vor einiger Zeit hast du gemeinsam mit Anneke van Giersbergen ein paar gemeinsame Konzerte in den Niederlanden und in Skandinavien gespielt. Wäre es nach dieser Erfahrung auch eine Option für euch, Anneke einmal für einen Anathema-Song hinzu zu ziehen? Oder werdet ihr euch bis auf weiteres, also vor allem erst einmal auf dem kommenden Studioalbum „Horizonts“, weiterhin auf eure Stammsängerin Lee beschränken?
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Es ist noch zu früh um zu sagen in welche Richtung die musikalische Partnerschaft zwischen Anneke und mir sich entwickeln wird. Ich kann sicher sagen, dass die Chemie zwischen uns auf jeden Fall stimmt und dass wir eine sehr natürliche, kraftvolle Energie entwickeln, wenn wir gemeinsam auftreten oder an Songs arbeiten. Es gibt bereits eine Hand voll Ideen was man möglicherweise einmal zusammen machen könnte. Für konkrete Aussagen ist es allerdings wie gesagt noch viel zu früh. Und Lee Douglas ist auch eine sehr gute Sängerin und wir genießen es, sie um uns zu haben.
Warum finden sich eigentlich keine Prä-„Eternity“ Songs auf „Hindsight“? Wäre es nicht interessant zu sehen wie eines eurer alten Stücke in der Art und Weise funktionieren würden, wie ihr die Songs auf „Hindsight“ umarrangiert habt?
Die Songauswahl ging leicht von der Hand und basiert vor allem auf denjenigen Stücken, von denen ich sicher wusste, dass sie auch akustisch funktionieren, denn viele haben sich über Jahre hinweg bewährt, da ich sie schon in ganz Europa im Rahmen von Akustikshows gespielt habe. Diese Shows haben auch den Weg für „Hindsight“ geebnet und die Auswahl hat gerade einmal 5 Minuten gedauert. Gegen meine Auswahl gab es nicht einen einzigen Einspruch von Seiten der anderen Bandmitglieder. Es ist auch klar, dass die alten Songs vielleicht nicht ganz in derselben Liga spielen, vor allem wenn man die Melancholie unserer neueren Songs betrachtet. Es hätte sicher dennoch ein bis zwei Kompositionen gegeben, die wir zum Beispiel als Instrumentaltrack hätten umsetzen können, aber wir haben es dann bei den 10 Songs belassen. Wir hatten einfach das Gefühl, dass dieses Album nicht gezwungenermaßen länger als 50 Minuten sein muss.
Markus Rutten – www.sounds2move.de
Link: www.anathema.ws