Interview mit Patrick Fleischer und Alexandra Janzen von ALEV

 

 

 

Hört man „Black Carousel“ zum ersten Mal, dann fallen meiner Meinung nach relativ früh die bisweilen recht dominanten Metal-Einflüsse auf, die diesmal deutlicher zu Tage treten als auf „Alev“. Die logische Schlussfolgerung wäre jetzt zu denken, dass dieser Einfluss von eurem nun nicht mehr ganz so neuen Drummer Manuel kommt, der zuvor bei den Pagan Metallern Equilibrium gespielt hat. Aber Pustekuchen, der ist auf dem Album gar nicht zu hören, sondern dafür drei andere Schlagzeuger. Was gab für euch also den Ausschlag, die „Härteschraube“ merklich anzuziehen?

 

Patrick: "Why Do I Stay" war der erste Song, den wir für das neue Album geschrieben haben und auch schon auf unserer Türkei-Tour 2008 gespielt haben. Er ist härter und düsterer als unsere bisherigen Songs ... wir fanden die Richtung passend und wollten diesmal ein Album in "moll" machen, haha.

Alex: Wir wollten ein Album machen, das von Grund auf eine melancholischere und dunklere Stimmung hat, als die Vorgänger. Was sich unter anderem auch mit einer härteren Gangart wie ein roter Faden durchs „Black Carousel“ zieht. Ich bin ein Freund von verzerrten Gitarren, die mit harten Riffs reinbrettern, sodass der Kontrast zu meiner Stimme größer wird. Ich mag diesen Sound.

 

Da Manuel auf dem Album nicht zu hören ist, liegt die Vermutung nah, dass die Scheibe schon (wenigstens in Teilen) fertig eingespielt war als er zur Band gestoßen ist. Ist die Platte also schon länger fertig und hat nur auf den Abschluss eines neuen Plattenvertrags gewartet?

 

Patrick: So ist es! Wir haben das Album 2009 eingespielt! Wir wollten nicht wieder drei Jahre zwischen den Scheiben haben... leider ist das Musikgeschäft mittlerweile völlig kaputt, und die Labels wollen keinerlei Risiken mehr eingehen und haben uns Verträge angeboten, die wir nicht unterschreiben wollten. Ich kann aber auch die Labels verstehen... "Black Carousel" war zwei Monate VOR dem Release schon im Internet als illegaler Download erhältlich, weil irgendein Onlinemag-Redakteur es dort verbreitet hat! (Wobei diese Ursachenangabe noch zu diskutieren wäre, weil Webzines eigentlich nie so früh bemustert werden. Das gehört hier aber nicht her ;-) – MR)

 

In letzter Zeit war es generell recht ruhig um euch geworden. Wolltet ihr eure Kräfte sammeln, um nach der Veröffentlichung von „Black Carousel“ wieder richtig durchstarten zu können oder wart ihr alle anderweitig beschäftigt? Wenn ich richtig informiert bin ist Alex beispielsweise als Songwriterin in Erscheinung getreten…

 

Patrick: Wir hatten ein fertiges Album "rum liegen" und haben auf ein passendes Angebot gewartet... Konzerte zu machen ohne das neue Album zu releasen hätte für uns wenig Sinn gemacht weil wir das neue Programm spielen wollten und immer wieder mehr oder minder kurz vor einem Release standen. Dass alles so lange dauert, hätten wir aber nicht gedacht.

Alex: Sowohl als auch! Die Veröffentlichung hat sich leider immer wieder verschoben, und wir haben natürlich auch andere Sachen gemacht. Wir freuen uns aber, jetzt wieder richtig loslegen zu können!

 

„Alev“ war streckenweise verträumt, melancholisch und hatte – etwa mit „Unique“ - oft eine wohlige Wärme. Das neue Album klingt hingegen an vielen Stellen düster und schwer. Habt ihr dieses mal möglicherweise unterschwellig der eher von den Balladen geprägten Ausrichtung von „Alev“ entgegen gewirkt, vielleicht um nicht Gefahr zu laufen, früher oder später zu sehr auf diese Art von Songs reduziert zu werden?

 

Patrick: Nein. Wir hatten auf unseren ersten beiden Scheiben immer sehr viel Abwechslung und haben uns stilistisch nie eingeschränkt. Das war nie ein Problem, und wir haben auch weiterhin kein Problem damit. Wir wollten aber mal was Anderes probieren; einen Longplayer "aus einem Guss"! Live eingespielt, keine "Gute-Laune-Songs"!

Alex: Es war unsere Absicht, eine durchgängige Stimmung mit dem Album zu erzeugen, was sich auch musikalisch darin ausdrückt, nicht immer von Dur zu Moll und von Moll zu Dur zu wechseln. Wir wollten genau so eine Scheibe machen wie du es beschreibst: düster und schwer und auf den Punkt kommend. Das haben wir anscheinend ganz gut hinbekommen, hehe. Melancholisch finde ich uns aber immer noch.

 

Einen Song singt diesmal euer Gitarrist Saner, der erstmals überhaupt die Leadvocals übernommen hat. Hattet ihr im Studio das Gefühl, dass der Song quasi nach einer anderen Herangehensweise und nach einer anderen Stimme verlangt hat? Oder hat Saner einfach gesagt „Ich habe die Nummer geschrieben, jetzt singe ich sie auch selbst ein!“ ? ;-)

 

 

Patrick: Saner hatte in der Songwriting-Phase diesen Song vorgeschlagen, und wir waren gleich begeistert von seiner Interpretation! Er war früher auch der Sänger meiner Band Lungfull - warum sollten wir Saner nicht singen lassen, wenn wir mit ihm so einen guten Sänger haben? Alex: Saner ist wirklich ein sehr guter Sänger, und seine Stimme hat etwas Besonderes! ich finde es war an der Zeit, dass er auch einen ganzen Song singt. Diese Nummer und Saners Stimme passen absolut zur Stimmung des ganzen Albums, weshalb er insgesamt auch sehr viele Backing Vocals eingesungen hat.

 

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Web: www.alevmusic.de