Interview mit Ronny „Yantit“ Fimmel vom TRANSILVANIAN BEAT CLUB
Markus:
Die Abkürzung TBC, die sich für euer neues Projekt mehr als anbietet,
ist gleichermaßen die medizinische Abkürzung für Tuberkulose.
Angesichts eurer textlichen Ausrichtung bei Eisregen und eures speziellen
Humors sicher kein Zufall, oder? Yantit:
Nein, kein Zufall. Der Club sollte eigentlich auch anders heißen, als
dann die ersten Vorschläge kamen, waren viele dabei die nach TBC klangen
aber eben nicht TBC waren. Wir suchten dann schon gezielt nach einem Namen
der abgekürzt TBC ergab, da TBC zum einen immer noch eine häufige
Todesursache in armen Gegenden ist (was super ins Konzept passt) und
zweitens sehr einprägsam, da jeder die Krankheit kennt. Was
war für dich der Hauptaspekt vor knapp einem Jahr den Transilvanian Beat
Club ins Leben zu rufen? Rein musikalisch ist der Unterschied zu deinen
anderen Bands Eisregen und Ewigheim nicht unbedingt monumental? Stimmt.
Wir (der TBC war bis auf Basser Blutknecht die gesamte Ewigheim
Live–Band) wollten auch nach Beendigung der Ewigheim Live-Aktivitäten
nicht auf Konzerte verzichten. Dazu kam, dass ich schon länger die Idee
hatte etwas Düsteres zu machen, bei dem sich alles um Wodka und Vampire
drehen sollte, dafür war weder Eisregen noch Ewigheim die geeignete
Plattform. Die Zeit dafür war einfach gekommen. Auf
„Willkommen im Club“ ist eine Coverversion von Darkthrones „Transilvanian
Hunger“ zu finden. Weshalb gerade dieser Song? Bist du bekennender Fan
von Nocturno Culto und Fenriz oder habt ihr den Song einfach ausgewählt,
weil er textlich und natürlich vom Titel so auffällig gut zum TBC passt?
Beides,
ich höre Darkthrone schon mein halbes Leben lang und „Transilvanian
Hunger“ ist für mich mehr als nur ein Lied. Sollte ich Black Metal
beschreiben, würde ich es anhand dieses Liedes tun. Es hat für mich
alles was den Black Metal den ich mag ausmacht. Da es dazu auch noch
perfekt in das TBC Konzept passt, hatten wir ob der Coverversion gar keine
andere Wahl.
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Glaubst
du man hätte ein Album wie „Willkommen im Club“ auch unter dem Banner
von Eisregen oder Ewigheim veröffentlichen können? Habt ihr die Bands
aufgrund der für „Willkommen im Club“ recht deutlich vorgezeichneten
Themen bewusst getrennt gehalten? Wie
schon gesagt, dass sind 3 Paar Schuh. Es hätte weder bei Eisregen noch
bei Ewigheim Sinn gemacht über Vampire oder wilde Besäufnisse im Wald zu
singen. Beide Bands sind auf ihre Art in einem bestimmten Rahmen zu Hause,
diesen zu sprengen hätte in beiden Fällen albern gewirkt: stell dir vor
Metallica wollten uns plötzlich über die Vorteile von Satan und dessen
Anrufung aufklären. Markus
Stock hat das Debüt produziert, das ihr wieder einmal im Studio E
aufgenommen habt. Glaubst du ihr habt auf lange Sicht in ihm den richtigen
Mitstreiter für deine Bands gefunden oder weshalb zog es euch erneut zu
ihm? Sicher ist auch einer der Aspekte dass ihr voneinander wisst wie der
jeweils andere arbeitet. Vor allem Letzteres. Es kostet nur sinnlos viel Zeit, Nerven und nicht zuletzt Geld sich immer wieder auf einen neuen Produzenten einstellen zu müssen, davon können wir vor allem mit Eisregen ein Lied singen. Bei Markus genießen wir viele Vorteile auf einmal, dass Studio E liegt nicht sehr weit von uns entfernt, es ist extrem gut ausgerüstet, Markus ist ein super umgänglicher Mensch und er wusste bereits durch Ewigheim und Eisregen in welche grobe Richtung es gehen sollte. Wir wollten unseren Sound lediglich etwas roher und einfacher haben um den Rock´n Roll-Faktor der Musik noch etwas zu unterstreichen und vor allem kein Risiko beim Sound eingehen. Mir fällt im Moment auch kein Argument ein, dass verhindern sollte auch die zukünftigen Beat Club CDs bei ihm zu produzieren.
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Einige
eurer Eisregen-Scheiben, die bei vielen Fans einen Kultstatus inne haben
stehen auf dem Index und unterliegen zudem einem Aufführungsverbot. In
wie weit trifft einen so etwas als Musiker und fühlst du bzw. fühlt ihr
euch dadurch als Band eingeschränkt oder gar in eurer künstlerischen
Freiheit „beschnitten“? Was
die CDs betrifft, finde ich es ärgerlich aber auch nicht weiter schlimm,
wer eine der besagten CDs haben will, weiß auch wo und wie er sie bekommt
oder hat sie eh schon. Wirklich schlimm ist nur, dass wir viele Lieder
nicht mehr live spielen können. Das war vor allem zu der Zeit ein
Problem, als die „Fleischfestival“ und „Krebskolonie“ indiziert
bzw. beschlagnahmt wurden und wir fast kein Live-Set mehr zusammen bekamen
und es ist bis heute bitter, da einige bandinterne Lieblingslieder
betroffen waren... aber zum Glück gibt es ja noch Österreich. Euer
letztes Eisregen Album „Wundwasser“ konnte sich erstmals sogar in den
Charts platzieren. Was bedeutet es für dich mit einer Band wie Eisregen,
die aufgrund ihrer Indizierungen teils kontrovers diskutiert wird, den
Sprung in solche Höhen zu schaffen? Zumal du bekanntlich nicht der größte
Fan einiger kommerziell erfolgreicher Metal- und Rockbands bist, die sich
regelmäßig in den Charts tummeln. Stimmt.
Und es ist mir auch egal was andere von uns halten, wir haben immer
gemacht was wir für richtig (oder lustig) hielten. Es ist schon absurd,
dass dies alles gerade (oder vielleicht auch weil) nach der ganzen
Indizierungscheisse passiert ist. Aber was soll es, wir haben uns nicht
absichtlich in eine bestimmte, kommerzielle Richtung entwickelt und das
ist es was ich an den oben angesprochenen Bands nicht gut finde. Würde plötzlich
eine Band wie Burzum in die Charts kommen fände ich das auch super und könnte
mich darüber kaputt lachen. Was
waren eure Hauptbeweggründe zu beschließen zukünftig keine Konzerte
mehr als Ewigheim zu bestreiten? Allen B. sagte, dass die schon recht depressive Musik der letzten Ewigheim CD einfach nicht auf „lustige“ Metalkonzerte passt. Ich kann ihm da heute nur beipflichten, obwohl ich was das betrifft immer noch eine Träne im Knopfloch habe.
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Wollt
ihr euch zukünftig mit dem TBC ausschließlich auf die bei „Willkommen
im Club“ angefangenen Thematiken rund um rumänische Bauern, Blut- und
Wodkasauger sowie deren Bekämpfung konzentrieren oder plant ihr auch
andere Ideen aufzugreifen? Das
wird sich zeigen. Ich schreibe bereits an ein paar neuen Texten, die den
bislang eingeschlagenen Weg recht konsequent weiter verfolgen. Es wird
sicher noch ein paar Schlenker in andere Teile der rumänischen
Bauernkultur geben, das Hauptaugenmerk bleibt jedoch auf die bislang
verwendeten „Zutaten“ gerichtet: Sex, Schnaps, Vampire und Rock ´n
Roll. Und
was denkst du wie viele Möglichkeiten das Thema Transsilvanien überhaupt
auf lange Sicht hergibt? Oder schaut ihr eher von Album zu Album? Es gibt ganz sicher noch unendlich viele „Grusel mit Alkohol“-Geschichten zu erzählen. Schließlich ist es ja unsere Mission sie zu entdecken. Es sollte keine große Kunst sein, zehn oder zwölf davon zu schreiben, die dann ausreichen um eine CD zu füllen. Als die Texte zu „Willkommen im Club“ fertig geschrieben waren, hatte ich noch mal so viele Textideen die nicht weiter verfolgt wurden. Also keine Angst, es ist noch lange nicht Schluss.
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Interview:
Markus Rutten - www.sounds2move.de
Homepage: www.transilvanian-beat-club.com