Interview mit FLO von SIX REASONS TO KILL

sounds2move.de: Euer 2. vollständiges Album, habt ihr mit „Reborn“ betitelt. Wieso diese Titelwahl?

Flo: Der Titel soll die momentane Stimmung in der Band beschreiben. „Reborn“ ist als Momentaufnahme unseres Schaffens zu sehen und somit wohl der passende Titel für ein solches Album.

sounds2move.de: Inwiefern fühlt ihr euch wiedergeboren?

Flo: Nachdem 3 Leute die Band verlassen haben, um bei Caliban und Deadsoil zu spielen, stand kurzzeitig die Frage im Raum, wie und ob es überhaupt mit nur noch zwei Gründungsmitgliedern weitergehen sollte. Jetzt sind wir in einem neuen und erstarkten Line-up konstituiert. Nach dem kurzzeitigen Tiefpunkt der Bandgeschichte geht es jetzt aber weiter und wir fühlen uns sozusagen wiedergeboren.

sounds2move.de: Nach euerem Debütwerk „Kiss the Demon“, habt ihr 2 Split Alben, eines mit Absidia und eines mit Deadlock, veröffentlicht. Wie kam es dazu?

Flo: Deadlock haben wir während einer Tour kennen gelernt, und weil man sich so gut verstanden hat und beide Bands gerade eine Veröffentlichung planten, war die Sache schnell geklärt und es wurde gemeinsame Sache gemacht. Danach ist ja alles andere schnell gemacht: Songs aufnehmen - Presswerk - Veröffentlichung - Freuen und wieder Touren.

sounds2move.de: Wieso habt ihr nicht direkt mit den Arbeiten an „Reborn“ begonnen?

Flo: Es war nicht so einfach, weil durch die Besetzungswechsel und die Suche nach neuen Leuten natürlich Zeit verloren ging, die man mit Songwriting hätte ausfüllen können. Deswegen hatte es ein bisschen länger gedauert, bis die richtigen Leute am Start waren. Und wir mit dem Songwriting fortfahren konnten.

sounds2move.de: Im Vergleich zu „Kiss the Demon“, wo liegen für euch die Unterschiede zwischen eurem Debüt und „Reborn“?

Flo: Durch die neuen Leute in der Band hat sich natürlich einiges Geändert. Am auffälligsten dürfte wohl der deutliche Melodic-Einschlag in einigen Songs bemerkbar machen. Außerdem verwenden wir deutlich mehr thrashige Riffs und Beats als vorher. Ok, diese Entwicklung hat sich ja mit Deliverance auf der Deadlock-Split schon angedeutet.

sounds2move.de: Waren alle Songs für „Reborn“ schon fertig ausgearbeitet, als ihr euch für die Aufnahme zurückgezogen habt. Oder wurde noch während der Produktion, der eine oder andere Song hinzugefügt bzw. geschrieben?

Flo: Wir haben vorher etwa 3 Monate intensiv geprobt, so dass bis auf einige Kleinigkeiten alles fertig war, als wir ins Studio gegangen sind. Im Studio haben wir noch zwei Texte geschrieben, weil Christian beruflich bedingt nicht die Muse hatte, die beiden Texte zu Ende zuschreiben. Es wurde natürlich noch gefeilt und einige Sachen geändert. Es ist schone ein phänomenaler Unterschied, wenn man die Songs über eine gute Studioabhöre hört, und da fallen einem schnell noch Sachen ein, die man „eben noch so“ dann in die Songs einbaut. So entstanden die Keyboardsamples bei „Retribution“.

sounds2move.de: Wie lief im Allgemeinen die Produktion für „Reborn“ ab?

Flo: Sehr unproblematisch. Kristian Kohlmannslehner hat es geschafft, eine sehr entspannte Atmosphäre zu schaffen, so dass die Zusammenarbeit mit ihm sehr zufrieden stellend gelaufen ist. Wenn's Probleme gab, konnten wir uns auf seine helfende Hand verlassen und er hat ja das Ergebnis auch sehr gut produziert. Ich denke, wir werden beim nächsten Album wieder auf ihn zurückgreifen.

sounds2move.de: Wer ist eigentlich der Kreative Kopf von Six Reasons to Kill? Oder arbeitet ihr jeden Song als Gruppe aus?

Flo: Im Prinzip ist es so, dass Loc mit den Riffs ankommt. Dann Baue ich meinen Drumpart dazu auf und arrangiere den Song mit ihm durch. Dann wird der Song in der kompletten Besetzung geprobt und sozusagen durchdiskutiert. Jeder hat da ein Mitspracherecht und wir gehen auf alles ein. Es ist eine demokratische Band und alle können Änderungsvorschläge anbringen. Einen kreativen Kopf in Form eines „Diktators“ oder so was gibt es bei uns nicht.

sounds2move.de: „Metalcore“ oder auch „New Wave of American Heavy Metal“ wie es einige Magazine nennen, ist ja im Moment IN und schwer angesagt. Was haltet ihr von solchen Trendbezeichnungen?

Flo: Die sind uns eigentlich egal. Klar, es muss Schubladen geben, damit man etwas überhaupt einordnen kann. Der Mensch hat einen Ordnungswillen. Was Six Reasons To Kill betrifft, wollen wir eigentlich nur Musik machen. Wie man das jetzt nennt, können andere gerne entscheiden. Ist uns relativ gleichgültig, ob das jetzt Trend ist oder nicht. Wir machen das schon länger, als es die meisten Trendy-Bands gibt und werden auch danach noch Platten veröffentlichen.

sounds2move.de: Wie seht ihr das im Allgemeinen, ist diese Musikrichtung nur ein Hype oder was mit Substanz, das noch lange anhalten wird?

Flo:  Der Hype, der um diese ganze Szene gemacht wurde, ist ja auch schon wieder am abflachen, aber ich denke, die Leute werden das Interesse daran nicht wirklich verlieren, denn es ist keine Szene, die so leicht billige Kopien oder Nachahmer akzeptiert. Das macht sie ein bisschen Resistenter gegen Trendreiterei. Gerade die jungen Kids gehen ja auch gewaltig auf diesen Stil ab. Überall wo ich hinkomme gründen sich gerade Bands, die solche Musik spielen wollen. Es ist eine schöne Entwicklung, dass jetzt Metal und Hardcore zueinander finden. Denn meiner Meinung nach ist das irgendwie alles dasselbe: Harte Musik. Aber es bleibt noch viel zu tun, damit die Szenen sich wirklich näher kommen. Die Bands werden sich auch weiterentwickeln und somit wird das alles irgendwie weitergehen.

sounds2move.de: Welchen stellenwert gebt ihr euch in dieser Szene? Was unterscheidet euch von den anderen Bands?

Flo: Über den Stellenwert mag ich nix sagen, das muss sich halt entwickeln und das können andere sicherlich besser beurteilen. Sicherlich sind SRTK eine Band, die diesen Stil schon gespielt hat, als es viele der Bands noch gar nicht gab. Deswegen gibt es eine Daseinsberechtigung für die Band.

sounds2move.de: Ihr habt mit Bands wie Caliban, Shadows Fall, God Forbid oder auch Heaven Shall Burn schon die Bühne geteilt. Was für Erfahrungen habt ihr mit diesen Bands gemacht? Wie war der Kontakt untereinander?

Flo: Die Namen, die Du jetzt genannt hast, sind alles Bands, die sehr professionell arbeiten und ein hohes Niveau an den Tag legen. Aber es sind soweit eigentlich alles nette Leute gewesen. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, jemals eine schlechte Erfahrung mit den oben genannten Bands gemacht zu haben. HSB zum Beispiel sind echt mal nette Gesellen.

sounds2move.de: Gibt es einen Live-Auftritt, der euch nachhaltig in Erinnerung geblieben ist und wenn ja, wieso?

Flo: Hm, also um ehrlich zu sein: Ich hab echt viel Mist gemacht, als ich neu in die Band gekommen bin. Ich glaube, wenn Du den anderen diese Frage stellen würdest, werden sie auf die Anfangsphase mit mir verweisen. Ganz besonders ist mir ein heftiger Anpfiff meiner Bandkollegen in Erinnerung geblieben: Auf einer Show in Karlsruhe ist mir mal ein Teil meines Doppelpedals während einer Show kaputt gegangen ist. Ich konnte kein Doublebass mehr spielen. Nachdem ich mich also halbwegs mit dem kaputten Pedal durch den Song gewurschtelt hatte, bin ich aufgesprungen, hab dem Christian nur ein Lautes „Moment mal“ zugerufen und hab mich in den Backstageraum verkrümelt, um mir irgendwie einen Ersatz zu besorgen. Zufällig war aber während unserer Show auch eine Liveübertragung eines EM-Fussballspiels im Nachbarraum aufgebaut worden. Weil keiner wusste, wo ich abgeblieben war und die Band jetzt also Ahnungslos auf der Bühne stand, haben sich die Leute natürlich gelangweilt abgemacht und sind Fußball gucken gegangen. Ich hatte ungefähr 3 oder 4 Minuten gebraucht um mir von dem Schlagzeuger von Fear My Thoughts ein neues Pedal auszuleihen. Ich hatte versucht, materialschonend nur dieses eine defekte Teil auszutauschen um sein Pedal zu schonen, was natürlich ewig Zeit beansprucht hatte. Als ich wiederkam sah ich nur die entsetzten Gesichter meiner Bandkollegen und das nur noch halbvolle Auditorium. Viele hatten sich zum Fußball gucken in den Nachbarraum verzogen. Danach war natürlich erst mal Stress im Tourbus, haha.

sounds2move.de: Für welche Band, würdet ihr als Vorgruppe gerne ein Konzert eröffnen und wieso?

Flo: Hm, vielleicht für AC/DC, U2 oder die Stones, weil da die meisten Leute kommen?! Weis nicht, da gibt’s bestimmt unterschiedliche Meinungen in der Band. Ich würde gerne mal mit Meshuggah spielen, einfach nur, um zu sehen, wie die so drauf sind. Geil wäre natürlich auch Metallica, das wäre so der Traum von allen.

sounds2move.de: Und welche Band würdet ihr euch als Vorgruppe wünschen, wenn ihr als Headliner Unterwegs seid?

Flo: Hm, cool wären die Beatles mit John Lennon, Slipknot und Motörhead als Supportbands. OK, im Ernst: Ich finds immer cool, mit Freunden Unterwegs zu sein. Since The Day sind immer cool als Support. Obwohl die eigentlich auch ne Headlinerposition für sich beanspruchen könnten.

sounds2move.de: Nun noch ein paar Fragen zu den musikalischen Einflüssen. Welche Bands bzw. welcher Künstler haben euch beeinflusst?

Flo: Es ist wirklich kaum möglich einen gemeinsamen Nenner zu finden, so breit gefächert sind die Einflüsse. Metallica wäre da vielleicht zu nennen… Der Loc hört viel Emo und sogar 80er-Metal, Marco hat das neue Foo Figthers Album tief in sein Herz geschlossen. Matzi ist unser Old School-Mann, er liebt aber auch extremere Geschichten a là Dying Fetus. Christian kommt ja auch aus dem Death Metal, bei ihm sind wohl Obituary und Bolt Thrower, aber auch alte Metalcore-Geschichten wie Day Of Suffering starke Einflüsse. Und meine Wenigkeit ist wohl die Metalkonstante bei SRTK: Meshuggah, Morbid Angel und Nevermore könnte ich da als größte Einflüsse nennen.

sounds2move.de: Welche Musik hört ihr Privat?

Flo: Das ist natürlich Ähnlich zu beantworten, wie die letzte Frage. Neben dem ganzen Geprügel hören wir auch gerne mal andere Musik. Christian und ich stehen zum Beispiel auch ziemlich auf chilligen Hip Hop, Dead Prez oder Roots oder so. Ich leg auch gerne mal eine Herbie Hancook-Scheibe auf, der ist echt ein genialer Musiker. Naja, Loc mag Chamberlain, Matzi hört auch schon mal Pennywise… der Geschmack ist da eben auch breit gestreut.

sounds2move.de: Schaut man sich eure sehr schön gemachte Homepage an, so fällt einen unter der „News“ Sektion, das Bild des gekreuzigten Jesus auf.  Wieso gerade dieses Bild? Wollt ihr damit was Bestimmtes aussagen?

Flo: Es sieht halt gut aus, hat aber keine tiefere Bedeutung. Das hat der Christof Kater von den Japanischen Kampfhörspielen gemacht und das hat uns sehr gut gefallen, deswegen haben wir es in die Grafik eingebaut.

sounds2move.de: Nun noch eine Frage wegen des Bandnamens. Wie ist jener entstanden bzw. wer hatte die Idee dazu?

Flo: Also, um dass Vorweg zu nehmen: Wir sind weder Satanisten noch irgendwie zutiefst katholisch und wollen auch niemanden an den Kragen. Wir waren alle mal Zivi und sind somit Pazifisten. Bei dem Namen weiß man einfach, welche Musik man erwarten sollte und deshalb passt er sehr gut. Das ist alles. Im Prinzip ist es ein Joke, eine Persiflage auf böse Black Metalbands, was die „6“ im Namen auch herausstellt. 666 ist ja die Zahl des Teufels. Aber wie gesagt, keiner von uns hat einen Grund zum Töten. Ist wohl irgendwann in den Anfangstagen mal vom Patrick vorgeschlagen und von den anderen für gut befunden worden.

sounds2move.de: Und zum Abschluss, noch ein paar letzte Worte an die Fans bzw. an jene die euch noch nicht kennen?

Flo: Danke für Dein Interesse an Six Reasons To Kill und für das Interview. Ein Dank geht auch raus an unsere Unterstützer und Freunde. Kommt auf unsere Shows und kauft „Reborn“, wir werden euch nicht enttäuschen.

Interview: Nando Rohner - www.sounds2move.de / Ausarbeitung: Nando Rohner + Markus Rutten - www.sounds2move.de !

Homepage: http://www.sixreasonstokill.de/