Interview mit Claudio Testini von LUNARSEA

sounds2move: Bitte fasse für unsere Leser kurz die Bandgeschichte zusammen, da einige euch doch noch nicht kennen.

Claudio: Die Geschichte von Lunarsea beginnt während der Aufnahmen zum Promo der Band Hollowearth, einer Power-Prog Band bestehend aus Angelo Musmeci, Fabiano Romagnoli, Cristian Antolini, Ivan Nastasi und Stuart Franzoni. Bevor die Formation jedoch  debütierte, verließen Angelo, Fabiano und Cristian aufgrund musikalischer Differenzen die Band, was auch das Auseinanderbrechen von Hollowearth zur Folge hatte. Die drei entschieden, sich einem anderen Projekt zu widmen, das mehr den Death Metal Geschmack repräsentiert und die melodische Ader der vergangenen Hollowearth Periode hinter sich lässt. Im Frühling 2003 begannen wir dann mit dem Schreiben von Songs für unsere erste Promo-CD „Evolution plan.txt", die vom Sommer bis Oktober 2003 im Music Farm Studio von Fabiano aufgenommen wurde und insgesamt vier Songs umfasste. Nachdem wir die CD veröffentlicht hatten, stellten wir fest, dass viele unsere Arbeit mochten und, dass unsere Band im Underground durchaus was bewegen könnte. Aber wir wussten, dass wir unserer Musik mehr Charakter und Eigenständigkeit verleihen müssen, wenn unsere Band was wirklich Einzigartiges werden sollte. Und so machten wir uns ans Schreiben von neuen Songs, wobei wir mit neuen, unterschiedlichen Harmoniestrukturen experimentierten, um daraus Death Metal Core mit Blast Beat Parts, klarem Gesang und progressiven Elementen zu machen. Daraus entstand dann unsere zweite Promo-CD "Bio Ashes Halo", auf der sich neben 4 Songs auch eine Coverversion des Police Stückes „Truth Hits Everybody“ befand.

sounds2move: Wieso habt ihr damals gerade einen Song von „The Police“ gecovert?

Claudio: Das haben wir gemacht, weil wir die Band mögen und viele andere Metal Bands nur Metal Songs covern. Wir haben versucht, Metal in einen Song einzubringen, der normalerweise gar kein Metal ist.

sounds2move: Gibt es auch noch einen anderen Song, den ihr gerne Covern würdet?

Claudio: Das wüsste ich jetzt in der Tat nicht. Im Moment hat so was auch keinen Platz bei uns, da wir versuchen unsere eigenen Songs unter die Leute zu bringen.

sounds2move: Wie seid ihr eigentlich auf den Bandnamen „Lunarsea“ gekommen?

Claudio: Der Bandname hat eine ganz einfache Geschichte. Ein Freund von uns hat diesen Namen als Nick-Name in einem Chat benutzt. Und als wir diesen Namen einmal gelesen hatten, da haben wir ihn gefragt, ob wir ihn als Bandnamen benützen dürfen. Der Rest ist sozusagen Geschichte.

sounds2move: Das Coverartwork eures Albums ähnelt doch ein wenig dem Cover des In Flames Album „Lunar Strain“. Ist das Absicht?

Claudio: Nein absolut nicht! Das Cover wurde von den Spina Studios gestaltet und wir wussten gar nicht, dass es da schon was Ähnliches gibt. Es überrascht mich ein wenig, dass du meinst es sei ähnlich. Das kann ich nicht nachvollziehen. Wobei ich doch sagen möchte, dass unser Cover ein wenig detaillierter ist und sich daher schon vom dem von In Flames unterscheidet.

sounds2move: Euer Album habt ihr mit „Hydrodynamic Wave“ betitelt, wobei ich mich frage, ob der Titel eine spezielle Bedeutung hat?

Claudio: „Hydrodynamic Wave“ ist eine Analogie. Du weißt ja sicher, dass es im Meer Wellen gibt, die immer wie größer werden, die schneller sind als alle anderen, bis sie schlussendlich die Küste erreichen. Wie z.B. der Tsunami in Asien, der ja durch ein unterirdisches Beben ausgelöst wurde. Und bei unserer CD verhält es sich ähnlich wie bei einer dieser Wellen. Die Songs werden bei jedem Anhören kompakter, sie werden stärker und schneller, wobei der Sound hilft, dieses Gleichnis zu verstehen.

 

sounds2move: Die Songs „Beside the Drive“, Dead End Road, he Walked“, „Solistic Woman“, „Evolution Plan. txt“, „The Smokers“, „and the Gardens of Jaded remained Void“ und auch mein Favourit „Tales of N.D.E“ sind allesamt alte Songs, die schon auf  euren Demos „Evolution Plan. txt“ und „Bio Ashes Halo“ enthalten waren. Hat es euch an neuen Ideen gemangelt, oder wieso habt ihr die alten Songs neu aufgenommen?

Claudio: Nein, an Ideen hat es uns nicht gemangelt. Aber wir haben absichtlich die alten Songs nochmals verwendet und noch vier neue Stücke hinzugefügt, um einfach zu beweisen, was wir als Band so alles können und damit unsere Bandbreite zu demonstrieren.

sounds2move: Was habt ihr an den alten Songs verändert?

Claudio:  Am meisten wurde das Schlagzeug überarbeitet, also der Drum Computer durch ein echtes Schlagzeugspiel ersetzt. Während dieser Prozedur haben wir auch den Sound überarbeitet, ihm mehr Power verliehen. Und schlussendlich haben wir das Ganze so abgemischt, bis es genauso klang wie wir es ursprünglich wollten.

sounds2move: Durch was lasst ihr euch zu den Songs inspirieren?

Claudio: Alle Songs sind nicht an spezifische Themen gebunden, sie sind vielmehr unsere persönlichen Erfahrungen die wir jeden Tag machen. Dabei ist es uns nicht wichtig, von was von Erfahrungen wir berichten, sondern wie wir es machen. Wir möchten über unsere wirklichen Gefühle sprechen, wie wir in unserem Inneren fühlen und nicht darüber, wie andere sich fühlen sollen.

 

sounds2move: Dann sind euch die Songtexte also sehr wichtig?

Claudio: Ja sehr sogar. Denn es sind unsere persönlichen Erfahrungen, die wir mit unserer Musik vermitteln wollen. Und wir möchten ja auch, dass der Hörer sich unsere Musik anhört. Wir sind daher auch der Meinung, dass es nicht nur wichtig ist wie man einen Song schreibt, sondern dass der Hörer auch ein Teil davon werden kann.

sounds2move: Hast du denn einen Lieblingssong auf dem Album?

Claudio: Diese Frage ist sehr schwer für mich zu beantworten, da mir jeder Song auf dem Album was bedeutet. Aber wenn ich dir eine Antwort geben muss, dann würde ich „Beside the Drive“ sagen. Denn dieser Song ist der erste auf der CD und er soll die Leute auch dazu anregen, sich unser Album zu kaufen. Zusätzlich haben wir zu diesem Song ja auch einen Clip gedreht, von daher denke ich schon, dass dieser Song der Aussagekräftigste ist.

sounds2move: Perfekte Überleitung zu meiner nächsten Frage! Lass uns über den Videoclip sprechen. Wer hatte die Idee dazu, gerade zu diesem Song einen Clip zu drehen?

Claudio: Die Idee kam von unserem Label Burning Star Records. Sie sagten zu uns, wir sollen ihnen ein paar Live-Aufnahmen schicken, sodass sie daraus einen Clip machen könnten. Doch da wir einen Freund haben, der auf diesem Gebiet arbeitet, haben wir beschlossen selber einen Clip zu „Beside the Drive“ zu drehen. Der Clip wurde in der Nähe von Rom, in Manzina, in einer alten verlassen Fabrik gedreht, weil es dort so ausschaut, als ob man auf dem Mond sei. Von daher schien es für uns der perfekte Platz zu sein, um diesen Videoclip zu drehen.

sounds2move: Was war es für eine Erfahrung, den ersten Videoclip zu drehen?

Claudio: Es war absolut wunderschön und faszinierend. Diese alte verlassene Fabrik war genial und hatte eine ganz spezielle Atmosphäre. Wir haben uns überlegt, dass wir den Clip wohl am besten in den ersten Morgenstunden drehen sollten, wenn die Sonne aufgeht und das Licht den ganzen Ort in eine magische und auch merkwürdige Aura taucht.

sounds2move: Beim Ahören eures Albums fällt auf, dass ihr einen musikalischen Mix aus Elementen von Children of Bodom und In Flames spielt.

Claudio: Du hast genau das richtige Stichwort, denn es sind nur Elemente. Wir versuchen unsere Songs so eigenständig wie möglich zu halten, um eine eigene Identität zu erhalten. Aber es ist selbstverständlich, dass man von dem beeinflusst wird, was man sich jeden Tag anhört und mit dem man aufgewachsen ist. Jeder hat seine Vorbilder und Lieblingsgruppen, die einen inspirieren und eben auch beeinflussen.

sounds2move: Welche Bands dienen euch neben Children of Bodom und In Flames noch als Vorbilder?

Claudio: Das sind Bands wie Dark Tranquillity, Soilwork, NightInGales usw.

sounds2move: Haben eigentlich einige Bandmember noch Nebenprojekte am laufen?

Claudio: Nein, keines der Mitglieder spielt in einer anderen Band. Unsere Aufmerksamkeit gilt einzig und alleine Lunarsea, um so das Beste zu erreichen.

sounds2move: Ihr könnt ja sicherlich noch nicht von der Musik leben? Welchen Jobs geht ihr nach, um euer täglich Brot zu verdienen?

Claudio: Fabiano studiert Grafiker, Christian ist Busfahrer, Emiliano arbeitet hinter einer Bar, Angelo in der Computertechnikbranche tätig und ich bin ebenfalls Student.

sounds2move: Was sind eure Pläne und Ziele für die Zukunft?

Claudio: Wir wollen unseren Plan für Lunarsea so gut wie möglich vorantreiben, auf eine optimale Weise für Publicity sorgen. Wir wollen eine gute Resonanz bei den Leuten erreichen, sei es in Italien oder im Rest von Europa. Die Leute sollen wissen, dass wir gute Musik machen und die Energie, die in unseren Songs steckt, auch auf der Bühne rüberbringen können.

sounds2move: Letzte Frage. Wer wird die WM gewinnen?

Claudio: Italien natürlich!

 

Interview: Nando Rohner - www.sounds2move.de

Homepage: www.lunarsea.it