Interview mit CLAUDIA UHLE / ANGELZOOM

1. Dein erstes Album „Angelzoom“ ist jetzt seit einiger Zeit draußen. Was für Erwartungen hattest du an dein erstes Soloalbum?

Das was ich erwartet habe, ist fast vollständig eingetreten. Ich wollte einen Achtungserfolg, ich wollte, dass viele Leute meine Platte hören, ich wollte was ausprobieren, neues machen, ich wollte texten, mich einbringen, mitarbeiten im Studio und ich wollte ein eigenständiges  Werk erschaffen, dass vielen gefällt, aber nicht gefallen muss. Ich hoffe ganz stark, dass meine zweite Single Back In The Moment mit Joachim Witt weiter dazu beiträgt meine Musik bekannt zu machen.

  2. Welche Ideen bzw Ziele hattest du, bevor du mit dem Songwriting begonnen hast?

Meine Visionen kann man auf der Platte hören. Ich wollte eigentlich  immer Musik machen, dass es momentan so gut funktioniert und mir es unheimlich Spaß macht, macht  mich natürlich unheimlich glücklich.

  3. Du hast mit Größen wie Apocalyptica einen Song aufgenommen. Wie war die Zusammenarbeit mit den Jungs?

In diesem speziellen Falle, war es eigentlich recht unromantisch. Bernd der Producer und die Jungs von Apocalyptica tauschten sich per mail und mp3 sämtliche Daten aus, nachdem die Jungs das Lied für sehr gut befunden hatten und signalisierten gerne die Streicherarbeit übernehmen zu wollen. Sozusagen eine Produktion per Internet und Telefon. Aber ich hoffe, Sie demnächst mal zu treffen und dann werden wir uns persönlich bekannt machen.

  4. Zu deinem Namen „Angelzoom“ kamst du über einen Song von X-Perience. Was soll der Name aussagen? War es eine Spontanidee, dein Soloprojekt nach diesem Song zu benennen oder hattest du dein Namen schon länger im Hinterkopf?           

Die Idee ein Soloprojekt so zu nennen, besteht schon seit den Aufnahmen zu dem von Dir erwähnten Song, also seit 1996. Angelzoom klingt wie ein Projektname, hatten wir damals gesagt. 8 Jahre später stand die Überlegung, wie heißt ein internationales, englischsprachiges Projekt, was die Musik charakterisiert und zu mir als Person passt. Angelzoom ist doch klar. Inhaltlich absolut treffend, noch nicht benutzt, also nehmen. Der Name setzt sich ja aus 2 Wörtern zusammen "Angel" und "Zoom".

Meine Stimme wird ja oft mit engelhaft, klar und rein verglichen. Der Engel. Die Texte wiederum betrachten Themen, erzählen kleine Geschichten, zoomen sich sozusagen  heran und gehen ins Detail. Praktisch die kleinen Dinge des Lebens betrachten, die so große Wirkung haben. Zoom. Passt also perfekt. Ich glaube aber die allererste Wortidee Angelzoom kam von unseren X-P Produzenten Ingo Politz und Bernd Wendlandt.

  5. Die Songs des Albums sind eher ruhig und träumerisch. Würdest du sagen, dass diese Elemente deine Persönlichkeit widerspiegeln?

Auf jeden Fall. Ich träumte schon als Kind immer sehr viel und gern. Tagträume, vor allem beim spazieren gehen oder manchmal einfach beim Lesen. Egal. Ich glaube, dass ich so Themen für mich verarbeite. Beim schlafen selbst träume ich seltsamerweise nicht so viel.

6. Die Keyboards und Streicher- bzw. Orchesterparts auf „Angelzoom“ wurden unter anderem von der Letzten Instanz eingespielt. Warum hast du die Jungs dazu ausgewählt und was kannst du über die Zusammenarbeit erzählen?

Ich kenne die Jungs schon eine Weile. Da ich für mein Album noch gern live eingespielte Streicher haben wollte, lag es natürlich nahe erstmal sie zu fragen, ob sie dir Streicherparts bei einigen Songs übernehmen würden. Die Zusammenarbeit klappte super und war super unkompliziert. Ich mag sie gern und sie sind gute und witzige Musiker, deshalb nehme ich sie auch mit auf Tour. Die Orchesterparts, die Keyboards und auch Arrangements wurden allerdings von Bernd entwickelt und eingespielt. Damit hatten die beiden Instanzen nichts zu tun.

7. Wie kamst du auf die Idee, einen Song von Linkin Park zu covern?

Die Idee kam von meinem Produzenten Bernd Wendlandt. Wir haben einfach nach Songs gesucht, die interessant wären gecovert zu werden. Wir suchten in viele Musikrichtungen, um uns erstens nicht starr festzulegen und zweitens überraschendes auch für uns zu finden. Das allerwichtigste dabei war, dass die Songs zu mir und meiner Stimme passten, die Inhalte neu interpretiert werden konnten, sich aber nicht verändern durften und die Songs letztendlich so klingen mussten als wären sie nur für mein Album da. Wir haben wirklich sehr viel probiert, ich glaube es waren acht oder neun Songs. Wovon es ja bekanntlich drei auf’s Album geschafft haben und einer für das nächste weggelegt wurde.

8. Du hast dem Song (d)eine ganz persönliche Note gegeben. Wie wichtig waren es dir keinen einfachen „Abklatsch“ des Originals einzuspielen?

Ich finde es nicht wirklich spannend einen Song einfach nur nachzusingen und dabei dessen Interpretation für sich selbst zu kopieren. Ich empfinde Inhalte ja völlig aus meiner Welt und Sicht, wie kann ich dann also so genau wie z.B. Dave Gahan fühlen bzw. interpretieren? Wir machen doch kein Karaoke! Viel interessanter ist es doch einen bekannten Song, also einen, der viele Menschen schon im Original erreicht hat, so neu zu machen, dass sie Ihn auch gut finden. 

9. Hattest du irgendwelche Integrationsprobleme seit du von populärer Dance Music zur eher düstern musikalischen Ausrichtung gewechselt bist?

Ja, bin ich gewechselt? Ich kann das gar nicht so nachempfinden. Ich wollte nur einfach ein filmisches Album machen. Mystisch und komplex. Eben meiner persönlichen Entwicklung nachgeben. Ich fand wir waren damals kein Dance Act, aber kommerzieller und Rhythmus orientierter als Angelzoom. Das Bein tanzt nicht mehr, aber das Herz.

10. Eine Frage zum Label: Warum ausgerechnet das für Metal bekannte Label Nuclear Blast? Eigentlich ist es außergewöhnlich einen Künstler mit deiner musikalischen Ausrichtung auf einem solchen Label zu finden.

Wir haben lange nach einer geeigneten Plattenfirma für Angelzoom gesucht. Es war nicht so einfach jemanden zu finden, der an das Thema glaubt und es langfristig aufbauen will. Zu Nuclear Blast kamen wir auch eher zufällig. Der Song "Peace Of Mind" von meinem Album wurde für den US- Horrorfilm  "Alone In The Dark" verwendet. Der Film ( mit Christian Slater und Tara Reid ) kommt im Februar in die Kinos. Nuclear Blast veröffentlicht den Soundtrack zu dem Film. Als sie den Song von Angelzoom hörten, wollten sie gern mehr hören und waren begeistert. Sie luden uns Bernd und mein Manager Jörg zu sich nach Donsdorf ein, lernten uns und unsere Vision kennen und das wars. Ich bin froh, in solchen komplexen und schwierigen Zeiten eine Firma gefunden zu haben, die mich aus musikalischen Gründen an sich gebunden hat.

11. Wie würdest du deine Musik bezeichnen? Glaubst du „Dark Ambiente“ ist die passende Bezeichnung?

Na ich würde sagen Electronic und Klassik gehören auch noch in die Musikbezeichnung. Das Problem bei Menschen und Musik ist, kannst Du es in keine Schublade tun, wird es keiner finden. Wo würdest Du denn suchen?

12. Was möchtest du mit deinen Songs aussagen und wen möchtest du damit ansprechen? Hast du überhaupt eine „Zielgruppe“ im eigentlichen Sinne?

Selbstverständlich habe ich eine Zielgruppe. Die setzt sich aus denen zusammen, die sich bei der Musikschublade Electronic, Ambient Dark, Soundtrack angesprochen fühlen und jenen, die wir im Laufe der Zeit  mit unserer Musik überzeugen können. Ich glaube Musik ist ein Gebrauchsgegenstand. Für Trauer, Freude, Tanzen, Leben, Genießen und Träumen und ich möchte eigentlich mit meiner Musik nicht weiter als gebraucht werden.

13. Wer oder was hat dich zu den Songs des Albums inspiriert?

Filme, Träume, Diskussionen, Fragen, Antworten, Bücher und Begegnungen. Bernds Songideen, Textfetzen und das Nachdenken über eigene Vorstellungen von Musik und Leben. Ich wollte Musik entstehen lassen, die ich mir auch selber gekauft hätte.

14. X-Perience liegt momentan auf Eis. Plant ihr, neue Songs für X-Perience zu machen oder möchtest du dich voll und ganz auf dein Soloprojekt konzentrieren?

In Planung für 2005 zum 10 jährigen Bestehen ist ein Best Of Album Multimedia Ereignis von X-Perience. Da werden neue Songs zu hören sein, neue Remixe werden präsentiert, die Videos der Hits und aller anderen Songs werden auf der DVD sein, ungezeigte Backstage Movies und diverses mehr. Es wird wohl ein sehr interessantes Paket Geschichte mit Zukunft. Lass Dich überraschen. 

15. Anfang nächsten Jahres gehst du mit Witt und Nik Page auf Tour. Mit Nik Page hast du schon des öfteren zusammengearbeitet und auch mit Witt hast du unter anderem für dein Album einen Song gemacht. Freut es dich deshalb besonders, mit diesen beiden auf Tour zu gehen?

Ich freue mich schon sehr auf diese Tour. Es ist mal was ganz anderes. Es wird nicht jeder einzeln auftreten, sondern wir werden ein gemeinsames Set spielen. Ich werde Songs mit Nik und Joachim performen. Nik wird mit der Band von Joachim auftreten. Bei mir werden die Streicher der Letzten Instanz spielen, die auch bei Joachim und Nik spielen werden. Es wird sicher sehr spannend und aufregend mit Freunden und Kollegen auf Tour zu sein und was Neues, vor allem auch für das Publikum zu schaffen.

16. Deine Familie ist ja bekanntlich sehr musikalisch. Wusstest du schon als Kind, dass du Sängerin werden willst?

Ich wollte schon immer Sängerin werden. Ich habe als Kind den ganzen Tag gesungen. Außerdem war ich 2 Jahre im Kinderchor der Staatsoper und habe als Kind schon mein erstes Geld mit Singen verdient. Es hat mir damals schon Spaß gemacht auf der Bühne zu stehen.

17. Hast du jemals Gesangsunterricht genommen?

Ich habe schon seit ich 12 war Gesangsunterricht genommen, erst klassisch, später pop. Mit 8 Jahren bekam ich Klavierunterricht, später auch Orgelunterricht. Ich war auf einem musikbetonten Gymnasium, wo ich auch Gesangs-, Klavier- und Kompositionsunterricht bekam. Ich wollte dann auch Gesang studieren, aber dann kam der Erfolg mit X-Perience. Tja und so wartet die Hochschule immer noch.

18. Was sind deine Ziele für die Zukunft?

Alle 2 Jahre ein Angelzoom  Album veröffentlichen. Viele Auftritte, Gesundheit, und eine Familie gründen. Glücklich sein und anderen Glück bringen.

Interview & Ausarbeitung: Simone Steinbüchel