Interview mit CLAUDIA UHLE / ANGELZOOM
1.
Dein erstes Album „Angelzoom“ ist jetzt seit einiger Zeit draußen. Was für
Erwartungen hattest du an dein erstes Soloalbum?
Das
was ich erwartet habe, ist fast vollständig eingetreten. Ich wollte einen
Achtungserfolg, ich wollte, dass viele Leute meine Platte hören, ich wollte was
ausprobieren, neues machen, ich wollte texten, mich einbringen,
Meine Visionen kann man auf der Platte hören. Ich wollte eigentlich immer Musik machen, dass es momentan so gut funktioniert und mir es unheimlich Spaß macht, macht mich natürlich unheimlich glücklich.
In diesem speziellen Falle, war es eigentlich recht unromantisch. Bernd der Producer und die Jungs von Apocalyptica tauschten sich per mail und mp3 sämtliche Daten aus, nachdem die Jungs das Lied für sehr gut befunden hatten und signalisierten gerne die Streicherarbeit übernehmen zu wollen. Sozusagen eine Produktion per Internet und Telefon. Aber ich hoffe, Sie demnächst mal zu treffen und dann werden wir uns persönlich bekannt machen.
Die
Idee ein Soloprojekt so zu nennen, besteht schon seit den Aufnahmen zu dem von
Dir erwähnten Song, also seit 1996. Angelzoom klingt wie ein Projektname,
hatten wir damals gesagt. 8 Jahre später stand die Überlegung, wie heißt ein
internationales, englischsprachiges Projekt, was die Musik charakterisiert und
zu mir als Person passt.
Meine
Stimme wird ja oft mit engelhaft, klar und rein verglichen. Der Engel. Die Texte
wiederum betrachten Themen, erzählen kleine Geschichten, zoomen sich sozusagen
heran und gehen ins Detail. Praktisch die kleinen Dinge des Lebens
betrachten, die so große Wirkung haben. Zoom. Passt also perfekt. Ich glaube
aber die allererste Wortidee Angelzoom kam von unseren X-P Produzenten Ingo
Politz und Bernd Wendlandt.
Auf
jeden Fall. Ich träumte schon als Kind immer sehr viel und gern. Tagträume,
vor allem beim spazieren gehen oder manchmal einfach beim Lesen. Egal. Ich
glaube, dass ich so Themen für mich verarbeite. Beim schlafen selbst träume
ich seltsamerweise nicht so viel.
6.
Die Keyboards und Streicher- bzw. Orchesterparts auf „Angelzoom“ wurden
unter anderem von der Letzten Instanz eingespielt. Warum hast du die Jungs dazu
ausgewählt und was kannst du über die Zusammenarbeit erzählen?
Ich
kenne die Jungs schon eine Weile. Da ich für mein Album noch gern live
eingespielte Streicher haben wollte, lag es natürlich nahe erstmal sie zu
fragen, ob sie dir Streicherparts bei einigen Songs übernehmen würden. Die
Zusammenarbeit klappte super und war super unkompliziert. Ich mag sie gern und
sie sind gute und witzige Musiker, deshalb nehme ich sie auch mit auf Tour. Die
Orchesterparts, die Keyboards und auch Arrangements wurden allerdings von Bernd
entwickelt und eingespielt. Damit hatten die beiden Instanzen nichts zu tun.
Die
Idee kam von meinem Produzenten Bernd Wendlandt. Wir haben einfach nach Songs
gesucht, die interessant wären gecovert zu werden. Wir suchten in viele
Musikrichtungen, um uns erstens nicht starr festzulegen und zweitens überraschendes
auch für uns zu finden. Das allerwichtigste dabei war, dass die Songs zu mir
und meiner Stimme passten, die Inhalte neu interpretiert werden konnten, sich
aber nicht verändern durften und die Songs letztendlich so klingen mussten als
wären sie nur für mein Album da. Wir haben wirklich sehr viel probiert, ich
glaube es waren acht oder neun Songs. Wovon es ja bekanntlich drei auf’s Album
geschafft haben und einer für das nächste weggelegt wurde.
8.
Du hast dem Song (d)eine ganz persönliche Note gegeben. Wie wichtig waren es
dir keinen einfachen „Abklatsch“ des Originals einzuspielen?
Ich
finde es nicht wirklich spannend einen Song einfach nur nachzusingen und dabei
dessen Interpretation für sich selbst zu kopieren. Ich empfinde Inhalte ja völlig
aus meiner Welt und Sicht, wie kann ich dann also so genau wie z.B. Dave Gahan fühlen
bzw. interpretieren? Wir machen doch kein Karaoke! Viel interessanter ist es
doch einen bekannten Song, also einen, der viele Menschen schon im Original
erreicht hat, so neu zu machen, dass sie Ihn auch gut finden.
9.
Hattest du irgendwelche Integrationsprobleme seit du von populärer Dance Music
zur eher düstern musikalischen Ausrichtung gewechselt bist?
Ja,
bin ich gewechselt? Ich kann das gar nicht so nachempfinden. Ich wollte nur
einfach ein filmisches Album machen. Mystisch und komplex. Eben meiner persönlichen
Entwicklung nachgeben. Ich fand wir waren damals kein Dance Act, aber
kommerzieller und Rhythmus orientierter als Angelzoom. Das Bein tanzt nicht
mehr, aber das Herz.
10.
Eine Frage zum Label: Warum ausgerechnet das für Metal bekannte Label Nuclear
Blast? Eigentlich ist es außergewöhnlich einen Künstler mit deiner
musikalischen Ausrichtung auf einem solchen Label zu finden.
Wir
haben lange nach einer geeigneten Plattenfirma für Angelzoom gesucht. Es war
nicht so einfach jemanden zu finden, der an das Thema glaubt und es langfristig
aufbauen will. Zu Nuclear Blast kamen wir auch eher zufällig. Der Song "Peace
Of Mind" von meinem Album wurde für den US- Horrorfilm
"Alone In The Dark" verwendet. Der Film ( mit Christian Slater
und Tara Reid ) kommt im Februar in die Kinos. Nuclear Blast veröffentlicht den
Soundtrack zu dem Film. Als sie den Song von Angelzoom hörten, wollten sie gern
mehr hören und waren begeistert. Sie luden uns Bernd und mein Manager Jörg zu
sich nach Donsdorf ein, lernten uns und unsere Vision kennen und das wars. Ich
bin froh, in solchen komplexen und schwierigen Zeiten eine Firma gefunden zu
haben, die mich aus musikalischen Gründen an sich gebunden hat.
11.
Wie würdest du deine Musik bezeichnen? Glaubst du „Dark Ambiente“ ist die
passende Bezeichnung?
Na ich würde sagen Electronic und Klassik gehören auch noch in die Musikbezeichnung. Das Problem bei Menschen und Musik ist, kannst Du es in keine Schublade tun, wird es keiner finden. Wo würdest Du denn suchen?
12.
Was möchtest du mit deinen Songs aussagen und wen möchtest du damit
ansprechen? Hast du überhaupt eine „Zielgruppe“ im eigentlichen Sinne?
Selbstverständlich habe ich eine Zielgruppe. Die setzt sich aus denen zusammen, die sich bei der Musikschublade Electronic, Ambient Dark, Soundtrack angesprochen fühlen und jenen, die wir im Laufe der Zeit mit unserer Musik überzeugen können. Ich glaube Musik ist ein Gebrauchsgegenstand. Für Trauer, Freude, Tanzen, Leben, Genießen und Träumen und ich möchte eigentlich mit meiner Musik nicht weiter als gebraucht werden.
13.
Wer oder was hat dich zu den Songs des Albums inspiriert?
Filme, Träume, Diskussionen, Fragen, Antworten, Bücher und Begegnungen. Bernds Songideen, Textfetzen und das Nachdenken über eigene Vorstellungen von Musik und Leben. Ich wollte Musik entstehen lassen, die ich mir auch selber gekauft hätte.
14.
X-Perience liegt momentan auf Eis. Plant ihr, neue Songs für X-Perience zu
machen oder möchtest du dich voll und ganz auf dein Soloprojekt konzentrieren?
In Planung für 2005 zum 10 jährigen Bestehen ist ein Best Of Album Multimedia Ereignis von X-Perience. Da werden neue Songs zu hören sein, neue Remixe werden präsentiert, die Videos der Hits und aller anderen Songs werden auf der DVD sein, ungezeigte Backstage Movies und diverses mehr. Es wird wohl ein sehr interessantes Paket Geschichte mit Zukunft. Lass Dich überraschen.
15.
Anfang nächsten Jahres gehst du mit Witt und Nik Page auf Tour. Mit Nik Page
hast du schon des öfteren zusammengearbeitet und auch mit Witt hast du unter
anderem für dein Album einen Song gemacht. Freut es dich deshalb besonders, mit
diesen beiden auf Tour zu gehen?
Ich freue mich schon sehr auf diese Tour. Es ist mal was ganz anderes. Es wird nicht jeder einzeln auftreten, sondern wir werden ein gemeinsames Set spielen. Ich werde Songs mit Nik und Joachim performen. Nik wird mit der Band von Joachim auftreten. Bei mir werden die Streicher der Letzten Instanz spielen, die auch bei Joachim und Nik spielen werden. Es wird sicher sehr spannend und aufregend mit Freunden und Kollegen auf Tour zu sein und was Neues, vor allem auch für das Publikum zu schaffen.
16.
Deine Familie ist ja bekanntlich sehr musikalisch. Wusstest du schon als Kind,
dass du Sängerin werden willst?
Ich wollte schon immer Sängerin werden. Ich habe als Kind den ganzen Tag gesungen. Außerdem war ich 2 Jahre im Kinderchor der Staatsoper und habe als Kind schon mein erstes Geld mit Singen verdient. Es hat mir damals schon Spaß gemacht auf der Bühne zu stehen.
17.
Hast du jemals Gesangsunterricht genommen?
Ich habe schon seit ich 12 war Gesangsunterricht genommen, erst klassisch, später pop. Mit 8 Jahren bekam ich Klavierunterricht, später auch Orgelunterricht. Ich war auf einem musikbetonten Gymnasium, wo ich auch Gesangs-, Klavier- und Kompositionsunterricht bekam. Ich wollte dann auch Gesang studieren, aber dann kam der Erfolg mit X-Perience. Tja und so wartet die Hochschule immer noch.
18.
Was sind deine Ziele für die Zukunft?
Alle 2 Jahre ein Angelzoom Album veröffentlichen. Viele Auftritte, Gesundheit, und eine Familie gründen. Glücklich sein und anderen Glück bringen.
Interview
& Ausarbeitung: Simone Steinbüchel