Interview mit V'gandr von HELHEIM

 

 

sounds2move: Auf eurem neuen Album setzt ihr euch mit dem Thema der  

verschiedenen Todenkulte der Wikinger und deren Glauben über den Tod an sich auseinander. Wie seid ihr auf die Idee für diesen konzeptuellen Rahmen gekommen?

 

V'gandr: Ich war der Meinung, dass dieses Thema noch nicht so oft behandelt wurde. So habe ich viel darüber gelesen, wobei ich es mit der Zeit immer interessanter fand und schnell auf die Idee kam, eine Konzeptstory darüber zu machen. Es sollte aber keine Story im traditionellen Sinn sein, sondern mehr ein Blick auf die verschiedenen Mythen.

 

Was fasziniert dich genau an diesem Thema?

 

Die Komplexität, der Stolz, der Ehrenkodex, die Symbolik und die Opfer. Es ist unser Erbe und es ist wirklich sehr faszinierend, etwas über unsere Vorväter zu lernen.

 

Wie lange habt ihr an den Songs gearbeitet und was kannst du über den Arbeitsprozess erzählen?

 

Wir haben an den Songs, wie auch an den Texten, ungefähr drei Jahre gearbeitet. Wir kamen alle mit verschiedensten Ideen in den Proberaum und haben jeden Song, jedes Riff und jede Songstruktur ausdiskutiert, sodass jeder seine Kreativität einbringen konnte. Das machte das Ganze natürlich auch zu einer sehr langwierigen Angelegenheit, doch wir finden es hat sich gelohnt.

 

Lass uns über den Song „Oaken Dragons“ sprechen, der für mich zweifellos das Highlight des Albums darstellt. Ist dieser Song auch einer deiner Favoriten oder hast du einen anderen Favoriten?

 

Ja, das ist er in der Tat aber “The 2nd death” und “The thrall and the master” gefallen mir auch sehr. Ich bevorzuge im Moment allgemein eher monumentale Stücke.

 

Mir gefallen vor allem die dunkle und kalte Atmosphäre des Songs und die Momente, in denen episch klarer Gesang erklingt. Kannst du noch mal kurz umreißen, welche Geschichte dieser Song erzählt?

 

Hierbei handelt es sich eher um einen klassischen Songtext. Es geht darin um das heldenhafte Opfer einer Person, die im Feuer liegend in die andere Welt (Walhalla) hinüber gleitet. Der Song ist sehr episch gehalten, er besitzt nicht die Aggressivität der vorangegangen Stücke, wobei ein schneller Song an dieser Stelle des Albums so oder so unpassend gewesen wäre.

 

Für diesen Song und “The Thrall And The Master” habt ihr mit Gastsänger Jiri “Big Boss” Valter von der Tschechischen Kultband Root zusammengearbeitet. Wieso habt ihr gerade ihn für diesen Job ausgewählt?

 

Wir sind alle Fans von Root und wir haben entschieden, ihn kurzerhand zu kontaktieren, da wir dachten, dass seine Stimme perfekt zu den Songs passen würde. Und wir sind verdammt glücklich, dass wir das getan haben, da er eine super Arbeit abgeliefert hat. Er hat seine Passagen zu Hause aufgenommen und dann über das Internet geschickt. Wir mussten nur noch alles zusammensetzen.

 

Laß uns nun über das Mini-Album „Helsviti“ sprechen. Ursprünglich sollte es 2001 über Massacre Records erscheinen, was aber nicht der Fall war. Wo lag damals das Problem?

 

Das Problem war, dass wir nicht so viele Alben verkauften wie Massacre es sich erhofft hatte. So haben sie uns in Folge dessen auch mit der guten alten „Ignorier-Methode“ behandelt *lacht*. Darum haben wir uns kurzerhand auch die Albumrechte zurückgeholt und dann entschieden, dass das Album schon zu alt sei um eigenständig veröffentlicht zu werden. Und so liegt es nun als Bonus der limitierten Auflage des neuen Albums bei.

 

Worin liegt deiner Meinung nach der prägende Unterschied zwischen “Helsviti” und “The Journeys And The Experiences Of Death”?

 

“Helsviti” ist das merkwürdigste, das wir je gemacht haben. Es beinhaltet Songs, die sich eher im mittleren Tempo bewegen und mehr Groove haben als unsere vergangenen Arbeiten. Die Songs repräsentieren weder unseren musikalischen Werdegang noch unsere zukünftige Marschrichtung. Aber sie besitzen Melodien, die uns damals sehr zusagten.

 

Ihr seid nun beim norwegischen Label Karisma Records / Dark Essence Records unter Vertrag, wobei dieses Label lange nicht so groß ist wie Massacre Records. Wieso habt ihr euch für ein verhältnismäßig kleines Label entschieden und nicht für eines, das ähnlich groß ist wie Massacre Records?

 

Weil wir der Meinung sind, dass wir eher eine Underground Band sind. Bei einem großen Label könnte es wieder passieren, dass die zwar einen Vertrag mit uns unterzeichnen, sich dann aber wieder auf ihre „größeren“ Bands kümmern und wir wieder auf die Fresse fliegen. Erst wenn WIR die Bedingungen festlegen können und man uns gezielt umwirbt, werden wir in Zukunft vielleicht wieder einen Vertrag mit einem größeren Label abschließen.

 

Also seid ihr 100% zufrieden mit der Arbeit von Karisma Records / Dark Essence Records?

 

Im Moment sind wir mehr als nur zufrieden, darum werden auch für ein weiteres Album bei ihnen bleiben. Aber es ist noch zu früh, um über das zu sprechen.

 

Hast du eigentlich schon selbst Erfahrungen mit dem Tod gemacht?

 

Ja einige. Es ist immer tragisch, wenn so was passiert. Aber das Leben muss weitergehen, wie du selber sicher auch weißt.

 

Und glaubst du persönlich an einen Ort namens Helheim oder ist das für dich nur ein Name, den ihr euch als Bandnamen ausgesucht habt?

 

Ich glaube nicht daran, dass es einen sprichwörtlichen Ort namens Helheim gibt, aber ich glaube in symbolischer Weise an solch einen Ort. An die magischen Werte, sozusagen.

 

Also fürchtest du dich auf der anderen Seite auch nicht davor, dass du nach deinem Tod, bedingt durch Krankheit oder Altersschwäche, nach Helheim gehst?

 

Nein, nicht im Geringsten.

 

Wenn du Hel, die Göttin des Todes, umschreiben müsstest: Wie würdest du sie beschreiben?

 

Stinkend, mysteriös, die dunkle Kraft und das reine Böse repräsentierend, aber nicht im christlichen Sinne. Sie ist einfach ein Teil der Natur. Für mich ist alles in der skandinavischen Mythologie ein Symbol für die natürliche Ordnung der Dinge.

 

Hast du eigentlich Angst vor dem Sterben?

 

Im Moment denke ich nicht über meinen eigenen Tod nach. Aber für mich verkörpert er ein Mysterium, eine Dunkelheit, die Einsamkeit und völlige Ruhe, was aber in der Natur der Dinge liegt.

 

Wenn du einen Song für den Augenblick deines Strebens auswählen könntest, welchen Song würdest du wählen?

 

Ohne Zweifel „Oaken dragons“. Aber vor diesem Song wäre es wohl „A fine day to die“ von Bathory gewesen. Was für eine Überraschung *lacht*.

 

 

 

Interview: Nando Rohner - www.sounds2move.de

Homepage: www.helheim.com