Interview mit 4LYN

 

 

 

Ihr spielt ja heute Abend auf dem „Your Gig“ und habt auch schon eure Teilnahme für weitere Konzerte & Festivals aus dieser Veranstaltungsreihe bestätigt. Hier treten viele kleine, unbekannte Bands gegeneinander an und präsentieren sich zum Besten. Eure Geschichte hatte damals beim Ohrenschmaus-Festival im Hamburger Club „Logo“ angefangen. Kurz darauf folgte die Veröffentlichung eures Debüts im Jahr 2001. Für euch also eine vertraute Situation. Unbekannt, wie man zu dem Zeitpunkt nun mal ist, sich den Leuten zu präsentieren und zu hoffen, dass der richtige Labelvertreter dabei ist. Könnt ihr euch ein stückweit mit den jungen Bands von heute identifizieren? Habt ihr irgendwelche Tipps für die Nachwuchstalente? 

 

Ron: Natürlich geben wir Tipps, sofern uns die Möglichkeit gegeben wird. Wenn gerade an Abenden wie heute junge Bands auf uns zukommen, na klar. Wir sind die letzten, die uns auf der Ferse herumdrehen und verschwinden und solche Anfragen verneinen. Aber wir sind nicht so, dass wir hier auf dicke Hose machen, Backstage stehen und die Stirn runzeln getreu dem Motto „Wir sind jetzt bestimmt schon 11 oder sogar 12 Jahre im Geschäft, das funktioniert so oder so“. Man muss nur auf uns zukommen. Wir haben damals genauso angefangen, sind von einem Contest zum anderen gefahren und waren leider immer diejenigen, die in den Vorrunden „Auf Wiedersehen“ sagen mussten.

 

Nach nun mehr als – du sagtest es gerade - 10 Jahren vorzuweisende Bandgeschichte mit allerlei Ups und vielerlei Downs kann man euch fast zum alten Eisen zählen. 5 bisher veröffentlichte Alben, diverse Chartplatzierungen, eine Live-DVD, eine DVD mit Homestory, die die Geschichte von 4Lyn hübsch in Bildchen präsentiert, unzählige gespielte Live-Shows und eine Live-Hymne für die Hamburg Sea Devils. Kann sich wirklich sehen lassen was aus dem einst unter dem Namen Headtrip zusammengewürfelten Trüppchen geworden ist. Gerade in Sachen Livemusik können sich viele eurer Kollegen und Kumpanen noch eine Scheibe von abschneiden. Ihr überzeugt von der ersten Sekunde an bis zur letzten durch die Bank weg euer ganzes Publikum – und das sogar auch außerhalb von Europa.

 

Ron (lacht): Ist ja der Wahnsinn. Hast du unsere Biografie studiert? Da sind ja sämtliche Eckpunkte drin.

 

Kommt man da nicht auch manchmal in Verlegenheit, zu denken, dass das mittlerweile Routine geworden ist oder seit ihr – auch nach 10 Jahren – aufgeregt und gespannt, wie die Show laufen wird und wie das Publikum reagiert?

 

Ron: Klar gehört ein gesundes Quäntchen „Aufgeregt sein“ dazu. Gut okay, man ist vielleicht nicht mehr ganz so aufgeregt wie damals zu Beginn. Damals, als wir in unseren Anfangsstadien waren, da bin ich vor den Shows vor Nervosität regelmäßig kotzen gegangen. Das hat sich mittlerweile – Gott sei Dank – gelegt.

 

Björn: Jeder verarbeitet diese Nervosität auch ganz anders. Ich zum Beispiel bekomme vor den Shows wie eine Art Anfall von überkommender Müdigkeit. So verarbeite ich das Ganze. Jeder geht verschieden damit um.

 

Ron: Doch jetzt. Jetzt wo du es sagst, jetzt bin ich aufgeregt.

 

Dennis, wie geht es dir dabei, so als „Neuer“?

 

Dennis: In solchen Angelegenheiten ist es egal ob man neu dabei ist oder zur alten Besatzung gehört. Aufgeregt sein gehört dazu. Man brüht dagegen nicht ab. Wenn es soweit ist, sollte man denke ich aufhören. Gerade an Abenden wie heute ist man umso mehr aufgeregt, weil es einfach etwas ganz anderes ist vor einer kleinen überschaubaren Menge zu spielen.

 

Ron: Böse Zungen behaupten ja – wir haben es erst vor ein paar Tagen wieder gehört – wir wären live besser als auf Platte.

 

Gut, das möchte ich jetzt so nicht unterschreiben, aber Meinungen sind bekanntlich ja verschieden. Momentan seid ihr ja dabei, Album Nummer 6 in die Startlöcher zu katapultieren. Gibt es schon einen Namen, den man sich für die Must-Have-Liste für 2011 einprägen sollte?

 

Björn: Nein, so weit sind wir noch nicht. Es wird anders, aber es bringt eben wieder genau das zum Ausdruck, was wir machen wollen. Aber um so konkret zu werden, was Titel und Tracks angeht, dafür brauchen wir noch. Es kommt täglich was dazu oder fällt plötzlich weg. Wir sind sozusagen noch in der Findungsphase und können dazu konkret noch nichts sagen.

 

Ron: Das neue Album wird heißen „Neues Album“.

 

Nachdem ihr von „Compadres“ zu „Hello“ ja einen nahezu 180°-Stilwechsel vollzogen habt, kommt natürlich jetzt die Frage, ob man auf dem neuen Silberling wieder auf ein angenehmes 4Lyn-sches Schleudertrauma gespannt sein kann oder habt ihr mit der auf „Hello“ eingeschlagenen Richtung euren Stil gefunden?

 

Ron (lacht): 4LYN-sches Schleudertrauma – das ist ja mal ein genialer Ausdruck.

 

Björn: Doch es wird anders. Aber auch aus dem einfachen Grund: Wir sind in einer neuen Besatzung.

 

Auf was kann man generell gespannt sein, was den Nachfolger von „Hello“ betrifft?

 

Ron: Es ist eben eine Platte, die uns wieder ein Stück weit erwachsener hat werden lassen. Was einen erwartet? Naja um es auf den Punkt zu bringen: 4 durchgeknallte Musiker, die ihre Instrumente einfach nur ein bisschen anders zum Einsatz bringen als sonst.

 

Dass ihr für Überraschungen gut seit, das braucht man denke ich nicht noch einmal durchzukauen, aber was wird am neuen Silberling so „besonders“, so „typisch 4LYN“ sein?

 

Ron (lacht): Typisch 4LYN? Das Logo!

 

Dennis: Wir haben genau das gemacht, auf was wir Bock hatten. Und das ist das Typische an der neuen Platte, eben das was sie ausmacht.

 

Gerade was eure Live-Qualitäten angehen, muss man nicht viel um den heißen Brei reden. Einmalig! Eure Fans geben euch – so ehrlich wie sie nun mal sind – jedes Mal auf’s Neue genau das Feedback, von dem jeder Musiker träumt. Tosenden Beifall, Zugaberufe und schallendes Begleitsingen bei Klassikern wie „Pearls & Beauty“, „Lyn“ oder „Nostalgia“.

 

Ron: Herzlichen Dank dafür. Das liegt vielleicht daran, dass wir alle schon viel zu viele Konzerte gesehen haben, die einfach grottenschlecht waren. Da bezahlt man eine große Stange Geld, freut sich monatelang auf das Konzert und fällt dann auf gut deutsch gesagt dermaßen auf die Schnauze, dass man sich grün und blau ärgert so viel Kohle hingeblättert zu haben. Da gab’s Musiker, die ich live gesehen habe, die den Abend vorher dermaßen einen gesoffen hatten, dass sie nicht mal mehr ihre Instrumente spielen konnten. Andere wiederum haben sich dann gedacht „Machen wir heute nur mal das Standard-Programm“. Und das – da sind wir uns einig – wird es bei 4LYN nicht geben. Man ist es seinen Fans eigentlich schuldig da konstante Leistung zu liefern. Und da liegt denke ich auch schon die Ursache, die uns antreibt auf der Bühne so viel wie nur irgend möglich zu geben. Und zur Not auch 3 Mal mehr den Arsch aufzureißen, weil wir unseren Konzertbesuchern einfach was für das Geld bieten wollen, das sie bezahlt haben.

 

Und das macht ihr verdammt gut. Kann man nicht anders sagen. Das sieht man ja allein auf der Live-DVD. Auch wenn man nicht in Hamburg dabei war, sondern nur auf einem x-beliebigen Konzert der Tour, aber ihr habt es echt geschafft mit der DVD ein Stückchen Hamburg ins Wohnzimmer zu bringen. Dass so ein Feedback eben nicht selbstverständlich ist, sondern auf eine gute Leistung zurück zuschließen ist, brauchen wir an dieser Stelle nicht auszudiskutieren. Einzig und allein die eine Frage möchte ich loswerden, die mich auch aus Eigeninteresse interessiert: Wird es passend zum neuen Album wieder eine Headlinertour geben?

 

Björn: Da kannst du Gift drauf nehmen. Es ist ja genau das was wir wollen. Es bringt ja nichts, sich monatelang im Proberaum einzusperren, die Platte aufzunehmen und sich dann zu verkrümeln. Natürlich geht’s auf Tour, wir wollen raus und das neue Material präsentieren.

 

Dennis: Es ist genau das, was wir machen wollen – nicht weil wir es müssen, sondern weil wir es wollen. Und ich denke, das macht es aus.

 

Das Publikum hat für jeden Musiker eine ganz besondere Bedeutung. Ihr pflegt bekanntermaßen – großes Lob an dieser Stelle – eine ganz innige Beziehung mit euren Fans. Und sei es nur auf einen kurzen Smalltalk und ein Bierchen nach der Show. Euren Fans rechnet ihr es ganz hoch an, dass sie euch nach all den Jahren nicht im Stich gelassen haben, weiterhin eure Platten kaufen und eure Konzerte besuchen. Nicht zuletzt habt ihr euch mit dem zur Veröffentlichung der Single „Hello“ geschnürten Limited-Edition-Päckchen mit dem „Loyal, True & Bravehearted“ Shirt etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Was macht genau diese Bindung für euch aus? Was ist für euch das Besondere daran, genau so mit euren Nasty’s umzugehen?

 

Ron: Da sprichst du ein gutes Thema an. Aber generell ganz einfach: Ohne sie gäbe es uns heute nicht mehr. Wir haben am Anfang den „Fehler“ gemacht und haben unsere Fans zu sehr damit verwöhnt, dass wir engen Kontakt mit ihnen pflegen. Ja und wie es halt nun mal so ist, daran haben wir uns im Laufe der Zeit einfach gewöhnt und kamen nicht davon weg. Auch wenn wir wissen, dass es nicht vorteilhaft ist, mit klatschnassen Klamotten nach der Show draußen zu stehen. Aber ohne unsere Nastys geht es eben nicht weiter.

 

Zu guter Letzt noch eine etwas philosophisch angehauchte Frage: Wo seht ihr euch in 5 Jahren? Welche Ziele sind für euch noch zu erreichen und welche Berge zu erklimmen?

 

Björn: Normalerweise sagt man ja, dass 5 Jahre eine verdammt lange Zeit sind. Aber wir haben allein in den letzten 10 Jahren einfach gemerkt, wie schnell so ein Zeitraum an einem vorbei ziehen kann. Wir sehen uns in 5 Jahren natürlich noch auf der Bühne stehen und das machen, was uns am meisten Spaß macht.

 

Ron: Die China-Tour vor kurzem war eine unglaublich prägende Erfahrung. Klar, jeder Bandraum ist ein Bandraum, jedes Venue ist ein Venue. Gut, in China gibt’s nicht ganz so viele Aufkleber. Aber die vielen verschiedenen kleinen Happenings sind dann das Besondere an der ganzen Geschichte. Auch wenn man es gerne wollen würde, aber das Land China ist zu groß, um es zu schaffen, das ganze Land zu betouren.

 

Dennis: Wie Ron schon sagte, die Erfahrungen, die wir in China gesammelt haben, haben uns mächtig beeindruckt. Natürlich wird es uns Live in 5 Jahren noch zu sehen geben. Wir müssen einfach raus auf die Bühne, wir sind Musiker durch und durch.

 

Ron: Und natürlich jetzt durch die neue Platte. Einfach Band-technisch weiter nach vorne kommen.

 

Vanessa Vogl – www.sounds2move.de

 

 

Web: www.4lyn.de