Interview mit Ron Cazzato von 4LYN

 

 

2008 gab es von euch eine Doppel-DVD namens „The Good Life Period“, auf der nicht nur alle Videoclips zu sehen waren, sondern auch die ganze Bandgeschichte aufgerollt wird. Und nun doppelt ihr mit einer weiteren DVD nach, wobei es sich bei „Live in Hamburg“ um eine Live-DVD handelt. Bestand nie die Überlegung aus dem Material von „The Good Life Period“ und „Live in Hamburg“ ein fettes dreier DVD-Pack zu schnüren, oder wie ist es zum Entschluss gekommen innerhalb von nicht einmal einem Jahr zwei DVDs auf den Markt zu bringen?

 

Die „Good Life Period“- DVD behandelt ja ausschließlich die Bandhistory und zeigt unseren Weg von der Schülerband bis hin zu unserem aktuellen Status. Wohingegen die Live DVD ein eigenständiges Produkt ist. Wir waren immer darauf bedacht, den Fans auf lange Sicht etwas zu bieten. Außerdem ist die „Good Life Period“ allein schon mit so viel Information beladen, das man, wenn man alles zu einem gekoppelt hätte, am Ende einen Überfluss bekommen hätte. Wir wollen dass die Leute, die uns feiern, hungrig bleiben.

 

Bei der über 2-stündigen Show auf „Live in Hamburg“ handelt es sich um die längste 4Lyn Show ever. Wenn ihr nun einen Blick auf die Show werft, seid ihr dann über eure eigene Leistung erstaunt bzw. seid ihr mit der Show rundum zufrieden, oder gibt es doch ein paar Patzer die euch im Nachhinein ein wenig sauer aufstoßen?

 

Wir haben an dem Abend lediglich eine Sache in Bezug auf unsere Liveshow geändert, und das war die Setlänge. Wir haben immer Wert darauf gelegt, dass die Leute unsere Performance „fühlen“ anstatt sie nur zu „sehen“. Das bedeutet, das wir unsere eigene Energie in den Vordergrund stellen und die Leute mit unserer Freude am Spielen quasi anstecken. Getreu dem Motto: Nicht Posen, sondern abgehen! Da kann schon mal eine Note verhauen werden. Aber mir wäre es immer lieber, eine „authentische“ und ungekünstelte Liveaufnahme inklusive der Verspieler zu sehen, als eine gnadenlos glattgebügelte Version eines Konzerts.

 

Wenn du nun einen Moment der Show auswählen müsstet, welcher Moment hat euch echt Gänsehaut verpasst und euch nachträglich tief beeindruckt?

 

Hach, es gab so viele schöne Momente an dem Abend und dementsprechend eine Menge Gänsehäute. Ich kann mich grad nicht entscheiden....

 

Die Show war sogar ausverkauft. Habt ihr damit gerechnet, oder war es für euch eine Überraschung, dass die Show ausverkauft war?

 

Teils, teils... wir haben natürlich gehofft, dass es voll wird, aber die endgültigen Verkaufszahlen haben wir selbst erst kurz vor der Show bekommen. War schon ein geiles Gefühl.

 

War es eigentlich schwer, für die Show eine passende Setlist zusammenzustellen? Musstet ihr irgendeinen Song außen vorlassen, oder habt ihr alle eure Wunschsongs in der Setlist für die Show unterbringen können?

 

Nach 5 Alben ist es relativ schwer abzuwägen, was man bei einer Show wie dieser vom Stapel lassen will. Klar, es gab Diskussionen, aber wir sind uns dieses Mal schnell einig geworden. Hits, Underdogs und abgeänderte Versionen der Songs. Alles war letztendlich dabei.

 

Es gibt ja viele Bands, die vor eine anstehenden Show gewisse Rituale durchführen, um sich auf die Show einzustimmen und richtiggehend heiß zu machen. Habt ihr auch solch ein Ritual oder braucht ihr so was nicht?

 

Vor Beginn der Show halte ich immer noch eine Rede im engen Kreis unserer Band und unsrer Roadcrew. Dann gibt´s noch einen Kurzen und dann heißt es Durchdrehen im Kollektiv! Außerdem läuft während der Umbauphase immer eine „Heiß-mach-Compilation“ im Backstageraum.

 

 

 

Beim Song „Worlds Gone Crazy“ fordert Ron das Publikum zu einem Moshpit auf, dem auch folge geleistet wird. In diesem Zusammenhang nun meine Frage, bei welcher Band habt hast du dich zuletzt in einen Moshpit gestürzt?

 

Bei mir war es grad gestern bei einem Konzert der Hip Hop-Urväter EPMD. War zwar kein richtiger Moshpit, aber ein anständiger Haufen durchdrehender Menschen. Der letzte, richtige Moshpit war bei „Such a Surge“ bei unserem Abschlussgig auf der „Laut gegen rechte Gewalt“- Tour, welche wir mit den Jungs gefahren sind.

 

2008 habt ihr bekanntermaßen auch in China gespielt. Was für Erinnerungen hast du an diesen Ausflug ins Land der Mitte, wie haben die Chinesen euren Sound aufgenommen und gab es in China vielleicht auch einen Moshpit vor der Bühne?

 

Die Chinesen sind sehr euphorisch wenn eine Band in ihre Gefilde kommt, die sie vorher noch nie gesehen haben. Das haben wir am eigenen Leib zu spüren bekommen. Von der ersten Note an wurde der emotionale Notstand in Chonqing ausgerufen. Einen Moshpit hab ich zwar nicht gesehen, aber zum Pogen war auch nicht wirklich viel Platz, bei den 15.000 Menschen, die dicht gedrängt auf dem Platz standen. Der schönste Moment war, als wir „Nostalgia“ auf Chinesisch (mit Unterstützung vom „The Honeys“-Sänger Steve) vorgetragen haben. Wahnsinn!

 

Wenn du nun ein Land auswählen könnten wo du unbedingt mal spielen willst, welches wäre das und wieso?

 

Ich würde sagen Japan oder Russland. Wir alle kennen die Liveperformances von The Prodigy oder der Red Hot Chili Peppers auf dem roten Platz in Moskau. Wer will so was nicht mal selbst live erleben.

 

Seit dem Jahr 2000 seid ihr nun unter dem Namen 4Lyn unterwegs. Wenn du nun auf die vergangenen neun Jahre zurückblickst, was war besonders gut und was war besonders schlecht?

 

Alles in allem war es ein wundervoller Trip mit diversen Höhen und Tiefen. Allerdings kann man das eine ohne das andere nicht genießen. Wir haben gelernt, auf uns aufzupassen und genauer hinzuschauen, wenn uns etwas spanisch vorkam. Das kommt leider erst mit der Zeit und man macht, gerade zu Beginn, eine Menge Fehler. Aber das Gute ist, man lernt eine ziemliche Menge aus eben diesen. Das ist auch der einzige Grund, warum wir immer noch am Start sind. Stillstand war, ist und bleibt der Tod einer jeden guten Band. Etwas, was bei uns so schnell nicht vorkommen wird.

 

Zum Abschluss die Frage: Welche Live-DVD einer anderen Band habt ihr euch zuletzt gekauft?

 

Hmmm.... Ich glaub das war die „Desasterpieces“ von Slipknot. Eine zwar schon ältere DVD, aber ein sehr gutes Teil.

 

Nando Rohner – www.sounds2move.de

 

Link: www.4lyn.de