4-Corner-Interview mit Vertretern der Bands CORWEN, CROWN OF GLORY, MOTU PROPRIO und ARISE zur schweizer Samplerreihe "Heavy Metal Nation"

sounds2move: Stellt euch doch bitte kurz namentlich vor, wie auch in welcher Band ihr spielt, welchen Posten ihr dort begleitet und was für einen Musikrichtung ihr zockt. So dass sich der Leser ein Bild von euch machen kann.

Cédric: Mein Name ist Cédric Russo, bin 23 Jahre alt und spiele Gitarre und singe in der Rumpelmetal Band CORWEN.

Heinz: Tja, mein Name ist Heinz, ich bin Sänger der Melodic – Powermetal Band CROWN OF GLORY. Aus dem Raum Luzern.

Norman: Mein Name ist Norman. Ich bin Bassist der Metal-Rock Band MOTU PROPRIO. Wir spielen einen Mix aus unterschiedlichsten Einflüssen um damit ein Maximum an Originalität, Energie und Groove zu erreichen.

Pädu: Pädu Gretler / Band: Arise / Musikrichtung: New Metal / Posten: Vocals

sounds2move: Ihr wurdet per Rundschreiben auf den 2. Teil von Heavy Metal Nation aufmerksam gemacht. Stand für euch von Anfang an fest, dass ihr euch um einen Platz auf HMN II bewerben würdet, oder gab es auch Zweifel bzw. kritische Stimmen zu vermelden?

Cédric: Kritische Stimmen gab es eigentlich keine. Allerdings sind wir ein Sonderfall, da wir als einzige Band auch schon auf dem ersten HMN Sampler vertreten waren. Das Label wollte einen weiteren Song von uns auf dem zweiten Teil drauf haben, ohne dass wir was dafür bezahlen mussten, und bekamen davon noch obendrein 40 CDs umsonst.

Heinz: Es gibt zurzeit sehr viele Samplerprojekte,  die von den unterschiedlichsten Leuten lanciert werden, wobei zum Teil schwer ersichtlich ist, was der Zweck des Samplers sein soll. Bei HMN  aber war für uns eigentlich sehr schnell klar, dass eine Teilname am Sampler uns die Möglichkeit gibt unsere Musik in der ganzen Schweiz zu Promoten und auch neue Kontakte mit anderen Bands zu knüpfen.

Norman: Für uns war sehr schnell klar, dass wir mitmachen wollten. Wobei wir über das Angebot überrascht waren, da wir ja nicht so richtigen Heavy Metal spielen. Wie dem aus sei, es ist für uns eine große Ehre an diesem Projekt mitzumachen.

Pädu: Generell standen wir der Sache von vornherein sehr positiv gegenüber. Aufgrund der Verbreitung des ersten Samplers, sahen wir die Teilnahme als Chance zu weiteren Hörern vorzudringen.....

sounds2move: War euch der erste Teil von HMN schon ein Begriff, oder habt ihr erst durch das Rundschreiben von diesem Projekt erfahren?

Cédric: Wie bereits gesagt, waren wir bereits auf dem ersten HMN mit dabei.

Heinz: Das ist recht unterschiedlich. Während mir der Sampler gänzlich unbekannt war, wusste ein anderer Teil der Band recht gut über den ersten Teil bescheid.

Norman: Nein wir kannten das Projekt noch nicht. Erst durch die Anfragen von QLR wurden wir auf Heavy Metal Nation aufmerksam, wie auch auf viele der Bands die auf der CD zu hören sind.

Pädu: Wir kannten HMN bereits im Vorfeld

sounds2move: Was erhofft ihr euch von der Mitwirkung auf Heavy Metal Nation II?

Cédric: Wir hoffen, da nun auch der Name Quam Libet Records bereits etwas mehr an Bedeutung gewonnen hat, uns damit ein noch breiteres Gehör zu verschaffen. Konkret gesagt hoffen wir, dass somit unser Bekanntheitsgrad steigt, und uns das mehr Möglichkeiten wie Konzerte oder Releases einbringen wird.

Heinz: Wie bereits oben erwähnt, hoffen wir mit dem HMN Sampler uns einem breiteren Publikum zu präsentieren. Vielleicht findet sich auf Grund der CD auch der Eine oder Andere Veranstalter, der an uns interessiert ist.

Norman: Für uns als Unterground Band ist HMN II eine sehr große Chance, da die CD überall in der Schweiz und teilweise auch im Ausland verkauft wird. Unsere Musik wird dadurch von vielen Leuten, einschließlich Fachleuten gehört. Wir hoffen dass dies unseren bekanntheitsgrad, vor allem in der deutschsprachigen Schweiz steigert und wir so zusätzliche Akzeptanz erlangen. (MOTU PROPRIO kommen aus dem Französischsprechenden Teil der Schweiz, Anm. d. Aut.)

Pädu: Ganz klar neue Hörer zu Erreichen....

sounds2move: Seid ihr der Meinung das euer Song, denn man auf HMN II zu hören bekommt, die Stärken eurer Band am besten Repräsentiert?

Cédric: Dieser Song, „Howard the beaver“, vereint viele Elemente die CORWEN ausmachen in dreieinhalb Minuten. Außerdem ist er ein starker Song, der ins Ohr geht ohne Lasch zu wirken, und daher würde ich die Frage mit einem klaren Ja beantworten.

Heinz: Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube den Song der CROWN OF GLORY am Besten Repräsentiert gibt es nicht. Ich denke das wird bei den anderen Bands ähnlich sein. Es ist äußerst schwierig mit einem einzigen Song seine ganze Bandbreite zu zeigen. Ein Song alleine für sich zeigt höchstens ungefähr in welche Richtung das Ganze geht.

Norman: In der Tat ist “Let me drown” nicht gerade das Lied das unsere Band am besten Repräsentiert. Denn wir vermischen darauf eher unsere rockigen Einflüsse ohne großartige Kompromisse einzugehen…aber dennoch gefällt es uns J

Pädu: Es waren generell zwei Songs im Gespräch, welche beide gepasst hätten. Der Song ist okay um sich einen Ersteindruck zu verschaffen. Da wir aber lieber auf der Bühne abrocken empfehle ich allen die sich ein Bild machen wollen an unsere Gigs zu kommen J

sounds2move: Wie sind bis jetzt die Resonanzen auf euren HMN II Beitrag ausgefallen?

Cédric: Viele aus unserem Umfeld hören nicht solche Musik, deshalb kam von daher nicht viel Resonanz, allerdings kamen wir bei den meisten Plattenkritiken zu HMN II sehr gut weg. Leute, die unseren Sound nicht verstehen bezeichnen uns als innovativ, und diejenigen denen der Sound gefällt, deklarieren uns als etwas vom Besten auf der HMN Platte.

Heinz: Bis jetzt durchwegs positiv.

Norman: Bis jetzt hatten wir viele gute Reaktionen. Es scheint so dass die Leute unsere Musik schätzen. Viele die uns schon kannten, waren aber überrascht uns auf dem HMN II Sampler zu finden, aber auch von jenen kam nur ein Positives Echo.

Pädu: Bislang positiv....

sounds2move: Wie gefallen euch die anderen Songs auf HMN II? Könnt ihr einen Favoriten nennen?

Cédric: Wie auf jedem Sampler gibt es Songs die uns gefallen, und solche die wir überhaupt nicht leiden können. Ganz groß finden wir sicherlich mal MOTU PROPRIO, 784ITCH, P.M.T und EX-ORTATION, geiler Drummer und super Sänger.

Heinz: Da kann ich wiederum nur für mich sprechen. Einer meiner persönlichen Favoriten ist der Beitrag unserer Kollegen von Nighthunter, andererseits finde ich auch den Song von Petrified sehr gut. Alles in allem finde ich die Mischung als sehr gelungen, es ist sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei.

Norman: Ich muss gestehen dass ich im Allgemeinen nicht so ein Heavy Metal Fan bin, bei den anderen in der Gruppe verhält es sich gleich. Dennoch gefallen mir eine Stücke auf HMN II, wobei vor allem Ex- Ortation mich überzeugen konnten. Ihre Musik ist wirklich gut gemacht und der Sänger hat eine große und mächtige Stimme.

Pädu: Generell eine Bunte Mischung, auch wenn mir persönlich nicht alles gefällt. Einen Fave gibt’s: Ex-Ortation „You can’t feel the Breath“

sounds2move: Gibt es einen Song auf HMN II der euch gar nicht gefällt? Und wenn ja wieso?

Cédric: Ja, da gibt es einige. Da wären sicherlich mal NIGHTHUNTER. Mal abgesehen davon, dass wir die Achtziger nicht leiden können und die sowieso schon lange vorbei sind, fehlt es ihnen einfach an Kreativität und Eigenständigkeit. Nicht einmal der Name ist originell. Sorry, aber es gibt tausende Bands, die solchen Sound seit über 20 Jahren spielen, und wenn man ihr Alter bedenkt, ist es auch mit dem technischen Können allein nicht getan. Auch  CROWN OF GLORY, AD LACUM, REDCANDY oder CORPUS DELICTI fallen unter ein ähnliches Urteil. Meistens können wir mit der Stimme und Melodie des Sängers nichts anfangen, oder der Art des Songs. Oder sie versuchen wie jemand anderes zu klingen, ohne nennenswerten Erfolg dabei zu haben.

Heinz: Habe keinen schlechten Song gefunden

Norman: Wie schon gesagt, ich bin nicht so der Heavy Metal Fan und zahlreiche Gruppen auf HMN II klingen für mich ein wenig altbacken. Man hört bei ihnen die Beeinflussung durch  andere „Legendäre“ Gruppen heraus. Zwar würde ich nicht behaupten dass sie Kopieren, aber ein gewisse musikalische Verbindung ist offensichtlich. Von daher finde ich es schade, dass diese Musiker es nicht schaffen ihr eigenes künstlerisches Universum zu errichten.

Pädu: Ja den gibt’s, aber ich will mich nicht dazu äußern, hat auch nichts mit dem Können der betreffenden Band zu tun. Ist nur nicht mein Ding....

sounds2move: Wie unter anderem die beiden Teile von HMN aufzeigen, wimmelt es im Schweizer Underground von unzähligen talentierten Metal Bands. Dennoch gelingt nur wenigen der grosse Durchbruch. Was meint ihr, wo liegt der Grund für diese miesere?

Cédric: Darüber könnte ich einen ganzen Aufsatz schreiben. Aber auf einen Punkt zusammen gebracht liegt es einfach daran, dass die Schweizer so bürgerlich und spiessig sind, dass sie Musiker nicht als Beruf sehen, höchstens als Hobby. Man will damit nichts zu tun haben, weshalb man auch die Schweizer Musikszene nicht unterstützt. Natürlich gibt es auch noch einfachere Gründe dafür, schon nur die Tatsache, dass wir ein verdammt kleines Land sind und im selbigen 4 Sprachen sprechen trägt nicht gerade zu einer unterstützenden Gemeinschaft in der Schweizer Musikszene bei.

Heinz: Das ist eine Frage über die bereits tausende von Seiten Papier geschrieben worden sind. Aber ich bin der Meinung, dass es zunehmend schwierig ist in der Masse der Neu-Veröffentlichungen den Überblick zu bewahren. Dazu kommt, dass neben der großen Menge Schweizerbands ja auch noch eine Vielzahl von Bands aus den Nachbarländern auf die wenigen Labels „einstürmen“. Folglich ist es auch schwierig sich von der Masse der Bands abzuheben. Dazu kommt sicherlich auch, dass die Labels aufgrund der schrumpfenden CD-Verkäufe sich auf so genannte „sichere Werte“ beschränken. Das Problem dürfte aber auch in anderen Ländern für deren Szene genauso empfunden werden.

Norman: Die Musikindustrie an sich ist sehr geschlossen, aber das ist überall so. Es ist sehr schwer darin Fuß zu fassen und zu überleben. In der Schweiz ist dies sogar noch schwerer bzw. härter, man muss unbedingt das Interesse der verschiedenen Medien wecken und sich dadurch einen Bekanntheitsgrad schaffen. Nur so kann man auf längere Sicht erfolgreich sein, wobei dies nur wenigen Gruppen gelingt und das merkt man auch daran, dass man immer dasselbe im Radio hört.

Pädu: Man wird allein gelassen, erhält keine Unterstützung von der Öffentlichen Hand. Generell wird man als Metal Band von den Kulturgremien immer übergangen... Des weiteren ist es extrem schwierig an Auftrittsmöglichkeiten zu kommen. Da es in der Schweiz bekanntlich nur eine Handvoll Locations gibt, die den Metal noch zelebrieren.

sounds2move: Würdet ihr sagen das die Schweiz im Allgemeinen noch zu verklemmt für Heavy Metal ist und es von daher an der nötigen Nachwuchsförderung mangelt?

Cédric: Ja, aber nicht nur deswegen. Natürlich ist es beim Heavy Metal besonders schwer, weil das ein nach wie vor „böser“ Stil der Musik ist. Aber vor allem die oben genannten Gründe sind an der Miesere schuld.

Heinz: Ich würde nicht sagen, dass die Schweiz zu verklemmt ist für Metal Musik. Die Schweizer  Metal Szene wird, wie viele andere Szenen außerhalb des Mainstream, von einer kleinen Gruppe von Individualisten supportet. Das sind dann auch die Nachwuchsförderer der Szene. Die Jungs und Mädels stecken einen Haufen Zeit und Geld in irgendwelche Projekte wie Konzerte, Magazine etc. Meines Erachtens sind das auch die Leute, die mit ihrer Arbeit die Szene am Leben erhalten.

Norman: Ich denke nicht, denn das Problem betrifft nicht nur den Heavy Metal sondern auch alle anderen Musikrichtungen. Alle Künstler leiden unter demselben Problem, ungeachtet ihrer musikalischen Ausrichtung. Für den Erfolg braucht man einfach Glück…oder auch die nötigen Beziehungen J

Pädu: Absolut ! Man muss sich nur mal ansehen wer über die Förderbeiträge beim Kanton Aargau entscheidet, da wir einem ziemlich schnell klar, das man als Metalband nichts erreichen kann....

sounds2move: Braucht es aus eurer Sicht mehr Projekte wie die HMN Reihe?

Cédric: Ein definitives JA!

Heinz: Es braucht auch in diesem Bereich nicht mehr, sondern gute Projekte die breit abgestützt sind, das heißt mit Medien sowie Labelpartnern. Eine Fülle von Veröffentlichungen übersättigt den ohnehin schon überfluteten Markt noch mehr und hilft schlussendlich keinem. Dazu kommt, dass die meisten Bands es sich nicht leisten können Ihre ohnehin schon knappen Mittel in solche Projekte zu stecken.

Norman: Sicherlich wäre dies nicht schlecht, denn solche Projekte sind eine gute Chance für Underground bzw. Amateur Gruppen. Wenige von uns haben die Mittel um eine gute Produktion, die Vermarktung usw. einer eigenen CD durchzuziehen. Alleine eine EP mit vier Songs kostet in der Produktion schon mehrere Tausend Franken, vorausgesetzt man möchte ein gewisses Qualitätslevel halten. Darum möchte ich QLR für ihren Einsatz beglückwünschen und möchte sie ermutigen in diesem Sinne weiterzumachen..

Pädu: Man muss darauf achten nicht den Markt zu Übersättigen. Wenn an allen Ecken und Enden Metalsampler auf den Markt geworfen werden, leidet die Qualität.

sounds2move: Wie sieht es mit dem Zusammenhalt in der Schweizer Metalszene aus, gibt es diesen oder kocht jeder sein eigenes Süppchen?

Cédric: Das ist eben das traurigste an der ganzen Sache. Wir können hauptsächlich nur von Basel sprechen, aber wir sind uns sicher, dass es in der übrigen Schweiz nicht viel anders aussieht. Jeder schaut nur für sich. Man nimmt zwar dankend jede Hilfe an, solange man noch unten ist, aber sobald sich am Horizont schon nur der kleinste Silberstreifen abzeichnet, denken die meisten, man hätte den Durchbruch geschafft, und habe die anderen nicht mehr nötig. Und Hilfestellung für noch unbekanntere Bands gibt es dann sowieso keine mehr.

Heinz: Auch da sind die Erfahrungen sehr unterschiedlich. Ich habe eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht. Meiner Meinung nach ist ein gewisser „Konkurrenzkampf “ gut, dadurch ist man bestrebt sich immer weiter zu verbessern. Andererseits ergeben sich dadurch auch Kontakte Synergien.

Norman: Aus meiner Sicht gibt es keinen Zusammenhalt, auf alle Fälle nicht in der Französischen Schweiz. Die einzelnen Organisatoren bevorzugen eher ihren eigenen musikalischen Style, daher ist es sehr schwer auf sich aufmerksam zu machen und dies vor allem, wenn man aus einer Randregion stammt.

Pädu: Man trifft beides an,  es gibt Bands mit denen man sich auf Anhieb gut versteht und man sich gegenseitig hilft, Gigs und Adressen tauscht und den Kontakt pflegt. Dann gibt es leider auch jene die für den eigenen Vorteil über Leichen gehen....!

sounds2move:Wo liegen für euch die Unterschiede zwischen der Schweizer und der Internationalen  Metal Szene (z.B. Deutschland)?

Cédric:  In der Schweiz arbeitet man einfach kleinkarierter und mit weniger Hingabe und Erfolg. Jeder versucht so halbherzig was auf die Beine zu stellen, was dann eh zum Scheitern verurteilt ist. Musik wird hier auch nicht so gefördert. Es gibt weniger Radiostationen, weniger Fernsehen, keine Popakademien, und vor allem ist das musikalische Selbstbewusstsein der Schweiz sehr gering. So werden nur sehr wenige Schweizer Bands im Radio gespielt. In Deutschland betrachtet man das Ganze als eine ernstere Sache, und gibt sich auch mehr Mühe.

Heinz: Ich weiß nicht ob ich die „Internationale“ Szene gut genug kenne um mir eine Meinung erlauben zu können. Aufgrund von Gesprächen mit deutschen Kollegen, die wir anlässlich einiger Gigs in Deutschland führen konnten, zeigte sich, dass diese mit denn genau den gleichen Problemen kämpfen wie wir hier in der Schweiz.

Norman: Der Unterschied? Die Bands sind nicht unbedingt dazu gezwungen ins Ausland zu gehen, um mit ihrer Musik anerkannt zu werden.

Pädu: Ich denke die Schweizer Metalszene ist etwas träger als andere. Man bevorzugt die Dinge die man kennt und ist Neuem eher skeptisch gesinnt.

sounds2move: „Heavy Metal“ ist im Moment ziemlich im Trend. Viele Bands versuchen den Sprung in die Charts und einigen gelingt dies sogar ziemlich erfolgreich. Wie steht ihr dieser Entwicklung gegenüber, findet ihr das gut oder schlecht?

Cédric: Natürlich empfinden wir das als großartig! Der Chartsmarkt wird schon viel zulange von Anti-Gitarren Trendsounds beherrscht. Sei es monotoner Techno, bei dem es oft genug nur darum geht, den richtigen Sound zu haben um sich was einzuschmeißen und durchzudrehen, oder der Hip Hop, der heutzutage nur noch rassistisch, frauenverachtend und gewaltverherrlichend ist, ohne auch nur den Ansatz eines intelligenten Textes, wo doch bei Hip Hop der Text das wichtigste sein sollte. Und auch wenn der Rock zum tausendsten mal totgeschrieben wird, er erhebt sich doch immer wieder, und ich denken, dass hat seine Berechtigung so.

Heinz: Das ist ein ewiges Thema. Auf der einen Seite jammert man über mangelnde Resonanz und Anerkennung der Szene. Kaum gelingt einer Band der Sprung in die Major Liga schreien einige schon wieder von Verrat an der Szene und dem Ausverkauf des Heavy Metal. Dabei wird oft vergessen, dass diese Bands selber oft Jahrelang im Underground  an ihrem Erfolg gearbeitet haben. Zudem sind die kommerziell erfolgreichen Bands oft auch „Einsteigerbands“ die Leuten Zugang zum Heavy Metal verschaffen. Und nicht zuletzt heißt ja kommerzieller Erfolg auch mehr Interesse seitens der Labels an anderen Bands.   

Norman: Schlechte Musik hat keine Überlebenschance, wenn ihr ein gewisser Style fehlt. Nur die Besten ihres Faches hinterlassen einen Nachhaltigen Eindruck und beeinflussen somit die kommende Generation. Das Ergebnis das daraus entsteht kann beeindruckend oder auch enttäuschend aber nie uninteressant sein. Von daher finde ich diese Entwicklung gut.

Pädu: Generell finde ich das sehr positiv, da jede Metalband davon profitieren kann wenn mehr Nachfrage besteht.

sounds2move: Darf „Heavy Metal“ überhaupt gesellschaftsfähig werden? Oder geht durch das jener Biss, jene aufmüpfige und unangepasste Attitüde verloren, die oft mit Metal im Zusammenhang steht.

Cédric: Heavy Metal ist heute genau so medien- und gesellschaftstauglich wie jede andere Musikrichtung. Selbst den Punk, das Rebellenaushängeschild schlechthin, kannst du dir heute als T-Shirt bei H&M für 24.90 Euro kaufen. Die momentane Popkultur ist soweit, dass man alles und jeden vermarkten kann, ohne unglaubwürdig zu erscheinen, selbst Heavy Metal.

Heinz: Metal ist im Grunde genommen schon lange gesellschaftsfähig, denn die erste Generation Aufmüpfiger Metaller ist längst den Kinderschuhen entwachsen und haben es entgegen anders lautender Prophezeiungen ihres Erziehungsberechtigten doch zu etwas gebracht. Es ist auch immer wieder lustig wenn mit40er Kollegen nach 20 Jähriger Szene Abstinenz feststellen, dass Iron Maiden noch auf Tour sind und Lemmy noch an Leben ist.

Norman: Es ist nur Musik. Man sollte das ganze nicht so hinterfragen. Denn wenn die Musik mit der nötigen Energie gespielt wird, dann wird auch jeder sie mögen.

Pädu: Es liegt im ermessen der jeweiligen Band, wieweit sie sich anpassen will. Welche Zugeständnisse man dem Mainstream macht ist jedem selbst überlassen....

sounds2move: Viele Bands verpacken in ihren Songs politische Themen, setzen sich damit auseinander, geben aber auch ihre Meinung dadurch zum Besten. Darf Metal Politisch sein?

Cédric: Ja, das darf er ganz bestimmt. Für uns gibt es keine lyrischen Beschränkungen innerhalb des Musikstils. Genauso muss ein Punk Song nicht immer politisch sein, er darf auch ruhig einmal von Liebe handeln.

Heinz: Why not? Mir ist es in erster Linie wichtig, dass Musik Emotionen transportiert, wenn der jeweilige Künstler  dann noch was zu sagen hat dann soll er das tun.

Norman: Die Politik ist nicht so relevant. Viel wichtiger ist es dass die Musik eine Botschaft hat, jene übermittelt und auch soziale und andere Probleme behandelt. Für solche Sachen ist die Musik eine hervorragende Ausdrucksform, da die Leute sehr empfänglich hierfür sind und dir auch zuhören. Und wenn der Musiker das ganze noch mit der nötigen Energie und Glaubwürdigkeit rüberbringt, dann wird es dir das Publikum mit Applaus danken.

Pädu: Natürlich darf jeder seiner politischen Meinung Luft machen, ob er dies nun in einem Song macht oder sonst irgendwie. Politisch motivierte Texte haben wir nicht. Bei uns hat jeder seine Meinung. Wir wollen niemandem sagen was gut oder schlecht ist....

sounds2move: Wirkt sich eigentlich diese Neugewonnenen Aufmerksamkeit in Sachen „Heavy Metal“ auch auf euch aus? Habt ihr auch schon einen Zuwachs an Fans oder eine zusätzliches Interesse an eurer Musik oder der Band ausmachen können?

Cédric: Leider bisher noch nichts weltbewegendes, aber n bisschen positive Resonanz ist schon rüber gekommen.

Heinz: Wir haben nie Statistik geführt, aber was auffällt ist, dass neben Altgedienten Haudegen auch vermehrt Jungs und Mädels von 15 aufwärts an den Konzerten auftauchen. Das beweist dass es für die Jungen von heute durchaus eine Alternative zu 50cent und Konsorten gibt.

Norman: Ja das können wird. Vor allem an den Besucherzahlen unserer Homepage bemerken wir jenes zusätzliche Interesse. Auch bekommen wir viele Positive E-Mails die uns Loben, was natürlich sehr erfreulich ist.

Pädu: Tatsächlich konnten wir eine Zunahme an Livegigs verzeichnen, auch die CD Verkäufe laufen gut. Es ist zu Hoffen das dieser Trend noch eine Weile anhält.

sounds2move: Nehmen wir Mal als Nationales Beispiel die Band Gotthard. Jene haben sich auf den Vergangenen Alben sehr stark dem Massengeschmack angepasst. Wie weit würdet ihr gehen, welche Kompromisse würdet ihr eingehen um auf breiter Ebene erfolgreich zu werden?

Cédric: Das ist schwer zu sagen, da man diese Frage nicht wirklich beantworten kann, bis man selbst einmal vor der Frage steht. Klar ist, dass man manche Kompromisse eingehen muss, aber man sollte sich seine Grenzen setzen, und an denen festhalten. Was für uns beispielsweise niemals in Frage käme, wäre eine Playback Performance, egal bei wem oder wofür.

Heinz: Die Frage beantwortet sich eigentlich aufgrund der vorangegangenen Antworten. Es ist sehr einfach pauschal auf so eine Frage zu Antworten solange man sie als Außenstehender beurteilt, aber sehr schwierig wenn man selbst vor der Wahl steht. Für mich ist nichts Verwerfliches daran mit Musik Geld zu verdienen. Bei  CROWN OF GLORY  ist es so, dass wir in erster Linie die Musik machen, die wir Privat auch hören, wenn andere Spaß daran haben, umso besser. Aber wir würden uns nie um jeden Preis verkaufen wollen.

Norman: Diese Frage ist in unserer derzeitigen Situation schwer zu beantworten. Aber wenn man mit solch einer Situation konfrontiert wird, dann trifft man oft Entscheidungen die man so vorher nicht für möglich gehalten hätte. Trotzdem müssen sich diese Musiker hinterfragen, ob jenes „kommerzielle“ System einen Sinn ergibt und somit ihre eigene Arbeit abschätzen. Auf der anderen Seite können gewisse Kompromisse der Musik gut tun, womit auch solche Songs Interessant sein können wenn man sich die Zeit nimmt und sich damit auseinandersetzt.

Pädu: Es wäre jetzt einfach zu Sagen: „Wir werden nie Kompromisse eingehen!“, es fragt sich jedoch was sich mit diesem Kompromissen erreichen lässt, was auf dem Spiel steht. Da wir uns noch nie mit solchen Fragen konfrontiert sahen, ziehen wir auch weiterhin unser Ding durch.

sounds2move: Und wo wäre der Punkt erreicht, an dem ihr sagen würdet „bis hier hin und nicht weiter“?

Cédric: An dem Punkt, an dem wir uns selber nicht mehr glauben könnten!

Heinz: Auch hier kann ich nur für mich sprechen, aber ich denke die Schmerzgrenze ist ziemlich niedrig. Ich will mir von keinem sagen lassen wir CROWN OF GLORY zu tönen hat.

Norman: Wenn es beginnt Langweilig zu werden. Denn Musik sollte einem vor allem Vergnügen bereiten.

Pädu: Ha ha, wenn wir auf Berndeutsch musizieren müssten, wäre der Punkt wohl weit überschritten....

Teil 2 ist ab sofort hier zu finden.

Interview: Nando Rohner, Ausarbeitung: Nando Rohner & Markus Rutten - www.sounds2move.de

Labelhomepage: www.quamlibetrecords.ch
Corwen : http://corwen.sikknezz.ch/
Crown of Glory: http://www.crown-of-glory.ch/home.htm
Arise: http://www.arisemusic.ch/
Motu Proprio: http://www.motuproprio.com/